SEPA hat die Payment-Branche lange beschäftigt, doch nun steht das nächste große Ding in Europa vor der Tür: "Instant payments". Federführend sind hier die Europäische Zentralbank (EZB) und das European Retail Payments Board (ERPB). Sie treiben die Entwicklung eines Echtzeitzahlungssystems voran. Damit wird hier eine Mega-Baustelle in Angriff genommen, um die Infrastruktur der Banken und ihre Vernetzung auf Vordermann zu bringen.
Wir sind es mittlerweile gewohnt, Live-Daten einfach mit unseren Smartphones abzurufen, immer einzukaufen und jederzeit über den gesamten Globus hinweg in Echtzeit zu kommunizieren. Mit SEPA wurde die Dauer einer Überweisung im europäischen Wirtschaftsraum immerhin auf einen Bankarbeitstag reduziert, aber das ist noch weit entfernt von Echtzeit.
Tatsächlich werden Überweisungen heute an die Zentralbanken weitergeleitet, die dort einmal am Tag einen Schnitt machen und die Zahlungen der verschiedenen Banken untereinander verrechnen. Erst dann bekommen die Kunden ihr Geld gutgeschrieben. Instant Payments sollen das ändern, denn statt einmal am Tag sollen Buchungen in Echtzeit abgearbeitet werden. Eine Überweisung würde dann nur noch Sekunden dauern.
Instant Payment stellt hohe Anforderungen
Geld sofort auf dem Konto? Das hört sich erst einmal gut an. Aber Instant Payments stellen hohe Anforderungen an die Systeme der Banken und deren Vernetzung. Der UK Faster Payments Service, ein beschleunigtes Buchungsverfahren zwischen Großbritanniens Banken, stemmt jährlich eine Milliarde Transaktionen, die üblicherweise zwischen 15 Minuten und zwei Stunden benötigen. Das ist "fast", aber noch nicht "instant". Für Instant Payments aber muss die Verrechnung sofort passieren und die Banken-IT dazu komplett modernisiert werden, was Unmengen Geld verschlingen wird. Wie viel das genau kostet, weiß momentan niemand. Aber bringen Instant Payments wirklich so große Vorteile?
Händler brauchen vor allem "Instant Garantien"
Eine große Gruppe, für die Instant Payments Vorteile bringen sollen, sind Händler. Einigen käme das sicherlich gelegen, aber was beim Online-Einkauf vor allem zählt, ist dass die Bezahlung des Kunden beim Händler sofort bestätigt und garantiert wird, nicht dass das Geld tatsächlich gleich auf dem Konto eingeht. Diese Garantie ist insbesondere für digitale Güter wichtig, die sofort für den Kunden freigegeben werden sollen, aber auch für schnelle Lieferungen, damit Waren nach der Zahlungsbestätigung gleich losgeschickt werden können.
Der Effekt beim Händler ist also ähnlich, nur verursachen Echtzeitgarantien keine immensen Zusatzkosten wie Instant Payments. Das sollte umso klarer werden, wenn man bedenkt, dass Händler heute oft noch mit Zahlungszielen zwischen 30 und 90 Tagen arbeiten. Da sind Bezahldienste mit Echtzeitgarantien, wie zum Beispiel das deutsche giropay oder das holländische iDEAL, schon ein sehr großer Fortschritt. Denn der Händler erhält seine Zahlungsgarantie sofort und die Kontogutschrift auch nur einen oder ein paar Tage später.
Für viele Händler wäre der Echtzeiteingang von Zahlungen auf dem Konto sogar kontraproduktiv, denn eine tägliche Kontenprüfung und -konsolidierung ist aufwändig. Vielen reicht eine wöchentliche oder monatliche Abrechnung völlig aus.
Echtzeitbezahlung gibt es schon
Doch natürlich ist die Händlersicht nicht der Weisheit letzter Schluss. Wie sehen das die Konsumenten? Wenn Privatpersonen auf der Empfängerseite stehen, gibt es sicherlich einen großen Bedarf am Echtzeitempfang von Zahlungen, damit auf das Geld gleich zugegriffen werden kann. Doch Instant Payments braucht man dafür nicht.
Manche E-Geld Anbieter bieten bereits Echtzeitbezahlungen an, etwa wenn eine VIABUY Prepaid-Kreditkarte über InstantTransfer geladen wird. Dann steht das Geld sofort bereit und kann direkt ausgegeben oder abgehoben werden. Hier trägt der E-Geld-Anbieter das Risiko, dass die Überweisung am nächsten Tag vielleicht doch nicht ankommt, sowie die Kosten der vorzeitigen Bereitstellung des Guthabens. Prinzipiell könnten Banken dies untereinander ebenso handhaben und Zahlungsgarantien für ihre Kunden abgeben. Ob nun jede Bank für ihre eigenen Kunden das Risiko trägt oder sich die beteiligten Banken das Risiko teilen - denkbar sind verschiedene Modelle.
Man könnte also alleine mit garantierten Zahlungen schon viel erreichen - und sich die hohen Infrastruktur-Investitionen für instant payments erst einmal sparen. (bw)
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