Individuelle Evaluation statt Aktionismus

VMware - ja oder nein?

01.10.2024 von Philipp Mölders
Die Ablösung der vertrauten Lizenzen durch ein Abomodell brachte für einige VMware-Kunden deutliche Preisveränderungen. Viele Unternehmen stellen sich also die Frage: Bleiben oder Wechseln? Und welche Alternativen gibt es?
Für Kunden, die eine Alternative zu VMware suchen, gibt es mehrere Optionen.
Foto: T. Schneider - shutterstock.com

Nüchtern betrachtet lassen sich die Lizenzänderungen bei VMware nach der Übernahme durch Broadcom auch als marktübliche Preisanpassung in einem Fünfjahreszeitraum erklären. Doch diese treffen eben sehr viele Unternehmen empfindlich, weil VMware Stand Dezember 2023 mit seinen Virtualisierungslösungen rund 60 Prozent Marktanteil hatte. Deshalb stellt sich vielfach die Frage, ob die nicht im Budget eingeplanten Preiserhöhungen hingenommen werden sollen, oder ob es Alternativen gibt.

Eines vorweg: VMware ist weiterhin eine hochverlässliche Technologie, die in vielen Anwendungsgebieten auch mit der Preisanpassung eine sinnvolle und wirtschaftliche Wahl bleibt. Für Unternehmen, die eine Alternative zu VMware in Erwägung ziehen, gibt es mehrere Optionen. Diese lassen sich grob in drei Kategorien unterteilen: Kubernetes, Cloud-Lösungen und Open-Source-Technologien.

Kubernetes: Der Standard für containerisierte Anwendungen

Kubernetes hat sich in den letzten Jahren als De-facto-Standard für containerisierte Anwendungen etabliert. Es bietet eine flexible und skalierbare Plattform, die sich gut in bestehende IT-Umgebungen integrieren lässt. Unternehmen, die bereits Container-basierte Workflows nutzen oder in Zukunft auf containerisierte Anwendungen setzen möchten, ist Kubernetes oft der logische nächste Schritt, um ihre Systeme zu skalieren und besser zu verwalten. Kubernetes ist zudem plattformunabhängig und lässt sich sowohl on-premises als auch in der Cloud betreiben. So entsteht eine hybride Multi-Cloud-Strategie, bei der Workloads flexibel zwischen verschiedenen Umgebungen verschoben werden können.

Cloud-Lösungen: Flexibilität und Skalierbarkeit

Eine weitere Option besteht darin, auf Cloud-Lösungen umzusteigen. Diese bieten eine hohe Flexibilität und Skalierbarkeit, die besonders für Unternehmen attraktiv sind, die ihre IT-Infrastruktur entlasten und gleichzeitig zukunftssicher gestalten möchten.

Hier stehen Unternehmen zwei Wege offen: die Nutzung von Hyperscalern wie AWS, Azure oder Google Cloud oder die Zusammenarbeit mit spezialisierten Anbietern. Letztere bieten vor allem Vorteile für Unternehmen, die individuelle Anforderungen haben oder in regulierten Branchen tätig sind: Sie unterstützen nicht nur bei der technischen Migration und mit einem kontinuierlichen technischen Support, sondern bieten auch ein umfassendes Migrations-Assessment. Dieses kann auch die gesamte IT-Strategie von Unternehmen hinsichtlich der passenden Applikationen, Plattformen und Infrastruktur prüfen und zukunftssicher ausrichten. Auf diese Weise kann der Dienstleister gemeinsam mit dem Unternehmen feststellen, ob die bisherigen on-prem-Lösungen weiterhin die beste Wahl darstellen oder ob eine Migration in die Cloud langfristig Vorteile bietet.

Open Source: Kosteneffizienz und Unabhängigkeit

Open-Source-Technologien gewinnen ebenfalls zunehmend an Bedeutung. Ein wesentlicher Vorteil von Open Source ist der Wegfall von Lizenzkosten, die einen großen Teil der Betriebskosten ausmachen. Darüber hinaus bieten viele spezialisierte Open-Source-Projekte inzwischen professionelle Support-Modelle an, die Unternehmen die gleiche Sicherheit wie proprietäre Lösungen bieten. Ein weiterer Pluspunkt von Open Source ist die geringere Gefahr eines technologischen Lock-ins. Zwar bleibt ein gewisses Lock-in-Risiko bestehen, doch die Migration zwischen verschiedenen Plattformen ist in einem Platform-as-a-Service- (PaaS) oder Infrastructure-as-a-Service-Modell (IaaS) heute wesentlich einfacher. Insbesondere der Kubernetes-Standard hat dazu beigetragen, dass Open-Source-Lösungen leicht in bestehende Infrastrukturen integriert werden können und Unternehmen nicht an eine bestimmte Plattform gebunden sind. Bei Bedarf können sie schnell wechseln.

Für wen eignet sich welche Lösung?

Die Wahl der richtigen Technologie hängt stark von den individuellen Geschäfts- und Applikationsanforderungen ab. Für mittelständische Unternehmen, die nicht auf Spezialplattformen und -features angewiesen sind, kann eine Open-Stack-Lösung eine interessante Alternative darstellen. Sie bietet eine kostengünstige und flexible Plattform, die sich gut an die Bedürfnisse dieser Unternehmen anpassen lässt. Für Unternehmen mit spezifischen Applikationsanforderungen, wie z.B. in der Maschinenbau- oder Gesundheitsbranche, bleibt VMware häufig die richtige Wahl. Die Virtualisierungstechnologie hat sich zum einen über viele Jahre bewährt und bietet zum anderen die nötige Stabilität und Sicherheit für latenzempfindliche oder geschäftskritische Anwendungen.

Dann bleibt noch die Überlegung, welche Ressourcen ein Wechsel beanspruchen würde. Besonders für größere Organisationen, deren Mitarbeiter speziell auf VMware geschult sind und deren Infrastruktur stabil läuft, könnte ein Wechsel auf den ersten Blick wenig attraktiv erscheinen. Gleichwohl ist eine individuelle Bewertung sinnvoll, um die technischen und wirtschaftlichen Auswirkungen von VMware und möglichen Alternativen zu evaluieren und festzustellen, welche Lösung vorteilhaft ist.

Die individuelle Bewertung ist entscheidend

Letztlich gibt es keine pauschale Empfehlung, welche Technologie die beste ist. Unternehmen sollten ihre IT-Infrastruktur und -Strategie individuell bewerten, um die optimale Lösung zu finden. Dabei ist es wichtig, nicht nur die aktuelle Situation zu betrachten, sondern auch die zukünftige Ausrichtung des Unternehmens. Eine klare Applikationsstrategie, die sich von der Geschäftsstrategie ableitet, ist der Schlüssel, um die richtige Entscheidung zu treffen.

Ob VMware, Kubernetes, Cloud oder Open Source - jede Technologie hat ihre Vor- und Nachteile. Die Entscheidung sollte auf einer fundierten Analyse basieren, die sowohl technische als auch betriebswirtschaftliche Aspekte berücksichtigt. Nur so können Unternehmen sicherstellen, dass ihre IT-Infrastruktur auch in Zukunft den Anforderungen gewachsen ist und sie optimal aufstellt für die kommenden Herausforderungen.

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