Design
Apple hält weiterhin an dem kantigen Design fest, welches mit dem iPhone 12 (wieder) eingeführt wurde, auf der Rückseite ist das Kameramodul erneut gewachsen und steht etwas weiter heraus als sonst. Das neue Deep Purple - die exklusive Farbe der Pro-Modelle - ist äußerst edel und nicht zu aufdringlich. Je nach Lichtsituation wirkt das Dunkellila auch wie ein helles Schwarz.
Doch abgesehen von der Farbe ähnelt das Design sehr stark den zwei Vorgängermodellen - wenn da nicht die neue Notch namens Dynamic Island wäre. Diese verleiht den Pro-Modellen des iPhone 14 nicht nur ein unverwechselbares Design mit hohem Wiedererkennungswert, so Apple:
Der Dynamic Island haben wir uns schon an anderer Stelle ausführlich gewidmet und erklären, warum Apples neue Notch so revolutionär ist. In den Werbeclips steht die Dynamic Island stark im Fokus. In wenigen Sekunden zeigt Apple, was die neue Notch im Stande ist zu leisten: Apple hat eine langweilige Einkerbung am oberen Bildschirmrand in eine anpassbare schwarze Pille verwandelt, die je nach Anwendung mal groß oder mal klein, mal oval oder quadratisch, mal lang oder mal kurz ist.
In der Praxis stellt sich jedoch schnell heraus: Auch die Dynamic Island ist in erster Linie eine Aussparung für Frontkamera und Face-ID und wechselt nicht - wie man bei Apples Werbeclips wohlmöglich den Eindruck gewinnen könnte - im Sekundentakt ihr Erscheinungsbild, wobei dies nicht ausgeschlossen ist. Die Features der Dynamic Island stehen grundsätzlich allen App-Entwicklern zur Verfügung, sodass es nur eine Frage der Zeit ist, bis nicht nur die Apple eigenen Apps davon profitieren, sondern auch die Apps aller Dritthersteller. Dass dies bereits möglich ist, zeigen Apps wie Spotify oder Audible, die dank der "Now Playing"-API bereits in der dynamischen Insel angezeigt werden können.
Im Internet wird die neue Notch derzeit gefeiert, viele Nutzerinnen und Nutzer zeigen sich begeistert von der Dynamic Island. Doch es gibt auch Probleme: Unter starkem Sonnenlichteinfall kommt die Magie hinter Apples neuestem Geniestreich zum Vorschein: Die schwarzen Pixel, die Apple für das variable Erscheinungsbild der Notch verwendet, sind am Ende eben doch nicht so dunkel wie die Aussparung im Display selbst. Auch in unserem Test konnten wir dies vereinzelt und unter besonders hellen Lichtbedingungen beobachten, wobei wir dies nicht sonderlich störend empfanden und wenn eine andere Beschreibung als Apple-Leaker Jon Prosser verwendet hätten:
Kamera
Die Kamera in den Pro-Modellen hat in diesem Jahr ein großes Upgrade bekommen:
Modell | iPhone 14 Pro | iPhone 13 Pro | iPhone 12 Pro |
Hauptkamera | 48 MP (f/1.78) | 12 MP (f/1.5) | 12 MP (f/1.6) |
Ultraweitwinkel | 12 MP (f/2.2) | 12 MP (f/1.8) | 12 MP (f.2.4) |
Tele | 12 MP (f/2.8) | 12 MP (f/2.8) | 12 MP (f.2.0) |
Action Modus | Ja | Nein | Nein |
Photonic Engine | Ja | Nein | Nein |
OIS | 2. Gen | 1. Gen | Duale optische Bildstabilisierung |
Apple ProRAW | Ja | Ja | Ja |
Noch bessere Fotos sind mit dem größeren 48-MP-Sensor in der Hauptkamera des iPhone 14 Pro (Max) möglich. Damit wagt Apple ein großes Upgrade, immerhin setzten die beiden Vorgängermodelle noch auf einen 12-MP-Sensor. Im Vergleich zur Android-Konkurrenz waren die Sensoren in den vergangenen zwei Jahren fast schon veraltet, gab es doch bereits Smartphones wie das Samsung Galaxy S20 Ultra, das mit einem 108-MP-Sensor kam.
Mit dem neuen 48-MP-Sensor stehen iPhone-Fotografen nun ganz neue Möglichkeiten, dem sogenannten Pixel Binning sei Dank. Apple beschreibt dies folgendermaßen:
Wer die volle Kraft des neuen 48-MP-Sensors erleben möchte, muss in den Einstellungen > Kamera > Formate unter Fotoaufnahme den ProRAW-Modus aktivieren. Aber Achtung: Die Auflösung der Bilder ist dann so hoch, dass ein einziges Bild sehr leicht eine Größe von um die 80 MB erreicht. Sollten Sie dazu neigen, viele Schnappschüsse mit dem iPhone zu tätigen, sollten Sie mit einem schnell gefüllten Speicher rechnen. Der Unterschied zwischen ProRAW-Fotos mit 48 MP und 12 MP fällt besonders dann auf, wenn man den Bildausschnitt verändert und die kleinen Details sichtbarer werden.
Das ProRAW-Format mit 48-MP-Sensor wird also vor allem für diejenigen Nutzer von Vorteil sein, die das iPhone 14 Pro bewusst zum Fotografieren einsetzen, Bildausschnitte verändern und Bildbearbeitung anwenden möchten. Wer das ProRAW-Format nicht nutzen möchte - oder vergisst, dieses zu aktivieren - bekommt mit Apples sogenannter neuen Photonic Engine ebenfalls bessere Bilder geliefert, so Apple:
Die Photonic Engine kommt auch bei den Nicht-Pro-Modellen der iPhone-14-Generation zum Einsatz. Auf den ersten Blick wird der Vorteil der Photonic Engine jedoch nicht ersichtlich.
Ebenfalls erwähnenswert ist der neue Action Modus, so Apple:
Es ist fraglich, wie häufig Sie dieses Feature gebrauchen werden. Dies können Sie am besten für sich selbst beantworten und anhand dessen beurteilen, ob der neue Action Modus für Sie ein Upgrade rechtfertigt. Uns konnte der Action Modus eindeutig überzeugen. Beim langsamen Gehen ist auch die optische Bildstabilisierung mit Sensorverschiebung im iPhone 13 Pro ausreichend, besonders ersichtlich wird der Unterschied aber tatsächlich bei aktionsreicheren Vorhaben. Äußerst beeindruckend ist das Ergebnis, wenn man sich vor Augen führt, wie stark das iPhone 14 Pro während der Aufnahme wackelt. Apples Aussage "ruckelfreie Videos - ganz ohne GImbal" ist keinesfalls übertrieben. Erste Video-Tests inklusive Action Modus können Sie in unserem Video zum iPhone 14 Pro Hands-On sehen:
Display
Das Super Retina XDR Display kommt - wie bereits beim iPhone 12 Pro und 13 Pro - auch in der iPhone-14-Generation zum Einsatz. Bildinhalte sehen wie gewohnt brillant aus, HDR-Inhalte bereiten besonders große Freude. Zudem konnte Apple die Spitzenwerte in Punkto Helligkeit verbessern:
Modell | iPhone 14 Pro | iPhone 13 Pro | iPhone 12 Pro |
Maximale typische Helligkeit | 1.000 Nits | 1.000 Nits | 800 Nits |
Spitzenhelligkeit (HDR) | 1.600 Nits | 1.200 Nits | 1.200 Nits |
Spitzenhelligkeit (im Freien) | 2.000 Nits | - | - |
Die maximale Helligkeit von 2000 cd/qm werden Sie in der Praxis aber nur selten zu Gesicht bekommen, denn die Standardeinstellungen verhindern, dass der Anwender diese Helligkeit manuell einstellen kann. Schiebt man den Helligkeitsregler in der Systemeinstellung Anzeige & Helligkeit auf die Maximalstellung, messen wir lediglich etwa 500 cd/qm.
Nur durch einen Trick bekommen wir das iPhone dazu, die Helligkeit noch höher zu drehen: Wir beleuchten das Dynamic Island, in dem sich auch der Sensor für die Umgebungshelligkeit befindet, während der Messung mit einer extrem hellen LED und simulieren somit direkte Sonneneinstrahlung. Es dauert nur ein paar Sekunden, bis das Display sichtbar heller wird, extrem hell! So hell, dass der Sensor unseres Messgeräts in die Sättigung fährt und die Messung mit einer Fehlermeldung quittiert. Das hatten wir auch noch nicht erlebt! Den genauen Wert können wir also nicht ermitteln, er liegt aber auf jeden Fall deutlich jenseits von 1500 cd/qm.
An der ProMotion-Technologie hat sich nichts verändert, neu dazugekommen ist ein Always-On Display. Dieses Feature ist jedoch recht gewöhnungsbedürftig, da Apple neue Wege geht und dieses Bildschirm-Feature anders angeht als die Konkurrenz: Hintergrundbilder, Uhrzeiten und Widgets (falls entsprechend eingestellt) werden im Always-On-Modus weiterhin farblich dargestellt, wenn auch stark abgedunkelt und leicht farbentsättigt. Dies führt so unerwünschten Nebeneffekten.
A16-Chip
Neu in diesem Jahr: Der A16-Chip kommt nur in den Pro-Modellen zum Einsatz, iPhone 14 und iPhone 14 Plus müssen weiterhin mit dem A15-Chip aus dem vergangenen Jahr auskommen. Wir unterwerfen den A16 Bionic verschiedenen Benchmarks, die mehr oder weniger praxisrelevant sind, aber letztlich genau aufzeigen, wo Apple Verbesserungen im Chipdesign vorgenommen hat. Im Zuge dessen vergleichen wir die Ergebnisse mit denen eines
A15 im iPad Mini 6
A14 im Phone 12 Pro
A12 im iPhone XS
An den Ergebnissen lässt sich gut ablesen, mit welcher Geschwindigkeit Apple Leistungsverbesserungen in seinen Chips implementieren kann. Dazu bilden wir einen Durchschnittswert aus allen Tests und stellen diesen den verschiedenen iPhone-Modellen der letzten Jahre gegenüber.
Als erstes starten wir den Standardtest aus APSI Bench. Diese App belastet den Chip hier mit einer Mixtur aus Single-Core und Multicore-Berechnungen. Dabei orientiert sich der Test überwiegend an praxisrelevante Aufgaben wie das Generieren von Zufallszahlen, FFT-Analyse von Audiosignalen und das Rendern eines Raytracing-Bildes.
Die Unterschiede in diesem Test fallen im Vergleich zum A15 erstaunlich gering aus. Lediglich drei Prozent ist der A16 hier schneller. Im Vergleich zum A14 sind es immerhin 15 Prozent, zum A12 eine glatte Verdoppelung! Diese Verdoppelung zum A12 zieht sich durch fast alle weiteren Tests hindurch. Man kann also davon ausgehen, dass Apple die Leistung seiner iPhone-Prozessoren alle vier Jahre in etwa verdoppelt.
Zum Vorjahres-Chip A15 Bionic sind die Unterschiede auch in den anderen Tests weitaus geringer. Linpack fällt hier mit 56 Prozent besserer Leistung deutlich aus dem Rahmen. Apple hat den A16 also offensichtlich in genau den Bereichen verbessert, in denen der Linpack-Algoritmus Rechenleistung benötigt.
In allen anderen Tests - auch in denen, die 3D-Leistung benötigen - liegen die Verbesserungen so um die 20 Prozent. Bei normalen Anwendungen in der Praxis wird man das kaum spüren.
Langzeitlast - Bessere Kühlung beim iPhone 14 Pro
APSI Bench hat noch einen Langzeittest auf Lager, der prüft, ob und wie stark die Rechenleistung gedrosselt wird, wenn die CPU längere Zeit mit hoher Last arbeiten muss. Einige Kollegen im Netz haben beim Teardown des iPhone 14 Pro herausgefunden, dass Apple eine bessere passive Kühlung in Form einer zusätzlichen Metallplatte vorsieht und genau diesen Effekt können wir mit dem Langzeittest von APSI Bench nachvollziehen.
Nach 20 Minuten Volllast aller CPU-Kerne drosselt der A16 auf etwa 92 Prozent der Maximalleistung herunter. Beim A14 ging es da noch deutlich weiter runter auf 81 Prozent, beim A15 im iPad Mini 6 auf 93 Prozent. Letztlich bedeutet das, dass das iPhone 14 Pro mit dem neuen Chip und den erweiterten Kühlungsmaßnahmen in etwa die Kühlleistung des wesentlich größeren iPad Mini 6 erreicht, was nichts weniger als eine kleine Sensation ist. Apple hat das Innenleben des iPhone 14 offensichtlich radikal verändert. Zum Positiven!
Akku
Zu unseren Standardmessungen bei mobilen Apple-Geräten gehören auch Akkulaufzeittests, die wir über die Jahre hin möglichst unverändert gelassen haben, um die Vergleichbarkeit zu erhalten. Dazu gehört ein Worst-Case-Szenario, bei dem wir die Bildschirmhelligkeit auf 100 Prozent einstellen und ein MP4-Video bildschirmfüllend in einer Endlosschleife mit Tonausgabe abspielen.
Die besten Ergebnisse in diesem Test erreichten bisher fast immer große iPads mit entsprechender Akkukapazität. Sie liefen zehn Stunden oder noch etwas länger. iPhones lagen bislang immer deutlich darunter, doch das iPhone 14 Pro hat uns komplett überrascht. Es lief in diesem Test knapp 18 (in Worten: "achtzehn") Stunden. Wir waren so verblüfft, dass wir den Test zweimal wiederholten - immer mit ähnlichem Ergebnis.
Apple scheint hier einerseits das Display extrem optimiert zu haben, sodass es beim Abspielen von Videos deutlich weniger Strom braucht, aber auch beim Dekodieren von MP4-Video dürfte das iPhone 14 Pro extrem wenig Strom verbrauchen und kaum auf die CPU-Kerne zurückgreifen. Anders lässt sich diese Akkulaufzeit wohl kaum erklären.
Man muss allerdings dazu sagen, dass es in der Praxis sicher Fälle gibt, in denen das iPhone 14 Pro diese Traum-Laufzeiten nicht erreichen wird. Komplexe Spiele etwa belasten dauerhaft sowohl CPU- als auch die GPU-Kerne und saugen damit an der Batterie. Helles Umgebungslicht sorgt dafür, dass das Display deutlich heller leuchtet, als wir es in der Testumgebung einstellen konnten. Dennoch: Was Apple hier abliefert, ist erstaunlich!
Dass der Akku unter dem neuen Always-On Display leidet, ist aktuell ein häufig aufkommender Vorwurf von Nutzern, können wir in der Form aber nicht bestätigen. In unseren Praxistests kommen sowohl iPhone 14 Pro als auch iPhone 14 Pro Max bei normaler Nutzung und mit immer eingeschaltetem Display über den Tag.
Preise & Speicherkapazität
Mit der neuen iPhone-14-Generation hat Apple die Messlatte besonders hoch gelegt. So teuer wie in diesem Jahr waren iPhones noch nie:
Modell | iPhone 14 | iPhone 14 Plus | iPhone 14 Pro | iPhone 14 Pro Max |
128 GB | 999€ | 1.149€ | 1.299€ | 1.389€ |
256 GB | 1.129€ | 1.279€ | 1.429€ | 1.579€ |
512 GB | 1.389€ | 1.539€ | 1.689€ | 1.839€ |
1 TB | - | - | 1.949€ | 2.099€ |
Fazit: Ein - teurer - Spaß
Das iPhone 14 Pro ist ein großer Spaß, wenn auch ein sehr teurer. Von allen Neuerungen werden Sie wohl die Dynamic Island und das Always-On-Display im alltäglichen Gebrauch am häufigsten bemerken. Mit der dynamischen Insel ist Apple ein Geniestreich gelungen, da sie die (von vielen Nutzerinnen und Nutzern als "hässlich" empfundene) Notch in eine variable Pille verwandelt, die dank iOS zu mehr wird als nur ein Versteck für Face-ID und Frontkamera.
Sollten Sie das iPhone viel zum Fotografieren oder Filmen nutzen, bekommen Sie mit den iPhone-14-Pro-Modellen ebenfalls ein tolles Upgrade: Der neue Action Modus liefert ruckelfreie Videos und der 48-MP-Sensor deutlich bessere Fotos, wobei von Apples neuer Photonic Engine nur wenig Veränderungen auszugehen scheinen. Sollten Sie viel im ProRAW-Format fotografieren, denken Sie lieber über die Anschaffung eines Modells mit höherer Speicherkapazität nach.
Der neue A16-Chip hat uns in unserem Praxistest durchaus überrascht, allerdings werden Sie wohl im Vergleich zum A15-Chip kaum einen spürbaren Unterschied im Alltag feststellen. Auch der Akku sorgte in unserem Test für eine positive Überraschung, je nach Nutzertyp sollten Sie mit dem iPhone 14 Pro (Max) also ohne Probleme über den Tag kommen. Die im Netz häufig aufkommenden Vorwürfe, der Akku würde unter dem neuen Always-On Display leiden, können wir anhand unserer Messergebnisse nicht genau feststellen, der Verschleiß hält sich aber in Grenzen, sodass Sie das Feature ohne Sorge um Ihren Akku nutzen können - sofern Sie das Always-On Display überhaupt nutzen möchten, für manche wird dies nämlich durchaus gewöhnungsbedürftig sein. Es bietet zudem hohes Ablenkungspotenzial.
Sollten Sie also keinen großen Wert auf dieses Feature legen und zudem "nur" ein Hobby-Fotograf sein, bietet sich für ein Upgrade auch eines der beiden Vorgängermodelle an. Alle wichtigen Unterschiede zwischen iPhone 14 (Pro) und iPhone 13 (Pro) haben wir für Sie hier zusammengefasst. Ob die Dynamic Island Grund genug für ein Upgrade ist? Unserer Meinung nach: Ja! Die neue Notch verleiht dem iPhone nicht nur ein neues Aussehen, sondern bringt durch iOS 16 viele neuen Erfahrungen auf das iPhone. Wenn Sie jedoch darauf verzichten können, sparen Sie im Zweifel viel Geld, wenn Sie lieber zu einem älteren Modell greifen. Besitzen Sie ein iPhone 11 (Pro) oder älter, wird sich die Investition in ein iPhone 14 Pro (Max) auf jeden Fall lohnen.
Auf einen Blick
Pro
• Neue Notch "Dynamic Island"
• Kamera-Upgrade
• Always-On Display
• bessere Performance
Kontra
• Höhere Preise
• Gewöhnungsbedürftige Features
• langsames Laden
(Macwelt)