HP als Gewinner

Interesse an SMB Servern sinkt massiv

28.03.2014 von Alexander Roth
Der Server-Umsatz ging IDC zufolge im Jahr 2013 weltweit stark zurück. Einzig HP behält die Nase vorne. Doch für welchen Hersteller interessieren sich Fachhändler im KMU-Umfeld mit bis zu 250 Mitarbeitern wirklich? ChannelPartner wirft einen Blick in die Klickzahlen-Statistik der Karlsruher Webplattform ITscope.
Die meist geklickten Server-Hersteller Frühjahr 2014, ermittelt anhand der ITscope Durschnittsklickzahlen der Top 5 Herstellerprodukte
Foto: ITscope

Die Handelsplattform ITscope.com versammelt unter ihrem Dach über 3.000 Fachhändler sowie eine sechsstellige Zahl an ITK-Produkten aus dem Angebot von fast 200 deutschen Distributoren. Zunehmend wird über die Plattform sogar auch direkt gehandelt, aber einen Service bietet die Plattform schon länger: Sie dient einer enormen Zahl an Vertriebsmitarbeitern des ITK-Channels als Informationstool, um Preise miteinander zu vergleichen sowie um sich Produktinformationen einzuholen.

ChannelPartner erhielt jetzt exklusive Zahlen aus dem System: ITscope gab Statistiken für alle Produkte im KMU-Server-Bereich aus. Wie verhält sich in diesen Tagen die konkrete Nachfrage seitens des Channels im KMU-Servermarkt? Welche Produkte stehen konkret im Fokus? CP erhielt alles, was nötig ist, um dem wahren Interesse auf die Spur zu kommen. Alle Klickzahlen zu einzelnen Produkten sowie die Vergleichszahlen des Vorjahres. Lesen, Sie was das System spricht, denn Statistiken lügen bekanntlich nicht.

Das Interesse für High-End und Midrange-Systeme lässt nach

Zuvor soll ein Blick auf die Zahlen von IDC Klarheit schaffen: Die Verkaufszahlen, die der Marktforscher IDC im Dezember vergangenen Jahres herausbrachte, belegen weltweit wie auch in Deutschland einen rückgängigen Umsatz an lokalen Servern im Jahr 2013. Der schrumpfende Umsatz geht vor allem auf High-end- und Midrange-Systeme zurück (siehe Grafik).

Die Top 5 Server-Hersteller in Deutschland nach Umsatz, Angaben in Millionen Euro. Quelle: IDC
Foto: IDC

Im Bereich der x86-Server ging es laut IDC trotz allem leicht aufwärts. Doch einige Bauformen, vor allem günstige Cloud-Server für hohe Packungsdichte, sowie manche Hersteller, bei denen HP deutlich vorne liegt, schafften dagegen ein sehr hohes Wachstum.

Fazit: Der Umsatz ging zurück, die Verkaufszahlen stiegen leicht - zumindest bei den x86-Servern.

Die ITscope-Klickzahlen von November 2013 bis März 2014 zeigen, dass Server-Lösungen im KMU-Bereich von Oktober 2012 bis März 2013 durchschnittlich 2.455 und von Oktober 2013 bis März 2014 2.712 mal angeklickt wurden. Das Interesse zum Vorjahr hat somit um rund 9,5 Prozent zugenommen.

HP dominiert dabei mit seinen x86 ProLiant Server-Lösungen den Markt, in weitem Abstand gefolgt von den restlichen Top-Playern IBM, Fujitsu und Lenovo.

Mike Cramer, Senior Manager Server und Storage bei Ingram Micro: "Wir sehen bei der Serversparte aktuell wieder eine leichte Besserung."
Foto: Ingram Micro

Zum Vergleich: Im November 2012 bis März 2013 ergab sich ein ähnliches Bild. Auch hier lag HP bereits deutlich vorn - mit rund 1.000 Klicks vor Fujitsu, IBM und Lenovo.

Unter´m Strich lässt sich also sagen: Das Interesse an Server-Lösungen ging somit - was die Klickzahlen im Gesamten angeht - im direkten Jahresvergleich nach oben, wobei HP, was das Interesse der Vertriebspartner anbelangt, führend bleibt. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Umsatzzahlen zurückgehen. Auch Broadliner Ingram Micro bestätigt diese Entwicklung: "Die Serversparte hat sich im genannten Zeitraum leicht rückläufig entwickelt. Allerdings sehen wir aktuell wieder eine leichte Besserung, sodass die Wachstumsprognosen eventuell noch angepasst werden", berichtet Mike Cramer, Senior Manager Server und Storage, bei Ingram Micro.

Die Top 4 Player am Markt

Führend im KMU-Segment sind HP, Lenovo, Fujitsu und IBM, wie auch Ingram Micro bestätigt. Wie sich die Klickzahlen im Bereich SMB-Server-Segment und das Interesse der Unternehmen bezüglich Server gewandelt hat, hat ChannelPartner für den Zeitraum vom Oktober 2013 bis März 2014 genauer unter die Lupe genommen und sich die Produkte der Hersteller einmal genauer angesehen: Die Top-5-Produkte der Top Player.

SMB-Server: Die Top5-Produkte der Top Player -
Die Top 5 IBM-Server
Die Top 5 Lenovo-Server
Die Top 5 Fujitsu-Server
Die Top 5 HP-Server

Auffällig an der Klickzahlen-Statistik ist, dass im Vergleich zum "IDC Quarterly Server Tracker Dezember 2013" Lenovo unter den Top 4-Herstellern vertreten ist. Auch wenn die Verkaufszahlen nicht für ein Ranking unter den Top 5 der Verkaufszahlen (siehe Grafik IDC) gereicht haben, zeigen die Klickzahlen ein anderes Bild.

Benjamin Mund, Geschäftsführer von ITscope
Foto: ITscope

"Aktuell sind billigere Server im Kommen. Auch Lenovo schafft es dadurch, im Ranking vertreten zu sein, ist jedoch von den Händlern weit weniger gefragt als HP, wie die Klickzahlen zeigen", sagt Benjamin Mund, Geschäftsführer von ITscope.

"Für uns ist der interessanteste Trend wohl HPs "MicroServer. Im Ranking befindet sich zwar nur ein gelistetes Produkt dieser Art, das außerdem auch schon länger auf dem Markt ist, aber es entwickelt sich zum Renner."

Warum HP dominiert und Lenovo mit von der Partie ist

Doch warum führt HP? Axel Oppermann, Ex-Experton-Analyst und nun IT-Analyst beim Beratungshaus Avispador, erklärt gegenüber ChannelPartner: "Da HP sehr gut aufgestellt ist, ein sehr gutes Management im Channel aufweist und stark Partner-orientiert agiert, ist es nicht verwunderlich, dass der Hersteller auch in Sachen Klickzahlen vorne liegt. Man kann annehmen, dass sich IBM, Lenovo und Fujitsu eher auf andere Bereiche konzentrieren. Der Verkauf von IBMs Serversparte spiegelt das deutlich wider", so der Marktbeobachter.

Einen weiterer Grund für die Dominanz von HP in Sachen Klickzahlen nannte Klaus Berle, Director Cloud Computing von HP Deutschland, jüngst in einem Interview zur CeBIT 2014: Die Cloud sei bei den Kunden angekommen und werde unterschiedlich genutzt - entweder als kleine Private- oder Hybrid-Cloud-Lösung im Fachbereich.

Hier deckt sich die Meinung von Analyst und Cloud Computing Director: Die Cloud ist offenbar im KMU-Bereich angekommen und HP liegt mit der x86-Sparte richtig.

Mittelständische Unternehmen, Server und die Cloud

Wie kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) mit den Möglichkeiten der Cloud umgehen und überhaupt herangehen, beschreibt Oppermann: "Im Zuge der Cloud setzen KMU gerne auf Hybrid-Lösungen, da empfindliche Daten aktuell noch lieber im eigenen Unternehmen abgelegt werden. Eine Vielzahl von Workloads mit unkritischem Inhalten hingegen werden im Zuge der Virtualisierung gerne in die Cloud ausgelagert."

HPs Microserver, im Ranking zwar nur auf Platz 5, könnte sich laut ITscope-Chef Benjamin Mund zum Renner entwickeln. Warum? Er ist kostengünstig.
Foto: HP

Jedoch würden KMU immer mehr Richtung Cloud-Lösungen und weg von klassischen Servern 'gedrängt', mit der Folge, dass sich Unternehmen wenn überhaupt, dann nur noch einen hochwertigen Server anschaffen.

"KMU wägen die Vor- und Nachteile einer cloudbasierten IT-Umgebung genau ab - beispielsweise eigenes Hosting versus Fremdhosting bei einem Managed Service Provider (MSP). Das noch immer aktuelle Thema der Datensicherheit schafft hier nach wie vor die größten Bedenken. Ein positiver Trend, den wir feststellen und fördern, ist, dass sich immer mehr Fachhändler in Richtung MSP entwickeln möchten", sagt Ingram-Micro-Manager Mike Cramer. Ein Grund für Ingram Micro, eine eigene Cloud und MSP Business Unit zu etablieren.

Nach einem schwachen Jahr 2013 erwarten jedoch auch die Marktforscher von IDC, ebenso wie Ingram Micro, im deutschen Servermarkt für 2014 ein kleines Wachstum.
Da viele KMUs jedoch innerhalb des von Oppermann angesprochenen, versetzten Prozesses im regionalen Umfeld bald immer stärker auf eine Private- oder Hybrid-Lösung setzen werden, kann man davon ausgehen, dass weiterhin in kleine Private Clouds - eben hochwertige Server - investiert werden wird - und bei Bedarf Cloud-Angebote hinzu gebucht werden.

Bei KMUs hingegen, die erst jüngst in Server investiert haben, lässt sich davon ausgehen, dass sie vorerst weniger auf Cloud-Angebote setzen, solange, bis sich eben die Investitionen in die eigenen Server amortisiert haben. (rb)