Gesundheits- und Fitnesstracker

Jeder dritte Deutsche lässt sich vermessen

09.02.2016
Wearables mit Gesundheits- und Fitnesstracking-Funktion werden in Deutschland immer häufiger genutzt. Das hat eine Umfrage des Bitkom ergeben, nach der fast jeder dritte Deutsche seine Gesundheitswerte aufzeichnen lässt.
Fast jeder dritte Deutsche nutzt einen Fitness-Tracker.
Foto: Syda Productions - shutterstock.com

Fast jeder dritte Deutsche ab 14 Jahren nutzt mittlerweile einen Fitness- oder Gesundheitstracker zur Aufzeichnung von Gesundheitswerten. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Branchenverbands Bitkom, für die 1.236 Personen zum Thema befragt wurden. Fast ebenso viele deutsche Smartphone-Nutzer setzen laut Umfrage Gesundheits-Apps ein, die beim Abnehmen oder der Schlafüberwachung, aber auch bei der Suche nach Ärzten oder Apotheken in der Nähe helfen sollen. 65 Prozent der Nutzer eines Fitnesstrackers oder einer Gesundheits-App streben die Verbesserung ihrer Gesundheit an, 36 Prozent wollen sich mehr bewegen und 26 Prozent grundsätzlich mehr über ihren Gesundheitszustand wissen.

Dabei ist das Misstrauen der Deutschen gegenüber solchen Wearables allerdings noch groß, wie eine weitere Verbraucherbefragung des Marktforschungsunternehmens YouGov ergeben hat. So trauten dort 32 Prozent der Befragten den Messwerten der Tracker nicht und 31 Prozent befürchten falsche Gesundheitsratschläge. Mit 39 Prozent noch größer ist die Anzahl derer, die die Verwendung der gemessenen Daten durch Dritte kritisch betrachten, knapp die Hälfte der Befragten möchte immerhin die Hoheit über den Empfänger dieser Messungen haben.

Gesundheits- und Fitnesstracker sowie die Erfassung von Gesundheitsdaten sind mittlerweile auch auf dem Radar des Bundesministerium der Justiz und für den Verbraucherschutz unter Heiko Maas gelandet. Der Bundesminister gibt gegenüber dem Bitkom zu Protokoll, dass diese Daten als "Teil der Privatsphäre" gelten, die von Unternehmen respektiert werden müssten. Das schließe auch den Zwang dazu aus, seine Fitness zu überwachen und die Daten für eine bevorzugte Behandlung an eine Krankenversicherung weiter zu leiten. Nach Ansicht von Maas darf es nicht sein, dass "Informationen über körperliche und oder seelische Schwächen auf dem Datenmarkt die Runde machen", weshalb nun geprüft werden soll, ob die Verwendung "bestimmter Gesundheitsdaten" auf Grundlage der neuen EU-Datenschutzgrundverordnung eingeschränkt wird.

Wearable Trends 2016
Der Markt für Wearables wird im Laufe der nächsten Jahre weiter wachsen - wenn man den Analysten Glauben schenken mag. Wir haben die Top Ten der Wearable Trends für 2016 für Sie zusammengefasst.
1. Der Wearables-Markt wächst weiter
Zahlreiche Analysten sehen den Wearables-Markt weiterhin im Aufwind. Der Branchenverband Bitkom prognostizierte für das Jahr 2015 einen Umsatz von rund 71 Millionen Euro auf dem deutschen Markt. In den USA nutzen inzwischen bereits knapp 40 Millionen Menschen Smartwatches, Fitness Tracker und andere Wearables. Im Vergleich zum Vorjahr schnellte die Zahl der Wearable-User um satte 57,7 Prozent nach oben. Bis zum Jahr 2019 sollen laut IDC weltweit rund 156 Millionen Wearables verkauft werden.
2. Smartwatches können Fitness-Tracker nicht verdrängen
Viele Analysten rechneten damit, dass Fitness- und Activity-Tracker (die tatsächlich nichts anderes tun, als Schritte, Kalorien und Herzschläge zu zählen) mit Erscheinen der Apple Watch vom Markt verschwinden. Taten sie aber nicht. Um das Ganze mit einem Vergleich zu untermauern: Apple verkaufte laut IDC im zweiten und dritten Quartal 2015 ungefähr 7,5 Millionen Exemplare der Watch. Fitbit - Marktführer bei Fitness- und Activity-Trackern - konnte im selben Zeitraum 9,2 Millionen Tracker absetzen.
3. Neue Konkurrenten für Fitbit
Während die Fitbit-Aktie zu Beginn des Jahres 2016 massive Kurseinbrüche erlebt hat, macht sich die Konkurrenz bereit für den Markteintritt. Allen voran die Chinesen von Xiaomi. Die bieten mit dem Mi Band einen Fitness-Tracker für umgerechnet ca. 14 Euro an. Momentan macht Xiaomi laut IDC 97 Prozent seines Umsatzes in der eigenen Heimat. Wenn die Expansion gelingt, könnte es für Fitbit eng werden. Dazu kommt, dass weitere, vielversprechende Player ins Geschäft einsteigen wollen - zum Beispiel Garmin, Withings oder Under Armour.
4. Wearable Apps werden besser und teurer
Das US-Marktforschungsinstitut NPD Group geht davon aus, dass Apps für Fitness-Tracker und andere Wearables sich deutlich weiterentwickeln werden - insbesondere was Funktionalitäten und User Experience angeht. Um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben, werden die Hersteller allerdings neue Einnahmequellen finden müssen. Die NPD Group geht davon aus, dass viele Wettbewerber dem Beispiel von Fitbit folgen werden. Der US-Marktführer bietet inzwischen ein kostenpflichtiges Premium-Abonnement an. User, die Wert auf einen personalisierten Trainingsplan oder tiefgehendere Schlaf-Analysen legen, zahlen dafür rund 50 Euro pro Jahr.
5. Hacker nehmen Wearables ins Visier
Mit steigender Beliebtheit der Wearables werden diese auch immer interessanter für Hacker und Cyberkriminelle. Bruce Snell - Direktor für Datenschutz und -sicherheit bei der Intel Security Group - sieht vor allem in der Bluetooth LE-Technologie ein Problem: "Im Zusammenhang mit dieser Technologie wurden bereits mehrere, gut dokumentierte Sicherheitslücken gefunden. Es ist gut möglich, dass sich mit jeder neuen Software-Version neue Lücken auftun. Ein schlecht programmiertes Wearable kann Angfreifern eine Hintertür zu Ihrem Smartphone öffnen." Snell rechnet damit, dass in den nächsten Monaten zahlreiche, weit verbreitete Wearables kompromittiert werden.
6. Smart Clothing wird zum Trend
Der Bereich Smart Clothing wird laut dem Netzwerkausrüster Juniper wesentlich zum Wachstum des Wearable-Marktes beitragen. Die sensorbestückten Kleidungsstücke sollen allerdings nicht bei den Verbrauchern reißenden Absatz finden, sondern im Bereich des professionellen Sports. Bereits jetzt nutzen einige Spieler in NFL, NBA oder auch der UEFA Champions League solche smarten Kleidungsstücke, um ihre Performance besser kontrollieren zu können. Künftig sollen ganze Sportteams mit den Klamotten ausgerüstet werden.
7. Der Trend zum Schlaf
2016 könnte das Jahr des Schlafes werden. Die meisten Fitness- und Activity-Tracker sowie Smartwatches überwachen den Schlaf ihrer Nutzer bereits. Mit steigender Zahl der Sensoren werden diese Analysen deutlich ausgefeilter und tiefgehender ausfallen. Das ultimative Ziel scheint beim Unternehmen Nuyu bereits in Reichweite: Ein System zur Schlafverbesserung regelt die Körpertemperatur seines Nutzers, um die Schlafqualität zu erhöhen.
8. Wearables in der Nische
Die Differenzierung unter den Wearables dürfte im Jahr 2016 weiter zunehmen. Egal, ob es ein Wearable für die Dame von Welt sein soll, das vor allem stylish ist, oder eines, das vor zu hoher UV-Einstrahlung warnt.
9. Die Uhren-Revolution
Im vergangenen Jahr konnte man auf dem Uhrenmarkt ein Phänomen beobachten: Immer mehr Traditions-Hersteller begannen damit, ihren mechanischen Zeitanzeigern smartes, konnektives Leben einzuhauchen. Auch dieser Trend dürfte sich weiter verstärken.
10. Übergangslösung Wearables
Liz Dickinson, CEO des Wearable-Herstellers Mio Global, glaubt nicht daran, dass sich Wearables auf lange Sicht behaupten können: "Die heutigen Wearables sind lediglich eine Übergangs-Technologie. Das ultimative Ziel ist die vollständige Integration und Implantation in den menschlichen Körper. In Zukunft werden wir noch vernetzter sein und unsere Umwelt wird sich mit Hilfe eines neuen Systems, das in unseren Körpern eingebettet ist, unseren physiologischen und emotionalen Bedürfnissen anpassen."

Krankenkassen wollen die Daten nutzen

Dabei streben zumindest einige Krankenkassen genau das Gegenteil an. Sie sehen in den Trackern eine hervorragende Möglichkeit, um den Gesundheitszustand der Versicherten im Blick zu behalten. So beispielsweise die Techniker Krankenkasse, deren Chef Jens Baas in einem aktuellen Interview mit der Süddeutschen Zeitung den Wunsch nach einer elektronischen Patientenakte äußert, in der auch gesammelte Daten von Wearables enthalten sein könnten. Die Verwaltung dieser Daten würde der Krankenkasse obliegen, gehören würden sie dem Versicherten, der sie so auch einfach mitnehmen könne, wenn er die Kasse wechselt. Damit wäre nach Ansicht von Baas eine bessere Betreuung von Patienten möglich.

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