Der Bielefelder IT-Dienstleister virtion hat sich seit seiner Gründung im Jahr 2011 ganz auf Hosting- und Managed Services spezialisiert. Frühzeitig setzte das Unternehmen dabei auf die Rechenzentrumsressourcen der Open Telekom Cloud (OTC). Wie das Modell im Detail funktioniert, wird virtion-Gründer und -Geschäftsführer Michael Kutzner auf dem Systemhauskongress CHANCEN am 27. September erläutern. Im Interview gibt er einen Ausblick auf den Workshop.
channelpartner.de: Welche Art von Kunden betreuen Sie?
Michael Kutzner, virtion: Wir betreuen Kunden aus verschiedenen Branchen - einige Beispiele sind Automotive, Finance oder Medien. Unsere Kundschaft kommt dabei im Wesentlichen aus Deutschland, aber auch Kunden aus Österreich, Estland und sogar Südafrika befinden sich in unserem Kundenstamm. Die Größe unserer Kunden ist dabei auch recht unterschiedlich - Startups mit 3 Mitarbeitern bis zu Softwaredienstleistern mit 400 Mitarbeitern werden durch uns bedient.
Ausschlaggebend ist dabei mehr, welche Art von Dienstleistung gefragt ist - hier geben wir durch unseren Fokus der engen Zusammenarbeit mit unseren Kunden im Bereich des Applikationsmanagements meistens den Ausschlag. Unseren Kunden ist dabei wichtig, dass wir verstehen, womit diese ihr Geld verdienen und wir uns darauf einstellen, sei es preislich, technisch oder mit der Tiefe der Services, den wir ihnen liefern.
channelpartner.de: Virtion hat sich binnen knapp zehn Jahren einen breiten Kundenstamm aufgebaut und bietet ihnen einen IT-Rundum-Service inklusive 24x7-Support, App-Management und Beratung. Wie schaffen Sie das alles mit nur 6 Mitarbeitern?
Michael Kutzner: Nun, die Frage wird des Öfteren gestellt. Dabei ist die Antwort recht einfach: Die zugrundeliegende Infrastruktur ist durchgängig standardisiert und das Management automatisiert. Dieses bietet uns die Möglichkeit uns auf unsere Kunden zu konzentrieren und deren Plattformen aus Sicht der Anwendung zu optimieren.
Ziel jeglichen Kundensetups ist dabei, dass wir eine hohe Verfügbarkeit der Services abbilden können ohne uns permanent um die zugrundeliegende Infrastruktur kümmern zu müssen. Faustregel dabei ist, dass wir Neukunden innerhalb von 1-2 Tagen onboarden können - Erweiterungen im Bestand sind im Minuten- oder Stundenbereich anzusiedeln, wenn dieses nicht (aufgrund der Anwendungen) automatisiert möglich ist.
Dabei kommt uns die OTC natürlich extrem zur Hilfe, welche uns alle Möglichkeiten der automatisierten Skalierung liefert, um hier entsprechend schnell agieren zu können.
channelpartner.de: Inwiefern kam Ihnen bei der Standardisierung und Automatisierung Ihrer Prozese zugute, dass Sie die virtion quasi auf der grünen Wiese von vornherein als MSP bzw. CSP aufsetzen konnten - frei von den Lasten eines klassischen Projekt- oder On-Premise-Geschäfts?
Michael Kutzner: Bei der Gründung der virtion war das von vornherein ein wichtiger Faktor. Die grüne Wiese hat uns die Möglichkeit geboten, alle Setups von Grund auf unter Berücksichtigung der genannten Rahmenbedingungen zu designen.
Dieses hat uns danach die Luft gegeben, entsprechend zu skalieren und auch mit unseren Kunden deren Anwendungen daraufhin zu optimieren. Denn dieses Vorgehen reduziert die Supportaufwände und bietet damit die Möglichkeit, die entsprechenden Service Level mit der doch eher kleinen Mannschaft zu liefern.
Damit können wir uns auf das Business des Kunden und nicht auf das Infrastrukturmanagement konzentrieren.
channelpartner.de: In die strategische Ausrichtung der virtion flossen sicherlich viele Erfahrungen aus Ihren Führungspositionen bei mediaWays/Telefonica oder arvato mobile im Hosting-Bereich mit ein. Welche Punkte waren für Sie wesentlich?
Michael Kutzner: Nun, das Business, wie wir es abbilden, skaliert aufgrund der Tiefe, in der wir mit unseren Kunden zusammenarbeiten, nur bis zu einer gewissen Mitarbeiterzahl. Das hat die Erfahrung gezeigt. Ein Kunde möchte sich in unserem Business, wenn er ein Problem hat, nicht durch Hotlines und Callcenter kämpfen, sondern direkt einen kompetenten Mitarbeiter am Telefon haben, der idealerweise auch noch das Kundensetup grundlegend kennt. Schnelligkeit ist hier ein wesentlicher Faktor.
In Kombination mit einer entsprechenden Tiefe der Dokumentation bietet das die Möglichkeit, bei Fragen oder Problemen schnell Hilfe leisten zu können. Das ist ein Outcome aus meiner Vergangenheit - denn nur, wenn der Kunde mit seiner Plattform Geld verdienen kann, können wir das mit dem Kunden. Hosting oder der Betrieb von Lösungen in der Cloud ist ein reines Vertrauensbusiness - und das geht nur mit einer kleinen, qualifizierten Mannschaft.
channelpartner.de: Sie befassen sich schon seit den 90er Jahren intensiv mit der Cloud-Thematik und kennen deshalb alle wesentlichen Anbieter sehr genau. Weshalb haben Sie sich bei der Wahl der Cloud-Plattform für virtion für die Open Telekom Cloud, kurz OTC, entschieden?
Michael Kutzner: Clouds waren in den 90ern ja noch eher nicht das Thema - aber es gab die ersten Ansätze wie Grid-Computing. Aber erst die Virtualisierung und IaaS (Infrastructure as a Service) legten die Grundsteine für die heutigen Hosting- und Cloud-Umgebungen. Die Markterschließung durch die ersten Cloud-Anbieter brachte dann auch ein Umdenken in der Kundschaft.
War es früher wichtig - auch durch technische Limitierungen vorgegeben - in "Servern" zu denken, ist es heute wichtig, seinen Service auf Basis von IaaS und PaaS zum Laufen zu bringen - das Ende der Entwicklung ist dabei noch nicht absehbar.
Die OTC hat gegenüber den "klassischen" Cloud-Anbietern den Vorteil, dass sie durch einen etablierten und vertrauenswürdigen Anbieter in Deutschland betrieben wird und andererseits sich auf stabile und skalierbare Services fokussiert, ohne dem Kunden das Gefühl zu geben, vom Regen in die Traufe zu geraten, was ein Vendor-Lock-In oder eine Preisspirale angeht.
Diese Kombination - ein stabiler, großer Anbieter mit einem gehobenen Sicherheitsverständnis, die rechtlichen Rahmenbedingungen in Bezug auf Datenschutz sowie die technische Basis der OTC, vereint mit unserer Flexibilität und Arbeitsweise bietet daher einen optimalen Ansatz zum Service-Providing für den Kunden.
Gleichzeitig entwickelt sich die OTC kontinuierlich weiter und liefert zum richtigen Zeitpunkt die wesentlichen Services auch für komplexere Umgebungen. Dabei liegt der Fokus der OTC auch immer darauf, den administrativen Overhead klein zu halten - dieses im Umkehrschluss gibt uns wieder die Möglichkeit, mit einer kleinen Mannschaft optimale Ergebnisse zu erzielen und den Blick für den Kunden zu schärfen.
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channelpartner.de: Virtion ist ein kleines Unternehmen, Telekom und T-Systems ein Konzern. Werden Sie überhaupt gehört, wenn Sie ein Anliegen haben? Wie funktioniert die Zusammenarbeit?
Michael Kutzner: Die Zusammenarbeit ist hervorragend - auf der Business-Seite arbeiten wir sehr eng mit unseren Partnermanagern und dem Telekom-Vertrieb zusammen. Das gemeinsame Ziel lässt die Unterschiede in der Größe doch verschwimmen - die Telekom besteht auch nur aus Menschen und mit denen verfolgen wir ein gemeinsames Ziel: bestmöglichen Service für die Kunden zu erbringen und damit ein stabiles und zukunftsträchtiges Geschäft aufzubauen.
Wir merken im Tagesgeschäft weniger, dass wir als kleine Firma wahrgenommen werden, und auch unsere Möglichkeiten des Zugriffs auf Ressourcen der Telekom - sowohl technisch als auch von der Business-Seite - sind optimal gestaltet.
channelpartner.de: Auf dem Systemhauskongress CHANCEN am 27. September in Düsseldorf werden Sie auch Projektbeispiele vorstellen. Können Sie uns dazu einen kurzen Ausblick geben?
Michael Kutzner: Ich werde drei Projekte bei Kunden mit unterschiedlich gelagerten Ausgangssituationen und Herausforderungen schildern, bei denen wir basierend auf der OTC optimale Lösungen umgesetzt haben, die sowohl den Kunden als auch uns messbare Mehrwerte ermöglichen. Die Projekte sind komplett unterschiedlicher Natur und spiegeln damit die vielfältigen Möglichkeiten der OTC wider.
Eines der geschilderten Projekten schildert die Auslagerung von Arbeitsplätzen eines Architekturbüros in die OTC mit dem Ziel, möglichst kostengünstig CAD-Arbeitsplätze zu betreiben und flexibel zu skalieren. Im zweiten Projekt geht es um die Auslagerung klassischer Infrastruktur: Navision, File-Services, Datenbanken als Ersatz für die klassische Umgebung im "hauseigenen Server-Raum". Hier ist das Ziel die Flexibilisierung, aber auch die Optimierung der betriebsinternen Abläufe.
Das letzte Beispiel wird ein Startup zeigen, das mit geringen Mitteln eine wirtschaftlich sinnvolle IT-Umgebung mit hoher Leistungsfähigkeit und Skalierbarkeit benötigt, um dem Wachstum Rechnung zu tragen.
Zum Video: "Kunden erwarten, dass wir verstehen, womit sie ihr Geld verdienen"
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