Interview mit Thomas Schade von AOC und MMD

"Innovation ist das beste Mittel gegen Preisverfall"

18.06.2013 von Armin Weiler
Mit den Marken Philips und AOC ist das taiwanische Unternehmen TPV im Display-Geschäft vertreten. Thomas Schade, Vizepräsident EMEA bei AOC und MMD, gibt im Interview mit ChannelPartner einen Überblick über den deutschen Monitormarkt.
"Das Monitorgeschäft wird es auch in zehn Jahren geben." Thomas Schade, Vizepräsident EMEA bei AOC und MMD
Foto: AOC MMD

Mit den Marken Philips und AOC ist das taiwanische Unternehmen TPV im Display-Geschäft vertreten. Thomas Schade, Vizepräsident EMEA bei AOC und MMD, gibt im Interview mit ChannelPartner einen Überblick über den deutschen Monitormarkt.

Lange war es recht ruhig im Display-Bereich. Woran lag das?

Thomas Schade: Im Zentrum der Medienaufmerksamkeit stand in den vergangenen ein bis zwei Jahren eher ein anderes Display-Produkt, nämlich Tablet-PCs. Dass mehr über Tablets berichtet wurde, bedeutet aber nicht, dass es im Monitormarkt ruhig war, im Gegenteil: Auch hier gab und gibt es Innovationen, die von Konsumenten und B2B-Kunden sehr positiv aufgenommen wurden. Diese Innovationen kamen gefühlt eher seltener von den angestammten großen Playern des IT-Segments und mehr von den Monitorspezialisten, beispielsweise von MMD und AOC.

Die kleineren Anbieter und Spezialisten haben aber an Marktanteilen gegenüber den großen Anbietern und PC-Herstellern verloren. Wie kam es dazu?

Schade: Wenn man die Marktanteile in Deutschland in den zurückliegenden Jahren betrachtet, stellt man schnell fest, dass rund 40 Prozent des Marktes sich weitgehend kontinuierlich auf drei Marken aufteilen. Die Namen der Top-Drei-Marken ändern sich, doch die 40-Prozent-Regelmäßigkeit variiert kaum. Manche Anbieter haben tatsächlich an Bedeutung verloren, andere Spezialisten haben hingegen deutlich zugelegt.

Zum Beispiel Philips: In Deutschland hat sich der Monitormarktanteil von 2009 bis zur aktuellen Berichtsperiode mehr als verdoppelt. AOC ist um 120 Prozent gewachsen. Zusammen belegen die beiden TPV-Marken inzwischen Platz sechs in Deutschland. In Europa sind unsere Zahlen noch besser: Hier belegen beide Marken zusammen aktuell den vierten Platz - was auch mehr als eine Verdoppelung im Vergleich zu 2009 bedeutet.

Wird sich der Trend des Preis- und Margenverfalls fortsetzen?

Schade: Durch stetige Fortschritte in der Fertigung werden elektronische Produkte mit einer bestimmten Spezifikation im Laufe der Zeit günstiger. Gleichzeitig sorgen technische Innovationen und Trends wie zum Beispiel größere Displays dafür, dass der Markt sich hin zu höherwertigen Produkten orientiert. Die Folgerung daraus ist, dass Innovationen das beste Mittel gegen Preis- und Margenverfall sind - vielleicht liefern hier nicht alle Wettbewerber die erforderliche Schlagzahl. Wir arbeiten jedenfalls ständig daran, den Markt mit innovativen Produkten voranzutreiben.

Der Ersatz der Röhrenmonitore durch Flachbildschirme oder Formatänderungen weg vom klassischen 4:3-Format haben in der Vergangenheit dem Monitormarkt Schub verliehen. Was könnte in absehbarer Zeit einen ähnlichen Effekt bewirken?

Schade: Ein Schub, wie ihn der Wechsel von Röhre zu LCD hervorgerufen hat, lässt sich nicht wiederholen. Heute sind es andere Themen, die den Markt voranbringen. Das ist der Trend zu größeren Displays, auf denen sich einfacher mit mehreren Anwendungen gleichzeitig arbeiten lässt. Auch spielen Ergonomieanforderungen und Energieeffizienz eine wachsende Rolle. Das gilt besonders im B2B-Segment. Auflösungen jenseits von Full-HD werden ebenfalls wichtiger. Erheblich an Bedeutung gewonnen haben außerdem Anschluss- und Verbindungsmöglichkeiten. MHL für das Spiegeln von Android-Smartphones und Tablets auf dem PC-Monitor ist hier zu nennen, ebenso Funktionen wie USB-Docking, die wir ganz neu auf den Markt gebracht haben. Nur ein USB-Kabel genügt, um die Video- und Datenverbindung zum PC herzustellen. Dockingstationen können so entfallen.

Blicken wir etwas weiter in die Zukunft: Wie könnte das Monitorgeschäft in zehn Jahren aussehen?

Schade: Die Eine-Million-Euro-Frage! Leider funktioniert unsere Kristallkugel, die uns so konkret in die Zukunft schauen lässt, gerade nicht so recht. Daher nageln Sie mich bitte nicht in zehn Jahren auf die hier getroffenen Aussagen fest. Grundsätzlich steht fest, dass die Anzahl der Displays, mit denen sich Menschen umgeben, stetig wächst. In den Haushalten gibt es eine ständig wachsende Anzahl an Displays für die verschiedensten Anwendungen. Smartphones, Tablets, PC-Monitore, TV-Geräte und vieles mehr.

Einerseits gibt es den Trend, verschiedene Funktionen in einem Produkt zu vereinen - zum Beispiel im Smartphone -, andererseits wünschen sich die Menschen spezialisierte Produkte, die genau auf eine Aufgabe hin optimiert sind. Für viele Anwendungen wird das weiterhin der Monitor sein. Der wird in zehn Jahren deutlich mehr können als heute. Integrierte Kameras für Videotelefonie sind sicher die Regel, wahrscheinlich wird er die Verbindung zu anderen Elektronikprodukten drahtlos aufnehmen und immer dann bereitstehen, wenn ein intelligentes, großes Display gefordert ist. Kurz und gut, es wird auch in zehn Jahren ein Monitorgeschäft geben - durch ihre Intelligenz und Vielseitigkeit werden sich die Monitore aber von den heutigen deutlich unterscheiden. (awe)