Insolvenzen: Konjunktur bringt Entspannung

06.07.2007
Die Firmenpleiten in Deutschland gehen 2007 infolge des starken Aufschwungs deutlich zurück. Deutschlands wichtigste europäische Handelspartner verzeichnen dagegen einen leichten Anstieg der Unternehmensinsolvenzen.

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland wird nach der jüngsten Prognose von Deutschlands führendem Kreditversicherer Euler Hermes 2007 um 10,1 Prozent auf rund 27.300 sinken. Das wäre der vierte Rückgang in Folge nach dem Höchststand von 39.320 Zusammenbrüchen 2003. Mit einem Minus von 2,3 Prozent auf rund 19 Milliarden reduzieren sich die gerichtlich angemeldeten Forderungen 2007 dagegen nur geringfügig, nachdem sie im Vorjahr noch um 14,7 Prozent auf 19,4 Milliarden Euro gesunken waren.

"Dieser anhaltende Rückgang ist erfreulich, darf aber nicht dazu führen, dass Unternehmen sich in Sicherheit wiegen. Gerade bei kleinen- und mittelständischen Betrieben tragen Lieferantenkredite nach wie vor stark zur Finanzierung bei. Geringe finanzielle Reserven, ein unzureichendes Forderungsmanagement, eine schlechte Zahlungsmoral einzelner Abnehmer und Managementfehlern bergen auch weiterhin ein erhebliches Insolvenzpotential", so Dr. Gerd-Uwe Baden, Vorstandsvorsitzender der Euler Hermes Kreditversicherung.

Branchen: Baugewerbe weiter erholt

Wie schon in den Vorjahren profitiert das Baugewerbe in Deutschland deutlich von den günstigen konjunkturellen Bedingungen, die Zahl der Pleiten wird nach der Prognose von Euler Hermes um 14,8 Prozent auf 4.900 sinken. Deutlich geringer wird mit 8,7 Prozent in diesem Jahr der Rückgang bei den Dienstleistungen ausfallen. Trotzdem stehen die Dienstleistungen mit einer Gesamtzahl von 13.600 Pleiten auch in 2007 an der Spitze aller Branchen. Nach einem deutlichen Minus von gut 16 Prozent 2006 wird die Zahl der Insolvenzen im Handel in diesem Jahr um 4,9 Prozent auf 6.000 zurückgehen.

Am stärksten profitiert das Verarbeitende Gewerbe vom konjunkturellen Aufschwung, denn die Zahl der Insolvenzen geht nach deutlichen Rückgängen in den Vorjahren auch 2007 um 20,1 Prozent auf 2.300 zurück.

Trotz der günstigen Konjunktur bleibt die Insolvenzhäufigkeit im Baugewerbe mit 152 Fällen je 10.000 Unternehmen jedoch wesentlich höher als in den anderen Branchen. Im Durchschnitt aller Wirtschaftszweige liegt die Insolvenzhäufigkeit bei 90 Fällen je 10.000 Unternehmen.

Bundesländer: Baden-Württemberg, Hessen und Hamburg gut positioniert

Mit einem Rückgang der Firmeninsolvenzen um 17,7 Prozent auf 600 Fälle und einem Minus bei den angemeldeten Forderungen von 28,3 Prozent auf 380 Millionen Euro wird die Hansestadt 2007 deutlich vom konjunkturellen Aufschwung profitieren, so die Prognose von Euler Hermes. Seit dem Höchststand 2003 mit 1.010 Insolvenzen und angemeldeten Forderungen von 1,2 Milliarden Euro hat sich die Zahl der gewerblichen Pleiten in Hamburg um 40,6 Prozent verringert und die Summe der Not leidenden Forderungen um 68,5 Prozent.

Gemessen an der Insolvenzhäufigkeit nimmt Hamburg mit 74 Fällen je 10.000 Unternehmen bundesweit den dritten Rang nach Baden-Württemberg (51) und Hessen (73) ein, vor Bayern (76) und Thüringen (81). Die höchsten Quoten weisen Sachsen (150) und Sachsen-Anhalt (142) auf. Insgesamt ist die Insolvenzhäufigkeit in Ostdeutschland (ohne Berlin) mit einem Wert von 123 deutlich höher als in den westlichen Bundesländern mit 83 Fällen je 10.000 Unternehmen.

Frankreich und Großbritannien: Zunahme der Insolvenzen

Im Gegensatz zur Entspannung in Deutschland steigt die Zahl der Firmenzusammenbrüche bei Deutschlands wichtigsten europäischen Handelspartnern leicht an. So erwartet Euler Hermes in Frankreich ein Plus von 2,0 Prozent auf 48.300 Insolvenzen und in Großbritannien einen Zuwachs von 1,0 Prozent auf 24.260. Italien und die Niederlande verzeichnen dagegen mit zweistelligen Rückgängen eine ähnlich günstige Entwicklung wie in Deutschland. Insgesamt dürften die Firmeninsolvenzen in Westeuropa um 3,3 Prozent auf 150.780 zurückgehen, so die Prognose. (mf)