Die Investoren Vista Equity Partners und Evergreen Coast Capital, eine Schwestergesellschaft von Elliott Investment Management, übernehmen Citrix für 104 Dollar pro Aktie. Das entspricht einem Aufschlag von 30 Prozent auf den Kurse der Aktie in den Tagen vor dem 7. Dezember 2021 - also bevor erstmals über einen Verkauf des Anbieters von Infrastruktur- und Security-Software spekuliert wurde. Der Kaufpreis liegt damit bei insgesamt 16,5 Milliarden Dollar.
Mit Citrix haben die Investoren ein ehrgeiziges Ziel: Nach der Übernahme wollen sie es mit dem bereits Vista Equity Partners gehörenden Tibco zu einem Unternehmen zusammenführen. Dadurch soll eines der weltweit größten Softwareunternehmen entstehen. Das bisher sehr unterschiedliche Produktportfolio aus Software und Hardware für Infrastruktur und Security bei Citrix einerseits und Datenmanagement- und Visualisierung, Analytics (Jaspersoft, Spotfire) und Middleware (Cloud-Integration, API-Management und Business Process Management/BPM) bei Tibco andererseits soll dann zu einem zusammengeführt werden.
Als Vorteil der Transaktion sehen die Investoren, dass Citrix seinen Umbau zu einem SaaS-Anbieter forcieren und seine Positionierung als Anbieter von sicheren Hybrid-Arbeitsplätzen ausbauen kann. Nach der Übernahme wird Citrix von der Börse genommen. Zu Einzelheiten zu den erhofften Synergien aus den beiden doch recht unterschiedlichen Produktangeboten und zu möglichen, zusätzlichen Perspektiven für die zahlreichen Channelpartner von Citrix haben die Investoren noch keine Aussagen gemacht. Allerdings ist der Channel von Tibco bisher überschaubar, auch wenn sich der Anbieter seit gut zwei Jahren stärker um den indirekten Vertrieb bemüht hat.
Die Investoren verweisen darauf, dass durch den Zusammenschluss einer der weltweit größten Software-Anbieter entstehen wird. Das fusionierte Unternehmen wird ihren Angeben zufolge rund 400.000 Kunden haben, darunter fast alle der "Fortune 500"-Unternehmen. Seine Software wird von 100 Millionen Anwendern in 100 Ländern genutzt.
"Das zusammengeführte Unternehmen wird gut aufgestellt sein, um komplette, sichere und optimierte Infrastruktur für die Bereitstellung von Enterprise Anwendungen und Desktops sowie Datenmanagement zu bieten, um Hybrid-Cloud-Strategies voranzubringen und die Anforderungen moderner Unternehmen zu erfüllen", teilen die Investoren mit.
Das klingt fast so, als ob vor allem die bisherige Strategie von Tibco aufgegeben wird und dessen Technologie mehr oder weniger als umfangreiche Unterstützung zur Optimierung der Citrix-Produkte zum Einsatz kommt. Darauf deutet auch eine Aussage von Dan Streetman, CEO von TIBCO, in der Pressemitteilung zur Übernahme hin: "Wir sind begeistert, unsere branchenweit führenden Lösungen nun auch Citrix-Kunden weltweit anbieten zu können. Der Arbeitsplatz hat sich für immer gewandelt und Firmen werden künftig überall Echtzeitzugriff benötigen, um schnellere und bessere Einblicke in immer größere Datensätze zu bekommen."
Bob Calderoni, Chair des Citrix Board of Directors sowie Interims Chief Executive Officer und President, verweist außerdem darauf, dass Citrix als künftig privat geführtes Unternehmen eine größere finanzielle und strategische Flexibilität haben wird - zum Beispiel, um in Bereiche wie DaaS zu investieren und seinen Umbau zu einem Cloud-Anbieter fortzusetzen. Ein Gutes hat die Transaktion aus Sicht von Citrix auf alle Fälle jetzt schon: Die aus seiner Sicht leidigen und jahrelangen, immer wieder aufkommenden Diskussionen um eine mögliche Übernahme durch Microsoft dürften damit vom Tisch sein.
Andrew Hewitt, Senior Analyst bei Forrester, verweist in einem ersten Kommentar darauf, dass Citrix durch die Transaktion auch seine erheblichen Schulden los wird. Die Privatisierung helfe dem Unternehmen zudem, den Zwängen zu entkommen, die ihm bislang durch die an der Börse vorherrschende Meinung auferlegt wurden, das Unternehmen spiele ausschließlich bei Desktop- und Anwendungsvirtualisierung eine Rolle.
Auch sonst sieht Hewitt den Einstieg der Investoren positiv, schließlich habe Elliott als aktiver Investor schon anderswo positive Schritte angestoßen. Als Beispiel nennt Hewitt den Spin-Out von VMware bei EMC. „Obwohl wir nicht überrascht wären, wenn Citrix eine der vielen Firmen, die es in den vergangenen 20 Jahren übernommen hat, wieder ausgliedern würde, wird Elliott dem Unternehmen helfen, Preisgestaltung und Zuschnitt der Produkte zu optimieren – beides Bereiche, in denen Citrix bei vielen Enterprise-Kunden für hohe Komplexität bekannt ist."
Channel Excellence Awards 2022: Die besten Software-Anbieter
Tibco will stärker auf Partner zugehen
Citrix und Nutanix vertiefen Zusammenarbeit