Der reine IT-Handel ist in Deutschland auf dem Rückzug. Von den rund 25.000 Unternehmen, die ihr Geld mit dem Vertrieb von Hard- und Software sowie Dienstleitungen verdienen, bezeichnet sich heute nur noch jede fünfte Firma als ITK-Händler. Ein weiteres knappes Drittel hat das Schild "Systemhaus/Systemintegrator/VAR" vor dem Firmeneingang aufgehängt. Die Mehrheit, nämlich immerhin rund 42 Prozent der Vertriebsunternehmen im indirekten Kanal, versteht sich als Dienstleister. Wenn man davon ausgeht, dass es sich hierbei nicht nur um einen Etikettenschwindel handelt, weil manche glauben, "Dienstleister" sei etwas Besseres als "Händler", sondern der Namen auch tatsächlich das wiedergibt, was die Unternehmen tun, dann scheinen die seit vielen Jahren gehaltenen Predigten von Beratern und Experten endlich auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein. Eine andere Erklärung besteht darin, dass die Zahl der reinen Händler einfach aufgrund der widrigen Lebensbedingungen (Handelsspanne zu gering zum Überleben) zurückgegangen ist.
Dementsprechend muss der Kunde heute weiter laufen oder fahren, um zu einem Ladengeschäft zu kommen, in dem er PCs und Zubehör kaufen kann. In Deutschland gibt es nur noch rund 6.500 IT-Ladengeschäfte. Damit setzt sich die Tendenz der vergangenen Jahre weiter fort. Vor zwei Jahren gab es noch knapp 7.000 Läden, und 1999 waren es noch mehr als 8.000. Hier haben die großen Retailer wie auch die branchenfremden Vertriebskanäle mit ihrem aggressiven Preisgebaren den Fachhändlern das Wasser abgegraben.
Dennoch geben rund 43 Prozent der ComputerPartner-Abonnenten an, auch an Privatkunden zu verkaufen (85 Prozent der Händler geben an, die gewerblichen Anwender als Zielgruppe zu haben).
Wie erreicht man Privatkunden, wenn man kein Ladengeschäft hat? Über das Internet. Der Vertriebsweg Internet hat stark an Bedeutung zugenommen. Rund 37 Prozent der Händler nutzen diesen Absatzweg. Vor zwei Jahren waren es keine 30 Prozent und 1999 lediglich 27 Prozent.
Damit hat sich das Internet im Handel zum zweitwichtigsten Vertriebsweg entwickelt. Nur der eigene Außendienst der Handelsunternehmen hat mehr Gewicht; rund 42 Prozent der Händler, Systemhäuser und Dienstleister beschäftigen eine eigene Verkaufstruppe. Abgeschlagen dagegen der Vertrieb übers Telefon mit nur zehn Prozent.
Wenn sich so viele Unternehmen heute als Dienstleister bezeichnen, fragt es sich, welche Services sie an-bieten. An erster Stelle steht hier die Installation - 83 Prozent der Unternehmen bieten diese Leistung an. Weiter häufig im Angebot: Wartung/Reparatur (73 Prozent), Vernetzung/Verkabelung (68 Prozent) und Consulting (49 Prozent).
Noch immer ist die PC-Assemb-lierung im IT-Handel beliebt. Rund 29 Prozent der Händler und Systemhäuser, also etwa 7.250 Firmen, bauen selber Rechner zusammen. Das sind sogar ein wenig mehr als im Jahr 2000. Interessant auch: 22 Prozent der Händler, Systemhäuser und Dienstleister entwickeln Standardsoftware und sogar 36 Prozent Branchen- oder Individualsoftware.
Wirft man einen Blick auf die Größe der Unternehmen, dann erlebt man keine großen Überraschungen und erkennt auch keine auffällige Entwicklung über die Jahre hinweg. Der Anteil der Unternehmen mit einer Belegschaftsgröße zwischen 10 und 49 Angestellten ist sowohl zu Gunsten der kleineren Firmen als auch der größeren etwas zurückgegangen. Eine ähnliche Verteilung ergibt sich beim Umsatz.
Noch immer sehr gering ist der Kooperationsgrad der Branche. Lediglich 11,7 Prozent der Handelsunternehmen, Systemhäuser und Dienstleister haben sich einer Verbundgruppe angeschlossen. Das bedeutet sogar eine rückläufige Entwicklung: 1999 lag der Anteil noch bei 15 und im Jahr 2000 bei 13 Prozent.
In welchem Teil Deutschlands gibt es die meisten IT-Händler? Wenig überraschend: im Süden Deutschlands. 22 Prozent der Handelsunternehmen, Systemhäuser und Dienstleister haben ihren Sitz in Bayern. Auch in den großen und einwohnerstarken Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg haben sich viele IT-Unternehmen angesiedelt. Recht weit fahren bis zu ihrem Händler müssen die Kunden dagegen im Osten Deutschlands (Ausnahme ist Sachsen). Die Schlusslichter bilden das Saarland sowie der Stadtstaat Bremen. (sic)
Die Basis der Analyse
Da es keine umfassenden Daten einer öffentlichen Ins-titution, wie dem Statistischen Bundesamt, über den IT-Handel in Deutschland gibt, basieren die Angaben dieses Beitrags auf der Abonnenten-Datenbank von ComputerPartner. Seit 1995 erfassen und pflegen wir diesen Datenbestand und sind der begründeten Auffassung, dass unsere Daten die Marktverhältnisse zuverlässig widerspiegeln.
Wir gehen auf der Basis unserer Datenbank davon aus, dass es in Deutschland rund 25.000 ITK-Händler, Systemhäuser/Systemintegratoren/VARs (Value Added Reseller) und IT-Dienstleister gibt. Die Zahl ist seit Jahren recht konstant. In der vorliegenden Betrachtung haben wir sonstige Bezieher von ComputerPartner wie in erster Linie Hersteller (Industrie) und Distributoren nicht berücksichtigt. (sic)