Passend zur dritten Ausgabe stand der Kongress unter dem Motto IT 3.0. Darunter versteht Tech Data Deutschland-Chef Michael Dressen die von vernetzten Devices geprägte dritte Generation des Computings, nach der Äre des Mainframe und des Client/Server-Zeitalters. Das ist etwas verwirrend, war doch Industrie 4.0 auch ein fester Bestandteil des Tech-Data-Kongresses und MIT-Forscher sprechen zum Beispiel vom "2nd Machine Age", der komplett digitalisierten Industrie oder dem "Internet of Things" (IoT), oder der "total vernetzten Welt", wie es der Distributor ausdrückt.
Aber auch das Thema des Vorjahres, "Big Data", spielte dieses Jahr eine wichtige Rolle innerhalb der Veranstaltung. Dreh- und Angelpunkt waren dabei konkrete Anwendungsszenarien, die Endkunden im Rahmen zahlreicher Workshops vorstellten und anschließend mit den Teilnehmern diskutierten. „Wir betrachten den Kongress und die begleitenden Initiativen als Investition in die Zukunft, weil wir überzeugt sind, dass der Channel auch bei diesen Themen langfristig eine Bedeutung haben wird. Aber der Channel muss sich darauf auch einstellen“, stellte Dressen klar.
Fokus auf Anwendungen und Endkunden
Damit knüpfte der Kongress unmittelbar an die Themen und Formate des Vorjahres an, allerdings mit geschärftem Profil: War der Distributor im vergangenen Jahr noch eher überrascht, dass einige Partner ihre Endkunden zur Veranstaltung mitbrachten, wurden Endkunden dieses Jahr bewusst mit eingeladen. "Wir haben damit offenbar auch auf dieser Seite Interesse geweckt und planen für 2015, die Endkunden noch stärker in das Programm einzubinden", kündigte der Tech-Data-Chef an.
Entsprechend widmete sich die Mehrzahl der vormittags durchgeführten Workshops konkreten Einsatzsszenarien – beispielsweise für den richtigen Umgang mit großen Datenmengen. IT-Leiter von sechs großen Unternehmen waren dazu vor Ort. Der Vortrag des Wissenschaftlichen Instituts der Ortskrankenkassen schilderte anschaulich, wie die AOK aus dem Wust der aus den Krankenhäuern, Apotheken und Arztpraxen anfallenden Daten die richtigen Schlüssen ziehen kann.
So bedeutet etwa der höhere Anteil der Alkoholabhängigen in Ostdeutschland nicht unbedingt, dass die Krankenkassen speziell dort mehr über die Gefahren des übermäßigen Alkoholkonsums aufklären sollten. Der höhere Alkoholkonsum in Ostdeutschland hängt nämlich ausschließlich mit der Überalterung der dort ansässigen Bevölkerung zusammen. Um den Demografie-Faktor bereinigt ergibt das für Ostdeutschland keinen Handlungsbedarf für die AOK. Durchgeführt hat dieses Projekt das Systemhaus Fritz und Macziol. Zum Einsatz gelangte dabei die IBM-Datenbank DB2 samt dazugehöriger Analyse-Software von Big Blue.
Ein weiteres Big Data-Projekt, umgesetzt von Deutschlands größtem Oracle-Partner Inforsacom, zeigte, wie die DAT Group, ein Marktforschungsinstitut für den Gebraucht-Pkw-Markt, die stark zunehmenden Datenmenge heute effizienter analysieren kann. Über sechs Millionen Kalkulationen, fünf Millionen Abfragen und 33 Millionen Bewertungen pro Jahr sowie eine weitere Internationalisierung hatten die bisherigen Systeme an ihre Leistungsgrenzen gebracht.
Eine neue Lösung sollte die Performance verdoppeln, hoch skalierbar und höher verfügbar sein, ein Disaster Recovery umfassen und den Administrationsaufwand senken. Hier entschied sich der Kunde gegen IBM und für Oracles Exadata-Technologie. Das Projekt ist immer noch im Gange, die Anwender bei DAT sind aber jetzt schon mit den um über 50 Prozent verkürzten Antwortzeiten auf Datenbankanfragen mehr als zufrieden.
Ein Highlight der Industrie 4.0-Präsentationen war der Vortrag des BMW-CIOs zu den Details des ConnectedDrive.
Channel muss sich wappnen
"Nach wie vor konzentrieren sich viele Fachhandelspartner vor allem auf das klassische Infrastrukturgeschäft und sind weit davon entfernt, diese zukunftsrelevanten Themen anzupacken", beschreibt Dressen die aktuelle Situation im Channel. Viele Partner sprächen nach wie vor ausschließlich mit den CIOs oder IT-Leitern, die dem Einsatz von Cloud-Lösungen oft sehr skeptisch gegenüberstehen. Dabei werden in den Fachabteilungen häufig schon Cloud- oder Big-Data-Lösungen genutzt. "Damit laufen Fachhändler letztlich Gefahr, von Kunden nicht mehr als Lösungspartner wahrgenommen zu werden und sie damit dem Wettbewerb zu überlassen", warnte der Tech-Data-Chef.
Um Partnern den Einstieg in die noch jungen Geschäftsfelder zu erleichtern, kooperiert Tech Data mit sieben Consultant-Partnern, von denen ein Teil auf dem Kongress ebenfalls Flagge zeigte. Dazu zählen unter anderem Opitz Consulting mit Schwerpunkt Big Data und Enterprise Mobility, der auf Cloud-Strategien spezialisierte Consultant Strategius sowie Data Opt, ein Unternehmen, das sich auf die Implementierung und Troubleshooting im Rechenzentrum konzentriert.
Die Consultants sollen Systemhäusern dabei helfen, den individuell passenden Zugang zu diesen neuen Märkten zu finden.
Was Tech Data weiter plant
Vorantreiben will Tech Data die Themen Big Data, Industrie 4.0, Mobile Enterprise und Cloud künftig auch durch die Weitergabe qualifizierter Leads an Partner, durch den Ausbau des Portfolios und des Consultant-Netzwerks. Zusätzlichen Schub für die Vertiefung der Endkundenkontakte erwartet sich Dressen auch von der neuen Azlan-Chefin Barbara Koch, die zuvor mehr als 20 Jahre für IBM, zuletzt für die STG, tätig war. (rb)