Test

iMac 2009 mit 21,5 und 27 Zoll

03.11.2009 von Christian Möller
Neue iMacs waren überfällig, doch was Apple dann Mitte Oktober aus dem Hut zauberte, hat dann doch viele überrascht. Unsere Schwesterpublikation Macwelt hat die neue Klasse der All-in-One-Computer getestet.

Glaubt man den Verkaufszahlen von Apple, haben Desktop-Computer eigentlich ausgedient. Die meisten Anwender entscheiden sich heutzutage für einen kleinen und leichten, portablen Rechner. Umso erstaunlicher ist es, welchen Aufwand Apple in seinen traditionsreichen Computer - den iMac - steckt.

Geräte im Test

Apple stellt uns zwei der neuen iMacs zum Test

Testteilnehmer:

iMac 21,5 Zoll, 3.06 GHz, Nvidia Geforce 9400

iMac 27 Zoll, 3,06 GHz, ATI Radeon HD 4670

Die aktuelle Generation des iMac ist fast vollkommen neu entwickelt worden. Schon auf den ersten Blick erkennt man optische Unterschiede. Die Front wird nun von den neuen Displays dominiert, die nach wie vor hinter einer (diesmal horizontal durchgängigen) Glasscheibe sitzen. Das iMac-Gehäuse ist nochmals schlanker und filigraner geworden. Man hat immer mehr den Eindruck vor einem Monitor zu sitzen, anstatt vor einem kompletten Mac.

Das Seitenformat hat Apple von 16:10 auf 16:9 reduziert. Dennoch sind die Displays größer und liefern eine höhere Auflösung als bei den Vorgängern.

Das 21,5-Zoll-Modell stellt die so genannte "Full-HD"-Auflösung dar. Das sind 1.920 mal 1.080 Pixel. Damit liefert es 31 Prozent mehr Bildpunkte als das 20-Zoll-Vorgängermodell (1.680 mal 1.050).

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Einen ungewöhnlichen Schritt macht Apple jedoch mit dem 27-Zoll-Modell. Dieses Display stellt 2.560 mal 1.440 Bildpunkte dar und wird nur noch vom 30-Zoll-Cinema-Display (2.560 mal 1.600) übertroffen. Apple benutzt hier quasi ein 30-Zoll-Display, das in der Vertikalen ein wenig beschnitten ist. Ein solches Display sucht man derzeit auf dem Monitor-Markt vergebens, es ist beispiellos.

Das neue 27-Zoll-Modell ist sogar etwas schlanker als der 24-Zoll-Vorgänger.

Noch dazu arbeiten beide Monitore mit einer LED-Hintergrundbeleuchtung, die es bei diesen Bildschirmdiagonalen bislang noch nicht gab. Hier zeigt sich Apple also einmal mehr als Technologie-Vorreiter.

Abgesehen von dem neuen Seitenformat halten sich die Designänderungen gegenüber den Vorgängern in Grenzen. Die Rückseite der neuen iMacs ist nun nicht mehr schwarz, sondern kommt in edlem Aluminium daher. Das hat nicht nur ästhetische Gründe, die riesige Alu-Fläche führt Wärme wesentlich besser ab, was sich positiv auf die Kühlleistung auswirkt. Wir werden das später noch bei den Schallmessungen feststellen.

iMac-Displays im Test

Im Testcenter schlagen sich die neuen Displays exzellent. In puncto Helligkeit, Kontrast und Homogenität liefern sie sehr gute Ergebnisse. Besonders das 27-Zoll-Modell glänzt hier mit einer Helligkeit von über 350 Candela pro Quadratmeter und einer Helligkeitsabweichung von lediglich 10,4 Candela pro Quadratmeter. Das sind sehr gute Werte.

Auch beim Farbumfang messen wir Verbesserungen. Gegenüber den Vorgängern stellen die neuen Displays besonders im Blau-Bereich mehr Farben dar.

Im Vergleich zum 24-Zoll-Vorgänger, zeigt das Display des neuen 27-Zoll-iMac einen etwas erweiterten Farbumfang.

Ein deutlicher Schritt vorwärts ist das 21,5-Zoll-Modell gegenüber dem 20-Zoll-Vorgänger beim Blickwinkel. Der Vorgänger setzte ein TN-Panel ein, dass extreme Farbabweichungen bei spitzen Einblickwinkeln aufweist, besonders in der Vertikalen. Die neuen iMacs nutzen durchweg hochwertigere IPS-Panels, die diese Probleme nicht mehr zeigen.

Neue Prozessoren

Vier Rechenkerne, das war die Forderung vieler Anwender für eine neue iMac-Generation. Apple hat zugehört, das Top-Modell kommt nun mit einem Intel Core i5 Prozessor (Codename Lynnfield), der mit der neuesten Microarchitektur "Nehalem" arbeitet. Er verfügt über vier Rechenkerne und kann diese einzeln dynamisch übertakten. Die Grundtaktfrequenz von 2,66 Gigahertz benutzt der Chip nur unter Volllast aller vier Kerne. Bei hoher Last eines oder zweier Kerne erreicht die CPU bis zu 3,2 Gigahertz Takt. Software, die nicht auf mehrere Kerne optimiert ist, profitiert somit von der höheren Taktfrequenz.

Wahlweise bekommt man auch einen Core i7, dessen Grundtaktfrequenz bereits bei 2,8 Gigahertz liegt und der auf bis zu 3,46 Gigahertz übertaktet. Zudem liefert er neben seinen vier physischen Rechenkernen weiter vier logische Kerne, die die CPU-Leistung besser ausnutzen sollen. Das konnte bisher nur Apples High-End-Mac, der Mac Pro.

Zum Test erreichen uns allerdings nur die iMacs mit herkömmlichen Core-2-Duo-Prozessoren. Den Vierkern-iMac liefert Apple erst nach unserem Redaktionsschluss aus. Die Core-2-Duo-Versionen takten mit 3,06 Gigahertz. Optional bekommt man auch 3,33-Gigahertz-Varianten (Aufpreis: 180 Euro).

Bluray: Fehlanzeige

Apple vergrößert die Festplattenkapazität der neuen iMacs auf 500 Gigabyte beim Einstiegsmodell respektive ein Terabyte bei allen anderen Versionen. Optional kann man auch eine Zwei-Terabyte-Festplatte bestellen. Sie kostet allerdings 225 Euro Aufpreis.

Als optisches Laufwerk kommt nach wie vor das klassische Superdrive im Slimline-Format zum Einsatz. Es liest und beschreibt CDs und DVDs. Hier ergibt sich der erste ernsthafte Kritikpunkt an den neuen iMacs: es gibt kein Bluray-Laufwerk. Gerade beim 16:9-Spielfilmformat und der Full-HD-Auflösung der Displays liegt es doch nahe, dass man Bluray-Filme in hoher Auflösung anschauen möchte. Doch Fehlanzeige: Apple verweigert störrisch die Unterstützung für Bluray-Videos. Man will hier weiterhin künstlich den Absatz von HD-Videos über den iTunes-Store fördern. Doch das iTunes-Angebot an HD-Filmen ist bei weitem nicht so groß wie auf Bluray-Medien. Zudem liegt die Qualität der iTunes-Filme meist unter der der Bluray-Versionen. Auf die Zusatzinhalte der Bluray-Scheiben muss man bei iTunes ebenso verzichten.

Auch das Nachrüsten eines externen Bluray-Laufwerks bringt nichts, da es keine Software zum Abspielen von Bluray-Videos unter Mac-OS X gibt. Lediglich unter Windows könnte das funktionieren, doch wer will schon jedes Mal Windows starten, um einen Bluray Film anzuschauen? Apple bevormundet hier seine Kunden unnötig. Daran muss sich schleunigst etwas ändern, will der Mac Hersteller nicht an Reputation einbüßen.

Grafikchip und Ausstattung

Das Einstiegsmodell des iMac arbeitet mit der schon vom Vorgänger und diversen anderen Macs her bekannten Chipsatzgrafik Nvidia Gefroce 9400. Das 27-Zoll-Modell bekommt einen eigenen Grafikchip, hier setzt Apple einen ATI Radeon HD 4670 ein. Im Test messen wir vor allem bei Core-Image- und 3D-Software große Unterschiede. Der ATI-Chip liefert hier in etwa die doppelte Leistung der Nvidia-GPU.

Das Top-Modell ist mit einer GPU ATI Radeon HD 4850 ausgerüstet. Was dieser Chip leistet klären wir im Test in der nächsten Ausgabe der Macwelt.

Ab Werk bekommt man mit jedem iMac-Modell eine drahtlose Bluetooth-Tastatur und die neue Magic Mouse. Wer lieber drahtgebunden arbeitet, kann statt der Bluetooth-Tastatur auch ein USB-Modell bekommen, ohne Aufpreis. Die USB-Tastatur hat zudem den Vorteil, dass sie einen Zifferblock mitbringt.

Die neuen iMacs bieten nun vier Speichersteckplätze. Zwei davon sind ab Werk schon belegt.

Vier Gigabyte RAM sind nun in allen iMacs Standard. Das ist löblich. Wer mag kann die 21,5-Zoll-Modelle auf bis zu acht Gigabyte, die 27-Zöller gar auf bis zu 16 Gigabyte aufrüsten. Warum Apple hier einen Unterschied zwischen den Display-Größen macht, bleibt unklar. Es hat offensichtlich nur Marketing-relevante Gründe. Technisch könnten die kleinen iMac genauso gut mit 16 Gigabyte RAM umgehen.

Neu ist der SD-Kartenslot, den Apple an der rechten Seite direkt unterhalb des Slot-In-Laufwerks platziert. Wir finden diesen Platz bedenklich, da man so sehr schnell mal versehentlich einen SD-Chip statt im dafür vorgesehenen Steckplatz in den Schlitz des optischen Laufwerks steckt. Aus diesem bekommt ihn dann nur noch der Service-Techniker wieder heraus.

Der neue Steckplatz für SD-Karten befindet sich gefährlich nahe am Schlitz des optischen Laufwerks. Hier kann die SD-Karte schon mal versehentlich im falschen Slot verschwinden.

Ein Novum findet sich bei 27-Zoll-Modell. Der Mini-Displayport-Ausgang lässt sich auch als Eingang nutzen. Per speziellem Kabel kann man so beispielsweise ein Macbook oder einen Mac Mini an dem Display betreiben. Adapter auf HDMI oder DVI soll es später geben. Laut Apple unterstützt der Eingang auch das HDCP-Protokoll. Damit lassen sich beispielsweise externe Bluray-Player oder Spielekonsolen an dem Display betreiben.

Lautheit und Stromverbrauch

Green-IT, das Schlagwort schreibt sich Apple schon länger auf die Fahnen. Ein Aspekt davon ist der Stromverbrauch. Wir messen nach und stellen fest: die neuen iMac-Modelle brauchen mehr Strom! Trotz LED-Hintergrundbeleuchtung sind die Displays der Stromfresser Nummer Eins. Bei voll aufgedrehter Helligkeit benötigt das 21,5-Zoll Modell 83 Watt. Die CPU arbeitet dabei so gut wie nicht. Unter Volllast der CPU messen wir 106 Watt. Der 20-Zoll-Vorgänger kam bei diesem Test noch mit 60 respektive 80 Watt aus.

Die Rückseite der neuen iMacs ist nun aus Aluminium und nicht mehr aus schwarzem Plastik, wie bei den Vorgängern.

Noch deutlicher wird der Unterschied beim 27-Zoll-Modell. 146 Watt beim Nichtstun und 172 Watt unter CPU-Volllast sind deutlich mehr als beim 24-Zoll-Vorgänger, der sich noch mit 110 beziehungsweise 135 Watt begnügte. Allerdings: dreht man die Helligkeit der Displays zurück, ändert sich das Bild. Bei halber Helligkeit sinkt der Stromverbrauch der neuen iMacs deutlich. In Büroräumen oder daheim braucht man die volle Helligkeit nur selten. Es lohnt sich also, das Display herunterzuregeln.

Kaufempfehlung und Fazit

Das Alu-Gehäuse der neuen iMacs macht sich bei der Kühlung der internen Komponenten positiv bemerkbar. Das 27-Zoll-Modell wird nach längerem am oberen Rand sehr warm, dafür bleiben CPU, GPU und Festplatte recht kühl, so dass die Lüfter kaum aufdrehen müssen. In der Schallmesskammer messen wir nur zwischen 0,1 und 0,3 Sone. Das liegt an der Grenze der Wahrnehmbarkeit. Selbst nach 20 Minuten Volllast von CPU und GPU ändert sich daran nichts. Die Lüfter bleiben leise. Das gilt für beide iMac-Modelle. (Macwelt/haf)

Kaufempfehlung und Fazit

Kaum größer als ein aktueller Großbildmonitor und doch ein vollständiger High-Tech-Mac: Selbst im Zeitalter der leichten, mobilen Macs haben All-in-One-Computer vom Schlage der aktuellen iMacs nichts an Faszination eingebüßt. Besonders die exzellenten Displays sind eine Klasse für sich, ob man nun das 16:9-Format mag oder nicht. Dass Apple den Bluray-Boom jedoch weiterhin konsequent ignoriert, bleibt unverständlich.

Vorzüge: Sehr gute Displays mit hoher Auflösung und großem Farbraum, sehr leise

Nachteile: Keine Konfiguration mit Bluray-Player erhältlich, höherer Stromverbrauch als die Vorgängermodelle (bei voller Helligkeit)

Einsteiger iMac 21,4 Zoll 3,06 GHz, Nvidia Geforce 9400

Profis iMac 27 Zoll 3,06 GHz, ATI Radeon HD 4670