In ihrer Herbstprognose erwarten die Kieler einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,5 Prozent und revidieren damit die Sommerprognose (-0,3 Prozent) nach unten. Gründe seien vor allem eine schwache Industriekonjunktur, die Krise in der Bauwirtschaft sowie sinkende Konsumausgaben, teilte das IfW am Mittwoch weiter mit.
Auch für 2024 rechnet das IfW mittlerweile nur noch mit einem Plus beim Bruttoinlandsprodukt von 1,3 Prozent (bisher 1,8 Prozent). Die Ökonomen erwarten, dass sich die Inflation im kommenden Jahr deutlich verringern und 2024 sowie 2025 2,1 Prozent betragen wird.
"Deutschland bekommt jetzt auch zu spüren, dass sein altes industrielles Geschäftsmodell nicht mehr funktioniert", sagte IfW-Präsident Moritz Schularick. Zudem belaste die Zinswende die Wirtschaft im Inland und über die Exportmärkte. "Die Notenbanken haben erfolgreich Zähne im Kampf gegen die Inflation gezeigt, und in diesem neuen Umfeld muss sich die deutsche Wirtschaft nun behaupten."
Die Kieler Ökonomen gehen davon aus, dass die Wirtschaft erst zum Jahreswechsel wieder Fahrt aufnehmen wird. Obwohl Belastungsfaktoren wie der hohe Krankenstand und Lieferengpässe nachgelassen hätten, sei die Wirtschaft noch nicht auf einen Expansionskurs eingeschwenkt.
Nach Ansicht von IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths bleibt die Gesamtwirtschaft derzeit unter ihren Möglichkeiten. Zwar dürfte sich die Kapazitätsauslastung wieder erholen. "Allerdings liegt die Wirtschaftsleistung dann rund drei Prozent unter dem Niveau, das vor dem Ausbruch der Pandemie für die Jahre 2024 und 2025 möglich erschien." Die deutsche Wirtschaft stoße künftig schneller an Produktionsgrenzen. (dpa/ad)