Gerade Systemhäuser tun sich schwer, mit ihrer Homepage den eigenen Leistungskatalog passend und zielgruppenrelevant darzustellen. Gleichzeitig wollen sie auch persönlich und ansprechbar bleiben – von einer Neukundengewinnung via Web oftmals ganz zu schweigen.
Es gibt natürlich kein Pauschalrezept für die perfekte "IT-Homepage", da Zielgruppen, Ausrichtung und Marketing von Systemhäusern oft stark variieren und sich auch im Laufe der Zeit ändern. Dennoch kann man vieles richtig machen – vor allem im Vorfeld.
Alexander Roth, Geschäftsführer und Redakteur des Münchner Kommunikationsberaters Evernine, verrät Systemhäusern, worauf es bei der Kommunikation ankommt.
Strategische Aufstellung
Bereits vor der Gestaltung der Homepage sollten Systemhäuser berücksichtigen, dass die weiten Teile des Front- und Backends inhaltlich veränderbar sind, so dass eine Homepage flexibel bleibt. Es hat nur Vorteile, wenn die Homepage Systemhäusern ermöglicht, viel selbst machen zu können.
Hier ist zwischen dynamischen Content – bei dem die Inhalte getrennt von technischen Elementen (wie Layout und Vorlagen) aufbewahrt werden und abhängig von der Suchanfrage live aus der Datenbank genommen und dem User in verschiedenen Kategorien präsentiert werden – und klassischem statischen Content zu unterscheiden.
Da sich die Inhalte in der IT-Branche ständig verändern, sollten Sie daher in jedem Fall die Menüstruktur sowie den statischen und dynamischen Content stets selbst verändern können, ohne dafür einen Dienstleister kontaktieren zu müssen. Denn dieser Schritt ist meist teuer, langsam und komplex, da die Zahl der Beteiligten steigt.
Auf das CMS kommt es an
Bei der Wahl des richtigen Contant Management Systems (CMS) sollten Systemhäuser darauf achten, dass es die genannten strategischen Punkte abdeckt und somit flexibel ist.
Roth empfiehlt Systemhäusern hier WordPress, da es intuitiv, flexibel und modular erweiterbar ist. Darüber hinaus ist es als schlankes System, das auf dynamischen Content basiert ist automatisch SEO-optimiert, so dass die Kunden die Inhalte Ihrer Homepage schneller im Web finden können.
Bei sehr komplexen Anforderungen rät der Experte zu Typo3. Alles andere sei mit WordPress problemlos handhabbar. Jedoch, so Roth weiter, ist zu beachten, dass spezielle Anforderungen an die WordPress-Homepage weniger über Plug-ins sondern vielmehr über eine zugehörige CSS/PHP-Programmierung zu lösen sind. So vermeidet man Sicherheitslücken, hält das System transparent und bei Updates der einzelnen Komponenten entstehen keine Kompatibiltätsprobleme.
Shop oder Newsletter gefällig?
Neben dem dynamischen und statischen Content sollten Systemhäuser überdenken, ob sie auch weitere Komponenten in die Homepage einbinden.
So kann es laut Roth je nach der eigenen Aufstellung sinnvoll sein, die Homepage gezielt mit Tools zu erweitern. Wichtig ist aber zu wissen, dass sich diese Elemente auch erst im Nachhinein einbinden lassen. So sollte man hiermit nicht "experimentieren", sondern Erweiterungen nur dann einsetzen, wenn diese wirklich benötigt werden. Im Systemhausumfeld sind das beispielsweise Eventmanagement-Tools (mit Anmeldung und Hotelbuchung), eine Shop-Einbindung oder ein Newsletter-Tool einzubinden. Des Weiteren empfehlen sich unter bestimmten Bedingungen Microsites bzw. Landingpages inklusive, etwa um bestimmte Themen SEO- und auch Zielgruppengerecht zu pushen.
Das Content Management System WordPress ist flexibel genug, diesen Anforderungen gerecht zu werden. Typo3 sollte nur dann eingesetzt werden, wenn die Anforderungen an solche Erweiterungen immens sind. Hier ist allerdings zu bedenken, dass die Änderung von Content dann schnell sehr aufwändig wird.
Aufbau der Homepage
Moderne Homepages bieten ihren Besuchern gleich mehrere Menüs an: Oben, als klassische Leiste für konservative Besucher, beantwortet sie idealerweise Fragen zum Unternehmen, Referenzen, Anfahrt und Kontakt und präsentiert mit möglichst logisch und widerspruchsfreien Begriffen die Produkte und angebotenen Lösungen – ohne dabei die Unternehmenseigene Sprache (insbesondere bei der Präsentation des eigenen Angebots) zu verwenden.
In einem zweiten Menü in der Mitte der Seite, das auch nicht unbedingt als solches erkennbar sein muss – beispielsweise in Form eines Floating Banners oder in Kacheloptik – können Systemhäuser zielgruppengerecht auf die Branchenthemen oder Paint Points der Kunden eingehen. Mit Formulierungen wie "Sie sind Geschäftsführer und wollen Ihre Mitarbeiter mit mobiler IT ausstatten?" oder "Warum Sie sich für das neue Windows interessieren sollten" erreichen Sie genau die Personen, die Sie ansprechen wollen.
Die weiteren Besuchergruppen
Grundsätzlich sollte die optimale Systemhaushomepage auch den weiteren Besuchergruppen neben den Kunden jeweils einen eigenen Bereich einräumen. Daher gehört in der Regel bei Systemhäusern auch ein Karriere- und Pressebereich auf die Firmenseite.
Alexander Roth empfiehlt besonders die Karriereseite eng mit einem entsprechenden Social Media Auftritt zu verzahnen. Beispielsweise lassen sich in Facebook direkt grundlegende Fragen der Jobinteressenten im Dialog beantworten.
Ein eigener Pressebereich, in dem Systemhäuser Ansprechpartner definieren, Pressematerial und alte Pressemitteilungen anbieten, erleichtert Journalisten die Arbeit und macht so ein Systemhaus schneller publik.
Einen eigenen Menüpunkt – vorzugsweise in der klassischen Menüleiste oben – empfiehlt es sich Investoren und Partnern zu widmen.
Damit man das Systemhaus findet
Die beste Homepage ist wertlos, wenn sie nicht gefunden wird. SEO heißt das Zauberwort. Eine suchmaschinenoptimierte Homepage muss laut Alexander Roth verschiedene Aspekte erfüllen: "Dynamischer Content zu den Paint Points der Kunden verbessert die Auffindbarkeit in den Suchmaschinen enorm. Daher sollten Systemhäuser dieser Contentart unbedingt – beispielsweise mittels gepflegter und regelmäßig befüllter Landingpages – einen eigenen Bereich auf der Homepage einzuräumen."
Ebenso wichtig wie SEO ist die gewählte Sprache der Homepage. Hier ist es wichtig, nicht "einfach drauf loszuschreiben", sondern die Sprache der Kunden zu verwenden. "Idealerweise definieren Systemhäuser – ggf. mit Hilfe eines SEO-Spezialisten – 50 bis 100 Wörter, welche die Zielgruppe zu den relevanten Themen bei der Suche verwendet", so Roth.
Für ein erfolgreiches SEO ist zahlreicher Content wertvoll. So ist es ratsam, auch Social Media Elemente auf die Homepage einzubinden. Hier lässt beispielsweise in Sidebars mit relativ wenig Aufwand ein Twitterstream zu aktuellen Themen unterbringen.
Das Auge liest mit
Auch wenn Sie alle bisherigen Punkte auf der Homepage unterbringen, sollten Sie keinesfalls auf professionelles Bildmaterial verzichten.
Alexander Roth rät hier zu mehr Individualität: "Die allermeisten Systemhäuser arbeiten leider auf Basis von Stockfotos und verzichten so auf die Chance, sich von anderen abzuheben."
Viele in der Branche befürchten offenbar, dass ihre Bürogebäude zu langweilig sind und ihre Mitarbeiter nicht abgelichtet werden wollen, doch es gibt auch genügend andere Möglichkeiten, ein Systemhaus persönlich darzustellen, so Roth weiter: "Ein professioneller Fotograf, richtig gebrieft, lässt mit Tricks wie Schärfentiefe, Filtern und frecher Motivwahl schnell Bilder entstehen, die einer Systemhaus-Homepage ein persönliches Gesicht verleihen."