Einstellung zu Retouren, Nachhaltigkeit und In-App-Käufen

Jeder Vierte kauft überwiegend im Internet

18.09.2024 von Peter Marwan
Rund 30 Prozent ihrer Einkäufe erledigen Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland über das Internet. Der Wert ist genauso hoch wie im Corona-Jahr 2020. 27 Prozent kaufen inzwischen mindestens die Hälfte ihrer Waren und Dienstleistungen online.
 
  • Verbraucher nehmen Retouren-Problematik wahr
  • Nachhaltigkeit wird Verbrauchern wichtiger
  • In-App-Käufe werden beliebter
Laut Postbank Digitalstudie hat sich der Anteil der Online-Einkäufe auf dem hohen Niveau des Corona-.Jahres 2020 stabilisiert.
Foto: Postbank

Die "Postbank Digitalstudie 2024" hat auch interessante Zahlen zum Online-Einkaufsverhalten geliefert. Hilfreich sind die vor allem, weil die Studie schon seit mehreren Jahren durchgeführt wird und sich dadurch Vergleiche ziehen und Entwicklungen erkennen lassen. Außerdem beobachtet sie nicht nur, wie populär Online-Shopping ist, sondern auch, welche Erwartungen Online-Käufer dabei haben.

2024 erledigen Verbraucherinnen und Verbraucher laut Postbank Digitalstudie rund drei von zehn Einkäufen über das Internet. Damit liegt der Anteil auf dem Niveau des Corona-Jahres 2020. Mindestens die Hälfte ihrer Waren und Dienstleistungen kaufen inzwischen 27 Prozent der Befragten online.

Menschen unter 40 Jahre besorgen 40 Prozent ihrer Waren online. Das sind 13 Prozentpunkte mehr als in der Gruppe der über 40-jährigen. Gemeinsam ist allen, dass die bequeme Zustellung nach Hause der Hauptgrund für das digitale Einkaufen bleibt.

Die weiteren Gründe für das Online-Shopping variieren jedoch stark zwischen den beiden Altersgruppen. Für die jüngeren Online-Shopper sind die sofortige Verfügbarkeit (38 Prozent) und die Möglichkeit, unterwegs per App einzukaufen (30 Prozent) besonders wichtig. Im Vergleich dazu nutzen bislang nur 22 Prozent der älteren Verbraucher Apps zum Einkaufen. Günstigere Preise schätzen 56 Prozent der älteren Online-Shopper, während das nur für 46 Prozent der jüngeren wichtig ist.

Ein weiterer Unterschied zeigt sich in Bezug auf die Öffnungszeiten. 53 Prozent der ab 40-Jährigen schätzen die Möglichkeit, jederzeit einkaufen zu können. Bei den unter 40-jährigen Online-Käufern sind es dagegen nur 40 Prozent.

Verbraucher nehmen Retouren-Problematik wahr

77 Prozent der Käufer bevorzugen Anbieter, die minimal und nachhaltig verpacken und kauft bei ihnen online ein. 43 Prozent achten beim Bestellen darauf, nur Produkte zu wählen, die sie wahrscheinlich nicht zurücksenden müssen. Und 82 Prozent unterstützen die Forderung, dass Retouren nicht vernichtet werden dürfen.

Das EHI Retail Institute hat im vergangenen Jahr die Strategien der Online-Händler zur Retourenvermeidung abgefragt.
Foto: EHI Retail Institute

So zumindest die Lippenbekenntnisse in der Umfrage. Inwieweit sich die Befragten dann im Alltag daran halten, ist offen. Das EHI Retail Institut hat für 2023 ermittelt, inwieweit sich retournierte Artikel wieder als A-Ware verkaufen lassen. Im Durchschnitt sind das zwischen 50 und 75 Prozent der retournierten Artikel.

Im Bereich Mode, der durch hohe besonders Retourenquoten gekennzeichnet ist, in dem Retouren aber auch zum Geschäftsmodell gehören, liegt der durchschnittliche Anteil der wiederverwendbaren Retouren höher (76 bis 99 Prozent). In den Produktsegmenten Consumer Electronics, DIY & Garten sowie Autozubehör ist der Anteil der Wiederverwendbarkeit der retournierten Artikel als A-Ware deutlich geringer (26 bis 50 Prozent), da retournierte Artikel hier häufig beschädigt sind.

Nachhaltigkeit wird Verbrauchern wichtiger

Ähnlich wie bei Retouren ist bei der Nachhaltigkeit die geäußerte Bereitschaft hoch, sich bewusster zu verhalten. Inwieweit diese bekundete Bereitschaft sich dann auch im alltäglichen Verhalten widerspiegelt, verrät die Postbank-Studie allerdings nicht. Immerhin ist ein Trend erkennbar - und zeichnet sich ab, dass das Thema an Bedeutung gewinnt.

Unerwartetes Ergebnis: Jüngere können sich eher vorstellen, Anzahl und Umfang ihrer Online-Käufe zu reduzieren.
Foto: Postbank

Denn die 18- bis 39-Jährigen sind deutlich eher bereit, für Nachhaltigkeit tiefer in die Tasche zu greifen als die ab 40-Jährigen. Zum Beispiel achten jüngere Online-Käufer stärker auf eine CO2-Kompensierung und sind überdurchschnittlich häufig zu einer freiwilligen Ausgleichszahlung bereit: 26 Prozent bestellen bevorzugt in Shops, in der als Ausgleich für das entstandene CO2 eine Spende gezahlt werden kann. Bei Älteren trifft das nur auf 11 Prozent zu. Zwei von drei jüngeren Deutschen akzeptieren auch höhere Produktpreise bei nachhaltigem Versand. Bei den über 40-Jährigen sind lediglich 46 Prozent dazu bereit.

In-App-Käufe werden immer beliebter

Insgesamt haben rund 40 Prozent der Deutschen bereits In-App-Käufe getätigt. Allerdings haben bei den unter 40-jährigen bereits 70 Prozent schon Erfahrung damit, zusätzliche Inhalte oder Funktionen in mobilen Anwendungen zu kaufen. Ab 40-Jährige sind deutlich zögerlicher. Von ihnen haben lediglich 29 Prozent schon mindestens einmal In-App-Käufe getätigt. 43 Prozent dieser Altersgruppe haben nicht vor, das zu tun.

Mehr zum Thema

Interview mit eBay-Chefin Saskia Meier-Andrae

Gegenwind für 08/15-Onlineshops

Prozess um spektakulären Betrug mit Rücksendungen

Online-Käufer achten verstärkt auf Datenschutz