Krise? Welche Krise?

13.02.2003
Trotz der Krise in der IT-Branche haben Festplattenhersteller gut lachen. Zumindest Jens Hartmann, CEO von Western Digital, ist fest davon überzeugt, dass der Markt bald wieder wachsen wird.

Die Lage im Festplattenmarkt empfindet Jens Hartmann, CEO von Western Digital (WD) Deutschland, als gar nicht so schlimm. "Krise? Welche Krise? Fujitsu ist vor mehr als einem Jahr aus dem Geschäft mit 3,5-Zoll-IDE-Festplatten ausgestiegen. Dadurch wurde Platz frei, den wir uns mit Seagate und Maxtor teilen." Und er fügt hinzu: "Als Fujitsu die Produktion von 3,5-Zoll-Platten aufgab, haben wir deren Werk in Malaysia gekauft. Western Digital wurde dort sogar gefeiert, weil wir die Arbeitsplätze erhalten haben."

Western Digital ist gut im Geschäft, die Bestückung der Xbox teilt sich der Festplattenhersteller mit Seagate. Während andere Unternehmen mit dem Stellenabbau erst angefangen haben, als es richtig kriselte, hat WD sich schon vor drei Jahren entschlossen umzustrukturieren. "Auch deshalb hat uns der Rückgang der Bestellungen nicht ganz so hart getroffen", führt Hartmann weiter aus. Der Festplattenmarkt in Deutschland stagniert oder ist sogar leicht rückläufig. In Lateinamerika und in den Ostblockländern dagegen boomt er. "Im Gegensatz zu den anderen beiden Festplattenherstellern können wir die ganze Palette an Kapazitäten von 10 bis 250 GB anbieten", so Hartmann, und weiter: "Microsoft will beispielsweise in der Xbox keine höhere Kapazität als 10 GB einsetzen."

Außerdem werden ständig neue Einsatzgebiete für Festplatten erschlossen. Neben dem Einsatz in Spielekonsolen werden in nächster Zeit zunehmend Harddisks für digitale Videorekorder und auch für Fernseher gebraucht. Zudem steigt der Umsatz im Storage-Geschäft. Immer mehr Unternehmen setzen anstelle von relativ langsamen Bandspeichern Festplatten-Arrays ein. "Dabei geht der Trend zunehmend in Richtung IDE", erzählt Hartmann. "Diese Festplatten sind um einiges günstiger als SCSI-Platten und stehen in puncto Qualität SCSI-Laufwerken in nichts nach."

Große Herausforderung: Festplatten im Auto

"Die nächste große Herausforderung für uns Hersteller wird der Einsatz von Harddisks im Auto werden", glaubt Hartmann. Das Problem dabei ist nicht die Erschütterungsfestigkeit, das sei gelöst, sondern der große Temperaturbereich, dem die Festplatten ausgesetzt sind. "Von minus 40 Grad bis plus 80 Grad müssen die magnetischen Speicher durchhalten", erzählt er weiter. "Problematisch sind dabei besonders die Minustemperaturen. Denn dann kann sich auf der Platte Kondenswasser bilden, und beim Start wären die Köpfe sofort defekt." Aber dieser kommende Markt ist riesig, deshalb forscht nicht nur WD in dieser Richtung, sondern alle großen Festplattenhersteller wollen sich hier ein Stück vom Kuchen abschneiden.

Neuer Trend: Serial ATA stark im Kommen

Die parallele IDE-Schnittstelle stößt langsam an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit, deshalb wartet der Markt händeringend auf die schnellere serielle IDE-Schnittstelle (Serial ATA/SATA). Schon seit langem steht sie in den Startlöchern. Motherboards mit dieser Schnittstelle gibt es schon seit ein paar Monaten, doch die Festplattenhersteller halten sich bedeckt. Western Digital hat am 10. Februar die ersten Platten mit dieser Schnittstelle vorgestellt. "Unsere Platte besitzt eine Kapazität von 36,7 GB, dreht mit 10.000 Touren und ist ab der Cebit voll verfügbar", freut sich Hartmann. Über den Preis könne er noch nichts Genaueres sagen, nur so viel: Er soll etwa 30 Prozent unter dem einer vergleichbaren SCSI-Platte angesiedelt sein. Auf diese Platten will WD fünf Jahre Garantie geben. Ihr Einsatzgebiet sollen Server sein, denn WD spezifiziert die Platte mit einer Einsatzdauer von 24 Stunden bei sieben Tagen in der Woche. Die MTBF beziffert WD mit 1,2 Millionen Stunden.

www.wdc.de

ComputerPartner-Meinung:

Vor einigen Jahren haben viele Insider die Meinung vertreten, dass die Festplatte bald aussterben wird. Optische Speicherme-dien sollten die empfindlichen magnetischen Datenträger über kurz oder lang ablösen. Davon kann heute keine Rede mehr sein. Festplattenhersteller sitzen fester denn je im Sattel. Und ein Ende der Festplatte ist auch für die nächsten Jahren nicht in Sicht. Immer neue Anwendungen für den magnetischen Datenträger werden entdeckt. Außerdem sinkt der Preis pro GB beständig. Warum also sollte man auf diesen Datenträger verzichten? (jh)