IBM: "Skalierbarkeit allein reicht nicht"

08.08.1997
MÜNCHEN: Mit der Skalierbarkeit von Windows NT und damit seiner Eignung als unternehmensweite Serversoftware ist es nach Ansicht von IBM nicht weit her. Daran ändere, so der Tenor der ungewohnt öffentlichen IBM-Kritik, die ComputerPartner seinen Lesern in Auszügen zur Kenntnis bringen möchte, auch die von Billy Gates inszenierte Scalability-Show nichts.Bill Gates versprach viel: Die Skalierfähigkeit von Windows NT wurde in New York demonstriert und zelebriert, als wäre das Rad neu erfunden worden. Mit gekoppelten Server unter NT erreicht Microsoft Transaktionsraten, die als Sensation verkauft werden, in der Industrie - etwa mit gekoppelten Unix-Systemen - schon lange State of the Art sind.

MÜNCHEN: Mit der Skalierbarkeit von Windows NT und damit seiner Eignung als unternehmensweite Serversoftware ist es nach Ansicht von IBM nicht weit her. Daran ändere, so der Tenor der ungewohnt öffentlichen IBM-Kritik, die ComputerPartner seinen Lesern in Auszügen zur Kenntnis bringen möchte, auch die von Billy Gates inszenierte Scalability-Show nichts.Bill Gates versprach viel: Die Skalierfähigkeit von Windows NT wurde in New York demonstriert und zelebriert, als wäre das Rad neu erfunden worden. Mit gekoppelten Server unter NT erreicht Microsoft Transaktionsraten, die als Sensation verkauft werden, in der Industrie - etwa mit gekoppelten Unix-Systemen - schon lange State of the Art sind.

(...) Die Zahl der verarbeiteten Transaktionen pro Sekunde, pro Minute oder pro Tag ist sicher ein interessantes Kriterium, spielt jedoch für Unternehmen im heutigen und zukünftigen Geschäftsalltag nur eine untergeordnete Rolle.

(...) Dieses Szenario ist indessen von der Simulation realer Geschäftsumgebungen weit entfernt. (...) Hier stehen Datenbankabfragen - über zahlreiche, heterogene Datenbanksysteme hinweg - und andere komplexe Transaktionen im Vordergrund, die sich aus vielen einzelnen Transaktionsschritten zusammensetzen. Echte Skalierbarkeit beinhaltet die Verwaltung der Arbeitslast von Zehntausenden von kritischen Systemen mit Applikationen, die maximale Antwortzeiten von 2 Sekunden oder darunter erfordern und die ohne Leistungsabfall mehrere Tausend Benutzer pro Server gleichzeitig bedienen müssen. Es gibt gute Gründe, warum die Kunden in solchen Umgebungen keine PC-Server und kein Windows NT einsetzen.

(...) Tausende von gleichzeitigen Benutzern, die Tausende von Transaktionen gleichzeitig ausführen, setzen jedes IT-System einer harten Belastungsprobe aus, die zu Softwarefehlern führen kann. Diese Fehler können durch Probleme bei der Ladedynamik oder durch Timing-Konflikte auf der Ebene des Betriebssystems, des Datenbanksystems, des Transaktionsmanagers oder anderer Middleware-Komponenten - und manchmal auch durch Fehler in der Applikation selbst - verursacht werden. Die Entwicklung von komplexen Load-Handling-Techniken zur Verhinderung solcher Probleme erfordert robuste, flexible und standardisierte Software. NT besitzt keine dieser Eigenschaften. Bis heute ist die Demonstration eines zweiknotigen Clusters alles, was Microsoft im Bereich der Fehlertoleranz zu bieten hat.

(...) Das wichtigste Kriterium im Servicebereich ist die Kontinuität und Zuverlässigkeit der IT-Dienste, die dem Benutzer im Unternehmen zur Verfügung gestellt werden. Der Anwender erwartet, daß die benötigten Systemfunktionen berechenbar und die Antwortzeiten konstant sind. Ferner muß sich der Nutzer darauf verlassen können, daß die einzelnen Systeme seine Daten sicher verwalten, daß seine E-Mail-Nachrichten ankommen - kurz, daß er dem Transaktionssystem insgesamt vertrauen kann. (...) Die Welt besteht nicht nur aus Windows NT. Unternehmen haben in den letzten 25 Jahren in die unterschiedlichsten Lösungen investiert und werden dies wohl auch in Zukunft tun. (...) NT und die verwandten Microsoft BackOffice-Produkte können derzeit weder die Anforderungen der transaktionsorientierten Datenverarbeitung noch die Erwartungen unserer Kunden erfüllen." (wl)