EMEA-Partner-Konferenz

Kaspersky will mehr B2B-Geschäft

22.11.2011 von Alexander Roth
Der russische Sicherheitslieferant Kaspersky sieht im Geschäftskundensegment seine Zukunft und passt entsprechend sein Partnerprogramm und die Lösungspalette an. Und will dabei channel-treu bleiben.

Der russische Sicherheitslieferant Kaspersky sieht im Geschäftskundensegment seine Zukunft und passt entsprechend sein Partnerprogramm und die Lösungspalette an. Und will dabei Channel-treu bleiben.

Von Alexander Roth, ChannelPartner

Eugen Kaspersky ist immer für Überraschungen gut. Der Visionär und IT-Veteran ließ erst jüngst aufhorchen, als er ein großes Investment seines Konzerns in die Formel 1 ankündigte - jetzt kleben die Kaspersky-Logos auf den schicken Flitzern von Ferrari. Passend dazu hatte der Konzernchef seine europäischen Partner im Vorfeld des Formel-1-Rennens in Abu Dhabi in das nahe gelegene Dubai eingeladen

Wie ein Mechaniker in der Boxengasse: Eugen Kasperky hat im Original-Formel-1-Anzug die EMEA-Channel-Konferenz in Dubai eröffnet.
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Rund 120 Teilnehmer folgten dem Ruf, eine für diese Entfernung und Branche beachtliche Zahl. Denn was Kaspersky nicht ist: ein Security-Spezialist für IT-Netzwerke, und so wäre doch so eine Veranstaltung eigentlich nichts für den IT-Channel und Systemhäuser - mag man meinen. Doch bei und mit Kaspersky ticken die Uhren anders. Der Konzern hat seinen beachtlichen Erfolg im Privatkundengeschäft in den vergangenen Jahren als einer der schnell wachsenden B2C-Security-Anbieter geschickt dazu genutzt, sich zunehmend Renommee unter den Systemhauspartnern aufzubauen - und will, wie die Konferenz deutlich machte, sich nun einen Schritt weiter im B2B-Geschäft etablieren.

Das Gebot dazu gab Eugen Kaspersky in seiner Keynote und auch im Gespräch mit ChannelPartner vor Ort ab: "Unsere erste Prämisse ist die 100-prozentige Channeltreue. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern", so der Konzernchef gegenüber ChannelPartner. Auf die Frage, wie er denn sein Unternehmen wahrgenommen habe wolle, sagte Kaspersky: "Wir wollen die gefragtesten Experten in Sachen IT-Sicherheit am Markt sein. In Kategorien wie B2B oder B2C wollen wir nicht eingeordnet werden, genauso wenig wie wir das Label eines reinen Virenspezialisten aufgedrückt bekommen wollen".

Enger mit dem Channel

Das Management gab in Dubai einen klaren Fahrplan vor, wohin die Reise gehen soll: Das russische Softwarehaus möchte mit neuen Angeboten seinen Channel enger binden und ausbilden. "IT-Security ist mit immer komplexeren Anforderungen versehen. Stichworte sind etwa Mobility, Consumerization und Cloud Computing. In all diesen Aspekten lauern zahlreiche neue Gefahren, ob für den Privatanwender oder auch zunehmend für Unternehmen. Wir werden deshalb stark in unser Portfolio und auch das Partnernetzwerk investieren, um uns diesen Gefahren entgegenzustemmen" so Eugen Kaspersky zu ChannelPartner

Bücker EDV ist Kasperskys "Partner of the Year": Rosemarie Bücker; Ilijana Vavan, Vertriebsleiterin Europa bei Kaspersky; Christian Bücker und Eugen Kaspersky (v.l.n.r.)
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So steht weniger der Ausbau der Partnerzahlen im Vordergrund - im D-A-CH-Raum sind es derzeit rund 2.500 registrierte, 300 Silber-, 30 Enterprise- und 12 Gold-Partner -, sondern eine Nachjustierung im Partnerprogramm: Genannt wurden vor allem spezielle Schulungs- und Marketingprogramme für Partner der höheren Stufen, die bereits ab sofort greifen sollen.

Besonderen Stellenwert kommt hier dem Vertrieb der Client-Sicherheitslösung für kleine Unternehmen "Endpoint Security 8" zu. Kaspersky hatte das Produkt im Oktober auf den Markt gebracht, das von vielen Partnern mit offenen Armen empfangen wurde. "Anti-Malware-Lösungen verschiedener Hersteller mögen sich vom Leistungsumfang her oft ähnlich sein, Security 8 hat aber ein Feature, das andere Lösungen nicht haben: Dateninhalte von verlorenen Smartphones lassen sich per SMS löschen, während andere Anbieter dafür eine Internetverbindung benötigen", wie Partner Christian Bücker vom Systemhaus Bücker EDV gegenüber ChannelPartner sagte.

Ein weiteres Feature der Lösung istdie Möglichkeit, die Software auf den Smartphones über die gleiche Administrationskonsole zu verwalten, über die auch die anderen Produkte wie Kaspersky Client-Security administriert werden. "Bei Kunden jeder Größenordnung ist das ein entscheidender Unterschied, der für Kaspersky spricht und großes Interesse weckt", so Bücker weiter.

Webschutz aus der Wolke

Des Weiteren lieferte der Hersteller technische Ausblicke: Das IT-Haus will im kommenden Jahr noch einmal mit dem eigenen Hosted-Security-Angebot ein Comeback durchstarten. Kaspersky hatte die Cloud-Vertriebsvariante bereits vor zwei Jahren vorgestellt, seitdem aber zumindest bei der Partner-Community im D-A-CH-Raum wenig Erfolg damit gehabt.

Festliche Atmosphäre au der europäischen Partnerkonferenz von Kaspersky in Dubai.
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im ersten Quartal 2012 will der Hersteller nun mit einer erneuten Webkonsole einen Neustart wagen: "Wir bieten dieses Cloud-Modell rein indirekt an. Unsere Partner-Community kann unser Angebot aufgreifen und ihren Kunden Malware- und Spamschutz direkt über das Web anbieten, ohne selbst hosten zu müssen. Das ist eine wunderbare Ergänzung zur Endpoint-Security, zumal hier neues Geschäft wartet. Und auch Wettbewerb durch ein mögliches Direktgeschäft aus unserem Haus gibt es dabei nicht zu befürchten, da wir auch hier dem Channel treu bleiben", so Kaspersky-Managerin Tsailing Merrem.

Weitere Standbeine erhofft sich Kasperksy durch zwei weitere Produkte, die Ende kommenden Jahres erscheinen sollen: Die Lösung "Data Protection Edition" wird sich mit Datenschutz und Verschlüsselung befassen, Kasperskys angekündigtes "Security Center 10" wird ein erweitertes, über Security hinausgehendes Systemmanagement ermöglichen.

Die Partner waren mit diesen Ankündigungen zufrieden: Wie sollte es auch anders sein, scheint ihnen zumindest untereinander keine neue Konkurrenz durch stark wachsende Partnerzahlen zu drohen. So feierten die Teilnehmer der Kaspersky-EMEA-Channel-Konferenz in der Hitze der Wüste, da sorgte auch nicht der gemeinsame Besuch der Ferrari-Welt in Abu Dhabi mit seinen Filtzern und den Achterbahnen für Abkühlung. (rw)