Handscanner im Test

IRIScan Book Executive 3 – Scanner für unterwegs

11.04.2016 von Thomas Hartmann
Scanner für unterwegs waren früher originell und sinnvoll – ob das heute noch so ist, testeten wir mit dem Handscanner IRIScan Book Executive 3.

In früheren Zeiten waren Scanner wuchtig und teuer – das hat sich geändert, schon für etwa 100 Euro und darunter erhält man für den Alltagsgebrauch durchaus nützliche Geräte mit USB-Anschluss. Für unterwegs freilich sind sie dann doch zu sperrig. Hier kommen mobile Scanner wie das IRIScan Book Executive 3 ins Spiel. Dieser ist mit einem Preis von knapp 113 Euro bei Amazon.de jedoch nicht gerade billig (allerdings findet man ihn auch günstiger, bei Cyberport für derzeit knapp 110 Euro, und beim Hersteller Irislink selbst derzeit sogar nur 89 Euro – dennoch kein Schnäppchen!). Und ein solcher portabler Scanner steht in direkter Konkurrenz mit Smartphones, die heute ohnehin jeder dabei hat, die über oft sehr gute Fotografieeigenschaften verfügen und für die es sogar brauchbare OCR-Software zur Texterkennung gibt. Bildbearbeitung für die Verbesserung und das Zurechtschneiden von Dokumenten ohnehin.

Handscanner für unterwegs
Foto: IRIS

Technik und Vielfalt gut

Welche Vorteile also bringt ein 204 Gramm schweres Gerät wie das IRIScan Book Executive 3? Zunächst hat es eine Scanauflage, die genau dem Format DIN A4 entspricht. Da der Scanner insgesamt aber etwas breiter ist, sollen Markierungen in Form kleiner Pfeile bei der passgenauen Auflage helfen. Diese sind freilich genauso schwarz wie fast das gesamte Gehäuse und daher nur schwer zu erkennen. Auch das kleine LC-Display, das den Batteriestatus (vier Alkaline-AAA-Zellen sind mitgeliefert, diese halten aber leider nicht lange durch) und die eingelegte Micro-SD-Card (zwei GB, im Lieferumfang) anzeigt, ist nicht in allen Details gut zu erkennen.

Dies gilt insbesondere für die Anzeige, ob das vom User vorgewählte JPEG oder PDF in Farbe, in Schwarz-Weiß, in höherer, mittlerer oder kleiner Auflösung gescannt wird. Die möglichen Auflösungen betragen 300, 600 und 900 dpi. Von der Karte auf den Mac kommt das gescannte Dokument über das ebenfalls mitgelieferte USB-Kabel, oder mittels eines Ad-hoc-WLANs. Dieses ist nämlich in den mobilen Scanner eingebaut, und sobald es auf dem Mac erscheint, kann man auf dieses wechseln, die reguläre Internetverbindung ist in dieser Zeit jedoch blockiert. Um über WLAN auf die Karte zugreifen zu können, muss man außerdem noch eine IP-Adresse in einem Browser eingeben. Ganz so komfortabel ist diese Methode also nicht.

Eine dritte Möglichkeit besteht darin, die Micro-SD-Card über den mitgelieferten Adapter in den vorgesehenen Einschub im Mac zu schieben. Über das Kabel oder die Karte selbst kann man immerhin das IRIScan Book Executive 3 im Finder wie ein normales Laufwerk öffnen und die Bilder komfortabel ansehen, importieren und weiterverarbeiten, inklusive etwa der auf der CD-ROM enthaltenen Iriscan-Software Readiris Pro 14 ( Version 15 der Software im Macwelt-Test). Und auch mit unserem iPad können wir das IRIScan Book Executive 3 per WLAN direkt verbinden. Hierzu gibt es eine passende App ( Iriscan Book 1.2), mit der sich die eingelesenen Bilder und Dokumente herunterladen sowie rudimentär bearbeiten lassen. Die iOS-App ist optisch nicht besonders attraktiv, sie funktioniert auch nur hochkant und bietet zu den Dateien auf der SD-Card keine Vorschau, nicht einmal Datum und Uhrzeit der Scans teilt sie mit. Doch immerhin funktioniert sie auch mit iOS 9, man darf sich von der Angabe ”kompatibel mit iOS 8” im App Store nicht verwirren lassen.

Scannen per Hand leider schwierig

Doch wie komfortabel ist nun das Scannen selbst, und was geben die so erfassten Dokumente und Bilder qualitativ her? Hier hat das IRIScan Book Executive 3 einen äußerst schweren Stand gegenüber den beschriebenen Möglichkeiten, Dokumente wie Zeitungsausschnitte, Buchseiten oder andere Motive einfach per Smartphone zu fotografieren. Zumal diese in den meisten Fällen die Fotos ohne Umstand online und damit dem Nutzer zur Verfügung stellen, sei es über die die iCloud, Dropbox oder andere Dienste. Das ist deutlich komfortabler. Und leider müssen wir sagen, dass trotz vieler Versuche und geduldigen Übens (für Farbscans etwa soll man sich 12 Sekunden Zeit lassen) die Ergebnisse mit dem mobilen Scanner selten zu überzeugenden Ergebnissen führten: viele Scans zeigten Streifen auf, Ränder waren oft abgeschnitten. Zwar wurde es im Verlauf des Tests etwas besser, doch immer wieder verzieht man etwas, erwischt die Ränder des Blattes nicht richtig oder bekommt trotz aller Vorsicht eine Falte hinein. Das gilt erst recht bei Vorlagen, die nicht völlig plan sind wie bei vielen Büchern oder Zeitschriften, die man vor dem Scannen auch nicht beliebig ”plattwalzen” will. Es lässt sich nicht ignorieren, dass eine solche Erfassung von Dokumenten, Artikeln und Bildern mit einem Smartphone wie dem iPhone deutlich schneller und auch präziser geht. Zwar warnt das IRIScan Book Executive 3 den Nutzer über eine Leuchtdiode, hier für "Err[or]“, wenn man völlig daneben liegt. Doch ansonsten fehlt jede Rückmeldung, wie gut und genau man die Vorlage erfasst hat. Dies sieht man dann erst später am Bildschirm auf dem Mac oder iPad – wogegen man beim iPhone oder iPad sofort eine Bildkontrolle hat.

Ausstattung und Zubehör makellos

Die Ausstattung des IRIScan Book Executive 3 ist ausgezeichnet. Alle nötigen Kabel, die Micro SD-Card und sogar eine Tragetasche mit Schlaufe sind im Lieferumfang enthalten. Auf der CD-ROM findet man eine genaue PDF-Anleitung, wie man zum Scannen und Übertragen vorzugehen hat, zudem gibt es einen kleinen englischsprachigen Handzettel zur Schnellanleitung. Der Scanner selbst macht einen insgesamt robusten Eindruck. Das gilt auch für die Knöpfe und Schalter, die zum Scannen, der Auswahl von JPEG oder PDF sowie Farbe beziehungsweise Schwarz-Weiß und der gewünschten Auflösung vorgesehen sind. Eine Diode zeigt den Scan an, eine andere (WIFI) die Bereitschaft für eine WLAN-Verbindung. An dieser Stelle gibt es also nichts zu meckern. Auch die Systemanforderungen sind sehr moderat: Demnach braucht es auf einem Intel-Mac nur mindestens Mac-OS X 10.5 (Leopard), und auf Apple-Mobilgeräten zumindest iOS 5.1. Auch Windows und Android-Geräte erhalten Unterstützung. Treiber sind in keinem der Fälle zu installieren.

Fazit und Empfehlung

Gute Idee, aber etwas aus der Zeit gefallen, so könnte man das Erlebnis mit dem IRIScan Book Executive 3 wohl zusammenfassen. Trotz respektabler Ergebnisse mit viel Übung und Geschick fährt man für unterwegs mit einem Smartphone oder Tablet, das über eine integrierte Kamera mit guter Auflösung wie aktuelle iPhones verfügt, doch besser. Und wenn man diese schon dabei hat, ist das natürlich auch deutlich platzsparender, günstiger, nutzerfreundlicher und über Online-Dienste wie iCloud oder Dropbox ohne großen Umstand auf dem eigenen Mac oder anderen genutzten Geräten verfügbar. So können wir das IRIScan Book Executive 3 nur Nutzern empfehlen, die die Dinge gewissermaßen selbst in die Hand nehmen und über Geschick und Geduld beim händigen Scannen verfügen.

(Macwelt/ad)