Workation, Vanlifer oder Digital Nomads, das alles beschreibt ein neues Lebensgefühl. Arbeiten wo andere Urlaub machen ist heute wesentlich einfacher, als das noch vor einigen Jahren der Fall gewesen ist. Moderne Kommunikationsmittel und ein verändertes Verständnis in der Arbeitswelt eröffnen viele Möglichkeiten, vom einfachen temporären mobilen Arbeiten von zuhause oder unterwegs bis zur Verlegung des gesamten Lebensmittelpunktes ins Wohnmobil.
Natürlich können nicht alle ihre Arbeit unabhängig von Ort und Zeit gestalten, doch diejenigen, die nicht auf einen ortsgebundenen Arbeitsplatz angewiesen sind eröffnet sich faszinierende Möglichkeiten. Und die Akzeptanz von Arbeitgebern und Auftraggebern für flexible Arbeitsmodelle steigt.
Julia Morgenthaler gehört zu den Menschen, die sich vorgenommen haben, ihren Traum zu leben. Der erste Schritt vor gut drei Jahren war, den festen Job als Redakteurin an den Nagel zu hängen und künftig selbstständig als Kinderbuchautorin ("Friedolins Freunde") zu arbeiten. Nun hat sie das nächste Projekt in Angriff genommen: Ein halbes Jahr lang reist sie einmal um die ganze Welt. Costa Rica, USA, Tonga, Neuseeland und Singapur liegen auf ihrer Route. Und es ist keine reine Urlaubsreise, denn unterwegs wird gearbeitet.
"Für mich birgt es eine unglaubliche Freiheit die schönsten Orte der Welt zu bereisen und von dort aus zu arbeiten. Der Blick von meinem Arbeitsplatz aus ist oft atemberaubend schön und darüber hinaus sehr inspirierend", beschreibt Julia ihre Eindrücke. Das erfordert aber auch viel Flexibilität, gute Organisation und natürlich auch eine große Prise Abenteuerlust: "Ich habe Sicherheit gegen Freiheit getauscht", sagt sie.
Stift und Zettel funktionieren immer
Während Julia um die Welt reist, schreibt sie Artikel, Geschichten, Blog-Beiträge und produziert Video-Clips. Sie pflegt die Kontakte mit bestehenden Geschäftspartnern und Auftraggebern und baut neue auf. Sie führt Interviews, macht Fotos und organisiert Lesungen für die Zeit nach der Reise.
Für ihre Arbeit nutzt Julia unter anderem Mobiltelefon und Notebook mit diversen Adaptern für unterschiedliche Stromsysteme. Dazu kommt ein Funkmikrofon, Kopfhörer, Digicam, Action Cam, Drohne und eine Powerbank. Für die notwendige Verbindung sorgen WLAN, sofern vorhanden, sowie regionale SIM-Karten. "Gerne benutze ich auch Stift und Zettel, da bin ich etwas retro, doch die funktionieren auf Reisen überall", meint sie.
Und das ist eines der Hauptprobleme: "Strom, WLAN oder Netzabdeckung für mobile Daten sind wesentlich, unterwegs aber keinesfalls selbstverständlich", ist ihre Erfahrung. So wird es oft zur Herausforderung, Mails zu checken, Artikel hochzuladen und Kontakt zu halten. "Das ist nicht überall gleich einfach möglich. In Costa Rica zum Beispiel bekommst du so gut wie in jedem Restaurant zusammen mit der Speisekarte auch direkt das WLAN-Passwort überreicht, was für mich überraschend war. Dafür habe ich in den Bergen in den USA oft keinen Empfang gehabt", schildert sie ihre Erlebnisse. Dafür musste schon mal das freie WLAN im Walmart zwischen Obst und Gemüse dafür herhalten, schnell ein paar Daten zu übermitteln.
SIM-Karten arbeiten nicht in jedem Smartphone
So ist Julia immer wieder mit unerwarteten Hindernissen konfrontiert: In Costa Rica ging das Smartphone zu Bruch. Ein neues Telefon war schnell organisiert, doch die Installation der gewohnten Apps samt Passwörtern, die sicher in Deutschland verstaut sind, machten Probleme.
Auch mit den SIM-Karten läuft nicht immer alles reibungslos: "Handys von den Herstellern Xiaomi und Huawei sind in den USA sanktioniert - das haben wir erst vor Ort realisiert", erzählt Julia. So konnte sie erst im dritten Anlauf eine SIM-Karte finden, die mit ihrem Xiaomi-Modell funktionierte. Mit eSIM ist wohl gar nichts machbar, da für die Registrierung die IMEI erforderlich ist.
Es gibt auch Dinge, die der Kinderbuchautorin zwar bekannt waren, die aber im praktischen Arbeitsalltag unterwegs immer wieder Improvisationstalent und Flexibilität erfordern. So müssen bei Telefonaten oder Finanzgeschäften die unterschiedlichen Zeitzonen berücksichtigt werden. Jemand muss zu Hause die Briefpost entgegennehmen und bei Bedarf einscannen. Und man ist ohne Drucker unterwegs. Falls doch einmal Dokumente in Papierform benötigt werden, wird es kompliziert.
Starlink wäre fein
Neben einem mobilen Drucker stehen noch andere Dinge auf Julias Wunschliste: So findet sie portable Solarzellen, eventuell gekoppelt mit einer Powerstation, nicht schlecht, um elektronische Geräte laden zu können. Und einen Internetzugang über Starlink wäre schön, um überall eine schnelle Datenverbindung zu haben. Doch ihr ist auch klar, dass dies bei ihrer Reiseplanung nicht realisierbar war: "Es war ohnehin schon eine Herausforderung, meine Tasche mit maximal 23 Kilogramm für sechs Monate in unterschiedlichen Klimazonen zu packen", weiß sie. Technik ist nicht alles, die Reise steht im Vordergrund.
Und Julia geht es bei diesm Trip um den Globus nicht nur um die eigenen Erfahrungen: "Ich möchte andere Menschen ermutigen und inspirieren, ebenfalls ihre Traumziele zu erreichen, ob zuhause oder unterwegs", betont sie. Daher teilt sie ihre Erlebnisse auf ihrer Webseite www.juliamorgenthaler.de, auf LinkedIn, Facebook und auf Instagram. Wer Lust hat, kann sie dort rund um die Welt begleiten.
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