Zur Einstimmung auf das Fiskaljahr 2017 und um zeitlich näher am Sales Kick-off zu sein, hat Cisco Anfang November 2016 nach San Francisco über 2.300 Partner zur zweiten weltweiten Partnerkonferenz eingeladen. In den Jahren davor lagen mitunter noch 18 Monate zwischen den Hausmessen. Mit "Full Speed" als Motto standen diesmal die Digitale Transformation und die entsprechenden Wachstumschancen für die Partner im Mittelpunkt der Veranstaltung.
Das Fazit: Cisco setzt über allem auf stärkere Vernetzung, um Partnern zu helfen, von dem Trend zu hybriden Multi-Cloud-Umgebungen profitieren zu können. Im Fokus stehen Infrastruktur- und Cloud-Automation, Service-Management, Software und Subskriptionsmodelle sowie End-Point-Security. Für die Public Cloud setzt Cisco dabei immer noch ein robust wachsendes Portfolio von Partnern aus dem Bereich der Cloud and Managed Service Provider (CSP & MSP), die ebenso zunehmend die SaaS-Angebote vertreiben sollen.
Partnerschaft mit Cisco vorleben
In Zeiten der digitalen Transformation und der damit einhergehenden rapiden Veränderungen komme es Cisco umso mehr auf Vertrauen und starke Partnerschaften an, eröffnete CEO Chuck Robbins seine Keynote. "Partnerschaft zählt", mit diesen Worten unterstrich Robbins das stark ausgeprägte Partnerbekenntnis von Cisco, das aktuell nach eigenen Angaben über 90 Prozent seines Umsatzes via Partner erzielt.
Weiter betonte der Manager, dass sein Haus klar auf die Hybrid Cloud setze, und künftig end-to-end künftig jeden Partner mit jeder Art von Geschäftsmodell rund um die Cloud ins Cloud-Business mitnehmen wolle. Locken sollen dabei vor allem neue Geschäftsmodelle in den Bereichen Service und Abonnements, etwa rund um die hauseigene Kollaborationslösung Spark. Dennoch will der Konzern auch das Hardware-Geschäft nicht außer Acht lassen. Ein Beispiel: statt wie bisher hohe Incentives für Cloud-Services auszuschütten, belohnt Cisco jetzt zudem auch Partner, die Router und Switches an Service-Provider verkaufen.
Neue Cloud-Anreize für Partner
Wie auf der Hausmesse deutlich wurde, setzt Cisco, um das Geschäft mit der Hybrid Cloud zu beschleunigen, verstärkt auf das Solution Incentive Program (SIP) sowie auf das bewährte Value Incentive Programm (VIP), das seit August 2016 für Data Center Partner nun auch zehn Prozent Preisnachlass auf ACI (Application Centric Infrastructure) und Cisco CloudCenter verspricht. Gleiches gilt auch für den Verkauf der Enterprise CloudSuite Cisco One. Dazu kommen gänzlich neue Lösungen und Geschäftsmodelle für Partner rund um das Internet-of-Things (IoT). Cisco sieht hier einen Wettbewerbsvorteil für sich: Da man selbst auch meist die Netzwerk-Infrastruktur bereitstelle, würden die Cisco-eigenen IoT-Lösungen besonders sicher laufen, was wiederum der Markt sehr schätze.
Unter dem Strich betreffen Ciscos strategische Säulen rund um die Cloud namentlich nun die Lösungsbereiche Cloud Infrastructure Solutions, Collaboration, Security, Service Provider Solutions, Networking und IoT. Klar macht Cisco auch: Das Geschäft soll nun vor allem in Richtung Services rund um diese Lösung gehen.
Lesen Sie auf Seite 2: Warum der Service-Anteil am Gesamtumsatz von Cisco so gering ist
25 Prozent Service-Geschäft
Interessant ist hierbei der Blick auf den aktuellen Service-Anteil, den Cisco noch ausweist: Laut Geschäftsbericht vom Vorjahr erzielt das Haus nur 25 Prozent seines Umsatzes von rund 50 Milliarden Dollar mit reinem Lösungsgeschäft, der Rest liegt noch im reinen Produktverkauf. Bei großen Partnern liege der Anteil des reinen Service-Geschäfts bei bis zu 65 Prozent, wie ein Manager verriet - Anteile, die sich Cisco künftig auch von kleineren Partnern erhofft.
IaaS ist nicht alles
Die neue Cloud-Strategie kommt nicht ganz überraschend, ist aber ein Abweichen von dem vor einem Jahr noch ausgegebenen ehrgeizigen Ziel, mit Infrastructure-as-a-Service (IaaS) in der Liga der Public-Cloud-Anbieter um AWS und Microsoft Azure mitmischen zu wollen.
"IaaS ist nicht alles und nur ein Baustein im Puzzle", so Robbins in San Francisco. Das Cloud-Ökosystem sei viel komplexer und man wisse, wo dabei die größten Chancen liegen. Denn Multi und Hybrid Cloud seien heute an der Tagesordnung. Tatsächlich würden sich 95 Prozent der Kundenanfragen heute auf die Hybrid Cloud beziehen, unterstrich der CEO auf der Partnerkonferenz.
Monetären Nutzen in der Cloud sieht der Netzwerkriese in der Infrastruktur für die Private Cloud, im Cloud-Management durch CliQr (heute Cisco CloudCenter) und in der Cisco One Enterprise Cloud Suite, die als Plattform Cloud-Management und Automation-Tools verbindet. Hinzu kommt die Security-Broker-Plattform des Neuerwerbs CloudLock und die virtuelle ASA-Firewall. Insgesamt hat Cisco übrigens seit Firmengründung 193 Zukäufe getätigt.
Neue modulare Storage-Server
Passend zum Hardware-Produktverkauf hat Cisco mit dem UCS S3260 als Auftakt der sogenannten S-Serie einen neuen Storage-Server vorgestellt. Dieser wurde speziell für datenintensive Anwendungen wie Big Data, Object Storage und Datensicherung entwickelt und lässt sich auch als Software-Defined-Storage-Lösung (SdX) nutzen.
Modular erweiterbar, ist der neue Storage-Server ab November 2016 in einer Vielzahl von Konfigurationen bis zu einem Speichervolumen von satten 600 Terabyte und 90 TB SSD-Flash erhältlich. Dabei verspricht er auch noch rund 60 Prozent Platz- und Stromersparnis gegenüber traditionellen Servern sowie 50 Prozent weniger Gesamtbetriebskosten im Vergleich zu einer Public-Cloud-Lösung, so Cisco.
Außerdem wurde das UCS Developer Center (Unified Computing System) überarbeitet und um Learning Labs genannte Schulungen für Infrastruktur- und Anwendungsentwickler erweitert. Als Sahnehäubchen soll es für Partner im Rahmen des VIP-Programms auch noch Backend-Prämien und Rabatte geben.
Ferner hat Cisco auch eine neue One Cloud Enterprise Suite als Hybrid-Cloud-Lösung mit verschiedenen Programmen für die Verwaltung der Infrastruktur angekündigt. Das betreffende Softwarepaket bietet vier Module für Infrastructure Automation, Service Management, Cloud Management und Big Data Automation, die jeweils einzeln oder im Kombi-Pack erworben werden können. Cisco verbindet damit eine sogenannte ASAP-Strategie. Diese Abkürzung steht für Analyse,Simplify,Automate undProtect, also für den automatischen Schutz der Daten.
Lesetipp: Cisco und Security - der Channel "IT-Sicherheit" floriert
Mehr Schutz für Endpoints
Um die Sicherheit auf Seiten der Endpoints zu verbessern und zu vereinfachen, hat Cisco die betreffende Advanced Malware Protection (AMP) überarbeitet. Über Software-as-a-Service (SaaS) werden dabei Prävention, Erkennung und Response auf mögliche Malware kombiniert.
Neu sind eine eingebaute Antiviren-Engine und ein Dashboard-Benutzerinterface. Verbessert wurden die Endpoint-Suche und die kognitive Analyse für mögliche Bedrohungen. Malware soll gleich bei den Eintrittspunkten abgefangen werden. Cisco zufolge sollen Channel-Partner sogar damit befähigt werden, traditionelle Antiviren-Technologie zu ersetzen.
Spark und neue Collaboration-Tools
Mit dem zeitgleichen Launch von Microsoft Teams hat Cisco auf dem Partner Summit in San Francisco auch eine Offensive im Kommunikations- und Collaboration-Umfeld gestartet. Zu den neuen Tools gehört allen voran Spark Depot, eine Art App-Store für Spark, und Spark Flex Plan, der Kunden ermöglicht, flexibel zwischen on-premise- und Cloud-Services zu wählen. Ähnlich flexibel ist auch der neue Spark Hybrid Media Service, der die Kommunikation automatisch in die Cloud führt, wenn die lokalen Ressourcen beschäftigt oder erschöpft sind.
Für Enterprise-Kunden hat Cisco die Business Edition 6000 um neue Telefonie-Optionen mit der Möglichkeit des Managements über die Cloud erweitert. Für SMB-Kunden interessant werden dürfte die neue Business Edition 4000, die mehr Flexibilität, einfachere Installation und geringere Kosten für die Kommunikation verheißen soll.
15 deutsche Systemhäuser ausgezeichnet
Am Rande der Veranstaltung zeichnete Cisco auch seine Top-Partner aus - "die deutsche Abteilung" freut sich indes über 15 deutsche Partner Awards.
Partner of the Year für Deutschland und Europa ist Bechtle, Cloud Builder of the Year All for One Steeb, Distributor of the Year Tech Data. Cancom konnte mit Digitalisierung und IoT-Lösungen trumpfen, Computacenter mit "Architectural Excellence" im Bereich Data Center und mit Enterprise-Lösungen. (ChannelPartner berichtete).
Meinung des Redakteurs:
Der geringe Service-Anteil am Gesamtumsatz muss Cisco nicht grämen. Damit belegt der Anbieter, dass er das lukrative Service-Geschäft seinen Partnern überlässt. Das ist eine gute Nachricht für den Channel. Ein Hersteller sollte sein Business vor allem mit dem Produkt-Geschäft betreiben, dann ist er Channel-freundlich.Cisco hat in Umfragen bewiesen, dass die Vertriebspartner diese Vorgehensweise zu schätzen wissen. (rw)