Huawei-Gründer Ren Zhengfei

"Ich werde Trump ignorieren"

04.06.2019 von Peter Marwan
In einem Interview mit Bloomberg fand Huawei-Gründer Ren Zhengfei deutliche Worte. Die US-Sanktionen könnten „einige Schwierigkeiten“ mit sich bringen, man werde aber ganz sicher nicht daran zugrunde gehen.

Huawei-Gründer Ren Zhengfei ist nach wie vor zuversichtlich, dass sein Unternehmen die Sanktionen der US-Regierung und die dadurch bedingten Lieferstopps US-amerikanischer Firmen überstehen kann. Seiner Ansicht nach übertreibt der US-Präsident die Gefahr, die von Huawei ausgehen könnte. Bedarf für Verhandlungen sieht er keinen, da er bisher nie an die USA verkauft habe - und falls die USA einmal bei Huawei kaufen wolle, werde er sich überlegen, ob er dem Land etwas verkaufen wolle, so Zhengfei in einem aktuellen Interview mit Bloomberg.

"Wenn ich diese Tweets sehe, denke ich das ist lächerlich, weil sie sich selbst widersprechen", sagte Huawei-Gründer Ren Zhengfei in einem Interview mit Bloomberg über die Social-Media-Aktivitätenn des aktuellen US-Präsidenten.
Foto: Huawei

"Ich werde Trump ignorieren", so der Huawei-Gründer weiter," denn mit wem kann er verhandeln? Wenn er mich anruft, gehe ich vielleicht nicht ran. Aber er hat nicht einmal meine Nummer." Grundsätzlich bekräftigte der Firmengründer damit seine in anderen Interviews im Laufe dieses Jahres bezogenen Positionen.

Lesetipp: Huawei verstärkt Partneraktivitäten

In Folge der US-Sanktionen haben neben Google bereits Qualcomm, Intel, ARM und Panasonic ihre Lieferungen an Huawei eingestellt. Auf die Frage, wie lange der Konzern ohne sie überleben kann, ging der Firmengründer nicht wirklich ein. Er bezeichnete die Maßnahmen lediglich als "sehr extrem" und stellte die Gegenfrage, warum sich die USA so sehr vor Huawei fürchte. Seiner Ansicht nach überschätze die US-Regierung die Möglichkeiten von Huawei, das Zhengfei eine "kleine Firma" nannte.

Trotz der Sanktionen werde man auch weiterhin bei US-Firmen bestellen. "Aber wenn die uns nicht mehr beliefern können, wird er Anteil unserer selbst produzierten Produkte steigen. Wir werden unseren eigenen Weg finden, um unsere Probleme zu lösen", so Zhengfei, der damit auf die bei Huawei schon seit Jahren laufenden Bemühungen anspielt, einen möglichst großen Anteil der benötigten Komponenten selbst zu fertigen, was zum Beispiel zum Einstieg in die Produktion von Prozessoren für Smartphones und Tablets geführt hat.

Die Vorwürfe, dass Huawei Patente von US-Firmen verletze, wie der Huawei-Chef empört zurück. Es sei wahrscheinlicher, dass US-Firmen Huawei-Technologie kopierten, denn schließlich hinke die USA technologisch hinterher. "Wenn wir hintendran wären, müsste Trump nicht so viel Aufwand treiben, um uns anzugreifen. Er greift uns aber an, weil wir weiter fortgeschritten sind als sie."

Lesetipp: Smartphone-Verkäufe - Huawei überholt Apple

Auf die Frage nach den Patentklagen von Cisco, Motorola und T-Mobile in der Vergangenheit verwies Zhengfei darauf, dass sie alle durch Gerichtsverfahren entschieden wurden und diese Entscheidungen respektiert werden sollten. Die Huawei-Angestellten hätten Anweisungen, in dieser Hinsicht "nichts falsches" zu tun. Außerdem führte er an, das Huawei selbst über 90.000 Patente besitzt, von denen viele erst kürzlich im Bereich IT erteilt wurden. Über 11.500 Kernpatente seien in den USA erteilt worden und die US-Regierung habe sie somit gutgeheißen.

Lesetipp: Huawei geht in die Offensive

Der Einrichtung von Backdoors auch auf Verlangen von chinesischen Behörden erteilte Zhengfei eine deutliche Absage. Wie genau er sich gegen so eine Anordnung wehren wolle, wenn sie erteilt würde, legte er jedoch nicht dar. Dafür führte er Untersuchungen aus Deutschland an, wonach in Huawei-Produkten keine Hintertüren gefunden wurden und wies darauf hin, dass vor dem Einsatz von Netzwerkausrüstung von Huawei in Großbritannien strengste Untersuchungen stattgefunden haben, die ebenfalls keine Schwachstellen offenbart haben.