Vor drei Jahren verkündete Synaxon-Chef Frank Roebers für PC-Spezialist das "Ende des Hardware-Handels" und baute den Fachhandelsverbund zu einem Dienstleisternetzwerk aus, das sich mit Service-Paketen zu Pauschalpreisen erfolgreich neu positionierte. Im vergangenen Jahr sprach der Vordenker der Branche mit Blick auf die Dienstleister-Kooperationen iTeam und Akcent von der "Dritten Welle der IT", die den Wandel zu Managed Services einläute. Beides ist weiterhin gültig und wird inzwischen auch von den Wettbewerbern in Fachhandel und Systemhausgeschäft anerkannt. Doch im Bestreben, immer an der Spitze der Branchenentwicklung zu bleiben, sind Roebers und die Synaxon AG erneut einen Schritt weiter.
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"Das Reparaturgeschäft gerät zunehmend unter Druck", berichtet Roebers im Hinblick auf die Ausrichtung von PC-Spezialist. Viele Wettbewerber seien heute ebenfalls mit Dienstleistungen zu Festpreisen unterwegs und dass auch Retail-Schwergewichte wie Media-Saturn zunehmend auf Services setzten, verschärfe die Konkurrenz zusätzlich. "Schon als wir 2011 die Service-Strategie von PC-Spezialist einführten, wussten wir, dass das die Fachhändler nur eine Zeitlang tragen wird. Wer künftig weiterhin auf dem Markt bestehen will, muss sich in Richtung Managed Services und hin zum Firmenkundengeschäft entwickeln."
Um den deutschlandweit mehr als 300 Servicepartnern von PC-Spezialist diese Weiterentwicklung zu erleichtern, hat die Synaxon AG im Sommer das neue "PC-Spezialist Servicepaket" eingeführt - ein Managed-Service-Produkt mit der Zielgruppe Privatkunden: Für eine Jahrespauschale von 99 Euro erhalten diese Virenschutz, eine tägliche Systemprüfung, regelmäßige Datensicherung sowie Freiminuten für eine eventuelle Fernwartung. "Die ersten PC-Spezialist-Partner haben bereits die Marke von 100 verkauften Servicepaketen überschritten", berichtet Roebers.
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Zur typischen Kundenzielgruppe gehörten beispielsweise 30- bis 50-jährige, die das Servicepaket ihren Eltern im Seniorenalter schenkten. "2011 haben wir bewiesen, dass Privatkunden bereit sind, für Dienstleistungen zu zahlen. Das gleiche beweisen wir jetzt für Managed Services." Für die PC-Spezialist-Partner hat das Angebot eine doppelte Funktion: Zum einen erhalten diese für einen vergleichsweise geringen Aufwand - das Management der Kunden-Dashboards übernimmt die Synaxon-Zentrale - die Hälfte der Einnahmen sowie die Chance auf attraktive Folgegeschäfte. Gleichzeitig werden die Partner perspektivisch an das Managed-Services-Geschäft und damit auch an den Geschäftskundenbereich herangeführt.
IT-Dienstleister sollen online sichtbar werden
Bei den Partnern der Synaxon-Dienstleisterverbünde iTeam und Akcent machen Managed Services für Business-Kunden bereits einen wichtigen Teil des Geschäfts aus. Nachholbedarf identifizierte das Synaxon-Management hier jedoch bei der Vermarktung der IT-Dienstleister und Systemhäuser. Deshalb brachte das Unternehmen 2016 das IT-Service.Network an den Start, eine Marketing-Kooperation speziell für IT-Dienstleister.
Synaxon-Chef Roebers zeigt sich mit der Entwicklung der Initiative hochzufrieden: Mehr als 300 Unternehmen hätten sich dem Marketing-Verbund bereits angeschlossen. Während sich anfangs vor allem kleine IT-Dienstleister mit vier bis zehn Mitarbeitern interessierten, verzeichne man inzwischen immer mehr Systemhäuser mit über 25 Mitarbeitern. Den Teilnehmern am IT-Service.Network stünden heute 264 aktive Marketingvorlagen zur Verfügung, mit denen bereits über 1.200 Dokumente erstellt worden seien, verdeutlicht Roebers den Nutzen der Kooperation.
In einem neuen Schritt verstärkt die Synaxon AG nun die Anstrengungen zur Online-Vermarktung der angeschlossenen IT-Dienstleister. "IT-Entscheider informieren sich vor einer Auftragsvergabe vermehrt online. Deshalb wollen wir mit hochwertigem Content, Branchenbucheinträgen und signifikanten Werbe-Budgets für eine gute Sichtbarkeit der IT-Service.Network-Mitglieder im Netz sorgen", erklärt Roebers. Mindestens solle auf diese Weise eine Ergänzung zum bestehenden Webauftritt der IT-Dienstleister entstehen.
Möglich sei auch, dass Mitglieder ihre Profilseite als Firmenwebseite nutzten. Was es beim IT-Service-Network nicht geben werde, seien Service-Angebote zu Festpreisen: "Eine Online-Buchung hat sich hier im Business-Bereich bisher nicht durchgesetzt - wohl auch weil der persönliche Faktor bei der Auftragsvergabe noch eine größere Rolle spielt als im Privatkundenbereich." Auch auf die Einführung des ursprünglich angekündigten Online-Kalkulators für Managed Services verzichte man deshalb vorerst.
einsnulleins schließt Hamburger Ladengeschäft
Managed Services, Dienstleistungspauschalen und Online-Vermarktung - all das sind Weiterentwicklungen, die die Synaxon AG zunächst mit ihrem "Geschäftsmodell-Labor" einsnulleins vorexerziert hat. Nun, da die Innovationen im Geschäftsalltag der Partner angekommen sind, wirkt es ein bisschen, als ob der Innovator seinen Zweck erfüllt hätte: "Das Hamburger Ladengeschäft von einsnulleins haben wir inzwischen geschlossen, nachdem wir uns dort bereits vor einem Jahr vom Privatkundengeschäft verabschiedet hatten", erzählt Roebers.
Das Firmenkundengeschäft, schwerpunktmäßig mit Verbundgruppen und Franchisesystemen, werde heute vom Synaxon-Sitz in Schloss Holte betreut. Und das sehr erfolgreich: "2017 sind wir um 40 Prozent gewachsen und für 2018 erwarten wir weitere 50 bis 60 Prozent Zuwachs." Dass einsnulleins nun in Routine erstarrt, muss man aber nicht befürchten. Man beschäftige sich bereits mit weiteren Konzepten für die Zukunft, verrät Roebers. Genaueres verrät der Synaxon-Chef jedoch nicht - schließlich will man der Konkurrenz weiter einen Schritt voraus bleiben. (rw)
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