Intels Vision vom Wohnzimmer-PC

23.01.2006
Geht es nach dem Willen von Intel, so werden in Zukunft Wohnzimmer-PCs für bestes Entertainment sorgen und dabei auch noch leicht zu bedienen sein. Dank Viiv, einer Kombination aus Hard- und Software, werden Handbücher überflüssig.

In Intels Zukunftsvision liegt der Anwender bequem auf dem Sofa und geht mit seiner Fernbedienung virtuell auf Shopping-Tour. Er lädt Musik und Filme aus dem Internet herunter, speichert sie oder konsumiert sie sofort.

Viiv heißt Intels neues Zauberwort. Als Viiv, ausgesprochen "weif", bezeichnet der Chipgigant seine neue Plattform für das digitale Zuhause. Vivv sei aber weit mehr als eine Hand voll Chips, behauptet jedenfalls Intel. Zwar besteht auch Viiv in der Grundform aus Chips - schließlich will das Unternehmen ja seine Prozessoren und integrierten Bauteilen verkaufen. Aber mittels einer zusätzlichen Software soll Viiv den Einsatz von PCs im Wohnzimmer vorantreiben.

Viiv - die Technik

Dabei tritt aber gerade bei der Einführung das bekannte "Henne-Ei-Problem" auf - ohne Content keine Käufer und ohne weite Verbreitung der Geräte kaum Inhalte. Deshalb ist das Unternehmen mit etlichen Content-Providern im Gespräch, die die benötigten Inhalte liefern sollen. Schon jetzt sind Tausende von Filmen und Millionen Songs über diese Provider erreichbar, betont Intel.

Statt Embedded-Prozessoren für Settop-Boxen zu produzieren, möchte Intel seine X86-Prozessoren ins Wohnzimmer bringen. Damit sind diese Rechner nicht auf speziell für sie geschriebene Software angewiesen. Als Betriebssystem setzt Intel auf Microsofts Windows XP Media Center Edition. Der Einsatz einer normalen PC-Plattform erlaubt auch eine leichte und einfache Erweiterung der jeweiligen Rechner. Dass Viiv-Geräte untereinander mit Zusatzmodulen und mobilen Mediaplayern problemlos kommunizieren können, versteht sich von selbst. Hersteller von "brauner Ware" zeigen ebenfalls Interesse an dieser Technologie. So wird es in Zukunft neben Fernsehern auch Stereoanlagen mit Viiv-Logo geben.

Das nächste wichtige Kriterium ist die einfache Bedienung. Jeder soll sofort, ohne das Handbuch zu Rate ziehen zu müssen, mit den neuen Geräten umgehen können. Auch die Anbindung neuer Module soll einfacher werden. Früher war deren Installation oft ein Kampf - "Mann gegen Handbuch".

Geräte mit dem Label "Enjoy with Intel Viiv-Technology" binden sich laut Intel Zeit und Nerven sparend automatisch ins System ein.

Dank der neuen Core-Duo-CPUs können gleichzeitig zwei Datenströme völlig unabhängig voneinander gehandelt werden. Ein Anwender kann einen Film anschauen, während ein anderes Familienmitglied im Internet surft oder sich die letzten Dias anschaut.

Als wichtigste Neuerung soll in Zukunft der langwierige Boot-Vorgang eines PCs entfallen. Große Änderungen an der PC-Hardware sind dafür jedoch gar nicht nötig. Bei Intels Quick-Resume-Technologie handelt es sich im Prinzip nur um einen zusätzlichen Stromsparmechanismus. Bildschirm, Tastatur und Maus werden abgeschaltet, die CPU läuft aber mit verringertem Takt weiter. Aufgeweckt wird der Rechner via Fernbedienung. Innerhalb weniger Sekunden ist der PC dann einsatzbereit.

Intels neuer Auftritt

Intel will weg von seinem Image als reiner Chiphersteller. Mit der Aufteilung des Unternehmens in verschiedene Plattformen hat der Konzern die Grundlagen der Umstrukturierung schon vor einem Jahr gelegt. Intern besteht das Unternehmen aus fünf Divisions: Digital Enterprise, Digital Home, Mobility, Health und New Channel Products.

Die Abteilung New Channel Products arbeitet aber nicht an Lösungen oder Produkten speziell für den Channel, sondern befasst sich mit spezifischen Gerätegruppen für die unterschiedlichsten Anwendungen. Dazu gehören beispielsweise PCs für den Einsatz in der Sahara, die staubgeschützt auch bei hohen Temperaturen funktionieren müssen.

Ethnologen untersuchen bei Intel die speziellen Interessen der Menschen in den unterschiedlichen Regionen der Welt und lassen ihre Erkenntnisse in die Entwicklung von PCs einfließen. Beispielsweise vertrauen Chinesen nicht auf Passwörter. Chinesische PCs besitzen deshalb als Kindersicherung einen Schlüsselschalter. Sicher ist sicher. (JH)