Die zweite "Grüne Woche"

IFA 2009 nur minimal kleiner als 2008

02.09.2009
Trotz Wirtschaftsflaute und starken Preisverfalls kann sich die morgen von Bundeskanzlerin Angela Merkel eröffnete Internationale Funkausstellung (IFA) in Berlin immer noch sehen lassen.
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Trotz Wirtschaftsflaute und starken Preisverfalls kann sich die morgen (3.09.09) von Bundeskanzlerin Angela Merkel eröffnete Internationale Funkausstellung (IFA) in Berlin immer noch sehen lassen.

Angemeldet haben sich 1.164 Aussteller aus über 60 Nationen, im Rekordjahr 2008 waren es mit 1.245 Ausstellern nur wenige mehr. Erwartet werden abermals mehr als 200.000 Besucher und ein Ordervolumen von drei Milliarden Euro, etwa soviel wie 2008. Auch die Ausstellungsfläche soll mit 121.000 qm ähnlich groß sein wie im Vorjahr.

Die weltgrößte Messe für Unterhaltungselektronik hat sich 2008 für Haushaltsgeräte geöffnet. In den in Hellblau für "Home Appliances" gekennzeichneten Bereichen (Halle 1 bis Halle 7) werden Siemens, Miele, Bosch, AEG-Electrolux, Jura, DeLonghi und Co. ihre neuesten Produkte vorführen, wobei auch dort wie überall auf der IFA 2009 die Farbe Grün prangen sollte.

Denn Green-IT, Energie sparende, umweltfreundliche Technik wird eines der Top-Themen der diesjährigen Funkausstellung sein.

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Wie viele Geräte verdienen ein A++?

Ob die neuen Kühlschränke die Labels A+ oder A++ wirklich verdienen oder bald sogar ein A+++ eingeführt werden muss, wird sich erst noch zeigen müssen. Die Labels sind eh bald passé. Laut EU-Beschluss sollen sie für Haushaltsgeräte ab 2011 durch A-20%, A-40% und A-60% ersetzt werden, wobei die Prozentzahl anzeigen wird, wie viel Energie sich mit dem neuen Gerät relativ zur Klasse A einsparen lässt. Für Fernseher sollen aber weiterhin die alten Labels gelten.

Wikipedia zufolge hat eine Internetvergleichstudie im September 2008 nur 24 Kühl-Gefrierkombis mit dem Label A++ ausgespuckt. Das waren gerade mal 2 Prozent aller aufgelisteten Geräte.

Ein Jahr später förderte die Suche schon 107 (7%) A++-Kühl-Gefrierkombis und 570 (41%) A+-Geräte zutage, im September 2008 waren es noch 324 (28 Prozent). Bei Waschmaschinen ist die Zahl der A++-Geräte von 4 auf 14 gestiegen.

Aufbruchstimmung oder Zwangsoptimismus?

Wie "Das Handelsblatt" berichtet, zeigen sich viele Unternehmen, die zur IFA 2009 pilgern, überraschend optimistisch, was die Zukunft ihrer Geschäfte angeht. Miele-Deutschlandvertriebschef Christian Gerwens wird in der Wirtschaftszeitung mit den Worten zitiert: "Die Stimmungslage im Handel und bei den Konsumenten ist immer noch gut."

Andererseits kämpft die Branche im TV-Bereich zum Beispiel mit einem zweistelligen Preisverfall, weshalb der Branchenverband gfu für Unterhaltungselektronik zum Jahresende 2009 mit einem Umsatzeinbruch von 1,5 Prozent rechnet, und das trotz immer noch steigender Stückzahlen.

Sicherlich profitieren die Hersteller von Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräten auch von dem zunehmenden Cocooning-Effekt. Wie Stiftung Warentest in einem "Spezial Energie" feststellt, lähmt die Wirtschafts- und Finanzkrise so manche Entscheidung, wie man sein Geld anlegen soll. Die meisten sicheren Geldanlagen werfen kaum noch Renditen ab. "Kein Wunder, wenn in dieser Situation viele damit liebäugeln, ihr Geld jetzt lieber direkt im eigenen Umfeld zu investieren. Motto: ' Was ich hab, das hab ich sicher.' … Der Nachteil reiner Konsumausgaben ist allerdings, dass sie in Zukunft keine Erträge abwerfen", heißt es in dem Special, das energiesparende Zukunftsinvestitionen in Haus oder Wohnung als "spannende Alternative" zu reinen Konsumausgaben beschreibt.

Bei einem großen Elektrogerät wird der Verbraucher vielleicht noch glauben, dass sich die Energieeffizienzklasse A++ bald bezahlt macht. Aber im Kleinen - das zeigt auch der Run auf die letzten 100-Watt-Glühbirnen - ist das Einsehen vieler Konsumenten noch nicht besonders ausgeprägt.

Die Industrie hat viel getan den Stromverbrauch zu senken, dennoch sinkt er in Summe nicht, sondern steigt eher noch. Das liegt vor allem daran, dass mit DVD-Spieler, MP3-Player, Geschirrspülmaschine und Wäschetrockner heute viel mehr Geräte im Einsatz sind als früher.

Darauf sollte der Händler hinweisen, wenn der Kunde nicht einsehen will, für ein energiesparendes Gerät 50 oder 100 Euro mehr auszugeben. (kh)