Jens Heithecker, IFA-Direktor bei der Messe Berlin, hat derzeit alle Hände voll zu tun: Am 31. August 2012 startet die Internationale Funkausstellung. Im Interview mit ChannelPartner erläutert der Messe-Manager, was die Fachbesucher in Berlin erwartet.
Herr Heithecker, wie sieht die Buchungssituation für die diesjährige IFA aus?
Jens Heithecker: Aufbauend auf dem Erfolg der IFA 2011 ist die IFA weiter auf Wachstumskurs. 2012 rechnen wir mit einer gegenüber dem Rekordvorjahr erneut steigenden Ausstellungsfläche. Neben den maßgeblichen Herstellern für Consumer Electronics und Hausgeräte, die teilweise ihre Ausstellungsbereiche vergrößern, werden auch neue Aussteller beteiligt sein.
Bereit letztes Jahr waren sie an der Kapazitätsgrenze. Wie lösen Sie dieses Jahr dieses Problem?
Heithecker: Die Hallenflächen der IFA sind erneut ausgebucht. Wir werden auch in diesem Jahr wieder kreativ neue Ausstellungsflächen erschließen. Für 2014 erwarten wir die neue Halle mit zusätzlichen 15.000 Quadratmetern.
Warum sollte Ihrer Ansicht nach ein ITK-Fachhändler die IFA besuchen?
Heithecker: Für die CE-Händler ist die IFA traditioneller Pflichttermin, um sich auf die Innovationen zum Weihnachtsgeschäft vorzubereiten. Offensichtlich - und diesen Trend spüren wir in der IFA - wird es für die ITK-Hersteller immer wichtiger, die CE-Distribution anzusprechen. Sowohl technologisch, weil sich CE und ITK immer stärker vernetzt und bedingt, aber auch vom Marktrhythmus her.
Für den ITK-Handel eröffnet dies die Chance, sowohl ihre angestammten ITK-Lieferanten zu treffen, aber auch ihr Warenportfolio, als auch ihr Know-how in Richtung CE auszuweiten. Der stark wachsende ITK-Bereich in der IFA bedeutet sicherlich eine zusätzliche Motivation, nach Berlin zu kommen.
Mit welchen Themen auf der IFA sollte sich der ITK-Fachhändler beschäftigen?
Heithecker: Informations- und Kommunikationstechnik lässt sich heute kaum noch auf eine bestimmte Produktgruppe beschränken. Die Vernetzung von immer mehr Gerätearten aus den Sparten CE-, IT und TK ist schon längst Alltag. Die Möglichkeiten, die über die Vernetzung der einzelnen Komponenten entstehen, wachsen exponentiell, ganz gleich, ob es sich um ein Smartphone, ein vernetztes Fernsehgerät oder einen Tablet-PC handelt - und somit auch die Möglichkeit für´s Business.
In der IT-Branche wird ein großer Teil des Geschäfts über die Distribution abgewickelt. Warum, glauben Sie, sind diese Grossisten auf der IFA unterrepräsentiert?
Heithecker: Ich denke nicht, dass große Distributoren unterrepräsentiert sind. Alle führenden internationalen Großhändler sind bei der IFA vor Ort. Der stark gewachsene Zuspruch von IT- und TK Unternehmen, wie Distributoren zeigt die Bedeutung der IFA für diesen Bereich.
Die IFA gilt als wichtige Ordermesse für das Weihnachtsgeschäft. Was erwarten Sie sich beim Ordervolumen auf der Messe?
Heithecker: Die IFA ist das weltweit wichtigste Ereignis für Handel und Einkäufer. Hier wird das Weihnachtsgeschäft für CE & HA vorbereitet - und zwar weit über Deutschland hinaus. Sowohl auf Fachbesucher-Seite als auch auf Medienseite hat sich die IFA zur globalen Nr. 1 entwickelt, wenn wir uns rein auf die Zahlen stützen. Letztes Jahr wurden allein an den sechs Messetagen Waren im Wert von 3,7 Milliarden Euro bestellt. Das passiert auf keiner anderen Elektronikmesse weltweit. Die Prognose zeigt für 2012 ein globales Wachstum um drei bis fünf Prozent für den Markt der Consumer Electronics und Elektrohausgeräte - wir sind also optimistisch, das Vorjahresniveau wieder zu erreichen.
Die IFA hat sich in den letzten Jahren auch der weißen Ware geöffnet. Führt eine Verbreiterung des Produktbereichs nicht zu einer Verwässerung des Messeprofils?
Heithecker: Im Gegenteil. Sowohl auf der Hersteller- als auch auf der Handelsseite sehen wir die immer stärkere Verzahnung der Märkte. In Zahlen haben wir den absoluten Erfolg bereits mit jeder Wachstums-IFA seit 2008 belegen können. Es hat sich für alle Seiten gelohnt: Elektrohausgeräte-Aussteller und die bisherigen IFA-Aussteller ergänzen sich perfekt.
Seit Jahren wird von der Konvergenz von Unterhaltungselektronik und Informationstechnologie gesprochen. Ist diese Konvergenz heute schon Realität?
Heithecker: In der üblichen Definition ist Konvergenz bereits Realität. Wobei ich mit dem Begriff kämpfe, denn er ist mir zu ungenau. Für mich geht es einerseits um Multifunktionalität bzw. völlig neue Geräte- und Anwendungskategorien. Das einfachste Beispiel ist das Smartphone mit exzellenter Kamera und vielleicht größerem Display, das in Teilen eine Kamera oder einen Computer ersetzt oder mobiles TV-Gerät zugleich ist. Hier ist nicht verschmolzen, sondern ausgeweitet worden. Den zweiten Teilbegriff von Konvergenz wird oft mit Vernetzung gleichgesetzt - auch hier öffnen sich für Gerätehersteller, Entwickler und Anwender neue Perspektiven. All diese großen und kleinen Revolutionen finden Sie auf fast jedem Stand der IFA.
Wie sehen Sie die IFA in der Konkurrenzsituation zu anderen großen IT- und UE-Messen wie die Computex, die CES oder die CeBIT?
Heithecker: Gelassen - die IFA wartet mit einem kontinuierlichen Wachstum auf und findet zum besten Zeitpunkt im Jahr statt, um sich mit dem Handel auf die ausschlaggebende Saison vorzubereiten. Mehr denn je fokussiert die Industrie ihre Innovationen auf die IFA, um sofort in den Medien und vor allem gleichzeitig im Handel zu sein. Auch stehen wir nur mit einer der genannten Messen global in Budgetwettbewerb. Im Wettbewerb um Aufmerksamkeit für die CE-Industrie stehen wir bereits an der Spitze.
Was zeichnet insbesondere den Messestandort Berlin aus?
Heithecker: Berlin ist seit Jahrzehnten als internationaler Messe- und Kongressstandort etabliert und unangefochten die Nummer 1 unter den Kongressstädten in Deutschland. Die Hauptstadt bietet eine herausragende Infrastruktur, eine attraktive Hotellandschaft in allen Kategorien, ein abwechslungsreiches Dienstleistungsangebot und ein sehr gutes Preis/Leistungs-Verhältnis. Die Attraktivität Berlins hat auch wirtschaftlich überaus positive Auswirkungen: Durch das florierende Messe- und Kongressgeschäft beispielsweise generierte die Messe Berlin im vergangenen Jahr einen Kaufkraftzufluss in Höhe von rund 1,8 Milliarden Euro für die Region Berlin-Brandenburg. (awe)