Einem Stimmungstest des Bitkom zufolge rechnen Unternehmen der IT- und TK-Branche in Deutschland mit erheblichen finanziellen Auswirkung durch den Ausbruch des Coronavirus in China. 25 Prozent erwarten demnach 2020 negative Auswirkungen auf das eigene Geschäftsergebnis, 54 Prozent der Befragten erhebliche Konjunkturrisiken für die deutsche Wirtschaft.
"Die Ergebnisse sind nicht repräsentativ, geben aber ein aussagekräftiges Stimmungsbild", teilt der Bitkom mit. Jedes zweite Unternehmen erwartet, dass sich die Krise weiter zuspitzt, fast jedes Dritte geht davon aus, dass es sogar zu einer weltweiten Rezession kommen wird. 29 Prozent rechnen zudem damit, dass die Digitalbranche von den Auswirkungen besonders stark getroffen wird.
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Der Grund ist einfach: Jedes dritte an der Umfrage teilnehmenden Unternehmen unterhält Geschäftsbeziehungen zu Lieferanten und Partnern in China, jedes vierte hat dort Kunden und jedes achte sogar Niederlassungen in China. Mit Einfuhren im Wert von durchschnittlich mehr als zwei Milliarden Euro pro Monat ist China der mit Abstand wichtigste deutsche Handelspartner bei Produkten der IT und Telekommunikation.
Einschränkungen aufgrund Furcht vor Coronaviren
30 Prozent der Befragten lassen als Reaktion auf den Ausbruch des Virus keine Mitarbeiter mehr nach China reisen oder haben das zumindest stark eingeschränkt. 34 Prozent lassen Mitarbeiter gar nicht oder nur noch eingeschränkt an Großereignissen wie Messen teilnehmen. Allgemeine Reisebeschränkungen gibt es in jedem fünften Unternehmen. Dieser Maßnahme fiel bereits der Mobile World Congress zum Opfer und musste die ISE in Amsterdam Tribut zollen. Auf der derzeit in Düsseldorf stattfindenden Euroshop machte sich die Maßnahme dagegen kaum bemerkbar, nur T-System überließ seinen Stand aufgrund entsprechender Regelungen kurzfristig den Unterausstellern.
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Immerhin 23 Prozent der Befragten empfangen derzeit keine oder kaum noch Lieferungen aus China. 5 Prozent haben Zulieferungen aus anderen Ländern ganz eingestellt oder eingeschränkt. 16 Prozent der an der Umfrage teilnehmenden Unternehmen haben bereits ihre Produktion eingeschränkt, drei Prozent sie sogar komplett eingestellt. Dennoch halten 55 Prozent aller befragten die aktuelle Diskussion um das Coronavirus für "hysterisch und übertrieben". Die Deutsche Messe AG, die sich derzeit auf die Cebit-Ersatzveranstaltung Twenty2x (17. bis 19. März) vorbereitet, hat bereits mitgeteilt, dass alle Veranstaltungen auf dem Messegelände in Hannover wie geplant stattfinden. Nach "aktueller Einschätzung der Behörden" bestünde keine Gefährdung.
Die Weltgesuindheitsorganisation sieht in ihrer aktuellsten Einschätzung (vom 11. Februar), keinen Anlass für Reise- oder Handelsbeschränkungen. Das Robert-Koch-Institut schätzt die Lage ähnlich ein. Es hält die Gefahren durch die aktuelle Grippewelle für größer als die durch das offiziell als SARS-CoV-2-Virus bezeichnete Coronavirus. Über das übliche, sorgfältige Hygieneverhalten hinausgehende Maßnahmen seien daher weder beim Besuch von Messen noch beim Reisen erforderlich. Auch eine Infektion "über Oberflächen, die nicht zur direkten Umgebung eines symptomatischen Patienten gehören, wie z.B. importierte Waren, Postsendungen oder Gepäck, erscheint daher unwahrscheinlich", so das Robert-Koch-Institut weiter.