PureSystems sollen die IT vereinfachen

IBM-Server mit "eingebauter Expertise"

11.04.2012 von Thomas Cloer
Unter dem Namen "PureSystems" kündigte IBM Komplettpakete aus Hardware und Software an, die sich über "Patterns of Expertise" besonders leicht für den Einsatzzweck konfigurieren lassen sollen.

Unter dem Namen "PureSystems" kündigte IBM Komplettpakete aus Hardware und Software an, die sich über "Patterns of Expertise" besonders leicht für den Einsatzzweck konfigurieren lassen sollen.
von Thomas Cloer (Computerwoche-Redakteur)
Die PureSystems verwenden ein "Scale-In"-Systemdesign, das Server, Speicher und Netzkomponenten in einer sehr stark automatisierten und leicht zu verwaltenden Maschine integriert. Diese lässt sich schneller einrichten und stärker virtualisieren als bisherige Systeme, IBM verspricht verdoppelte Compute-Leistung pro Fläche im Rechenzentrum, "um bis zu 70 Prozent reduzierbare Softwarelizenzkosten" sowie auch dank der automatisierten und hoch virtualisierten Speicherschicht "eine bis zu 45-prozentige Kosteneinsparung beim IT-Budget".

Der eigentliche Clou der PureSystems sind aber wohl die "Expertise-Muster", über die Anwender das Expertenwissen von IBM und dessen ISV-Partnern auf ihre Systeme herunterladen können. IBM installiert einen Satz Patterns bereits bei der Herstellung vor, die Aufgaben wie Konfiguration, Bereitstellung und laufende Aktualisierungen automatisieren.
Das ist auch ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zu den ähnlich ausgelegten Vblocks der VCE Company - einem Joint Venture von VMware, Cisco und EMC - oder dem System Matrix von HP, aber auch als Alternative zu den Flexpods-Referenzdesigns, die Cisco gemeinsam mit Netapp entwickelt. IBM sieht für sich neben den Software-Ausführugsmodellen unter anderem One-Stop-Shopping und Single Service als Alleinstellungsmerkmale.

Ergänzend gibt es weitere Muster für Applikationen von mehr als 125 Software-Partnern, die bereits als "PureSystems ready" zertifiziert sind. Der resultierende Online-Katalog soll die Implementierung und Verwaltung von Anwendungen deutlich vereinfachen. Laut IBM soll sich daraus etwa eine CRM-Applikation, für deren Einführung bisher drei Tage anzusetzen waren, in weniger als einer Stunde bereitstellen lassen.

Last, but not least können IT-Organisationen auch ihr Wissen über ihre eigenen Entwicklungen in ein Pattern packen und damit dann beispielsweise in neue Märkte oder Regionen expandieren, auch wenn dort die IT-Epxertise noch nicht vollständig vorhanden ist.

Nach Angaben von "Big Blue" stecken in den PureSystems R&D-Investitionen von zwei Milliarden Dollar über vier Jahre und die Arbeit von 5000 Mitarbeitern aus 17 Laboren in 37 Ländern. "Jetzt wird es für unsere Kunden möglich, Anwendungsprofile für neue Geschäftsanforderungen direkt aus dem Web zu beziehen und innerhalb weniger Stunden einsatzbereit zu haben", sagt Detuschlandchefin Martina Koederitz. "Dabei bringen wir unseren Kunden als Technik- und Transformationspartner unser verdichtetes Wissen aus zigtausend Kundenprojekten nahe."

"Die PureSystems integrieren Expertise in einer Form, die Unternehmen dabei hilft, neue IT-Systeme um ein vielfaches effizienter sowie zielgerichtet für Geschäftsaufgaben einzusetzen als bisher", verspricht Ivo Körner, Vice President Software Group der IBM Deutschland. Sein Kollege Andreas Wodtke von der Systems and Techology Group ergänzt: "Die Systeme setzen auf Integration als Designprinzip und lassen sich einfach und schnell einsetzen, um die Wirtschaftlichkeit von IT im Unternehmen grundlegend zu verbessern."

Die PureSystems verwenden ferner einer Reihe von Techniken und Software aus den "SmartCloud"-Diensten von IBM. Entwickler sollen so Cloud-Services von Big Blue nutzen können, um eine Applikation zu erstellen und zu testen, und diese Anwendung dann nahtlos in eine mit PureSystems aufgebaute Private Cloud im Unternehmen überführen können. Künftig sollen die PureSystems noch enger mit SmartCloud verzahnt werden, um dann Hybrid-Cloud-Strategien zu unterstützen und beispielsweise bei Kapazitätsüberlastung durch Spitzenlasten automatisch SmartCloud-Ressourcen zuzuschalten.

IBM bietet die PureSystems mit den hauseigenen "POWER7"- und mit Intel-Prozessoren an; dabei ist auch ein Mischbetrieb problemlos möglich. Unterstützt werden die vier Betriebssystemumgebungen AIX, Linux, IBM i sowie Windows. Zwei Modelle sollen bereits in Kürze erhältlich sein. Das Infrastruktur-System "PureFlex" (GA 21. Mai) kombiniert Server-, Storage- und Netzressourcen. "PureApplication" (allgemein verfügbar Ende Juli) geht einen Schritt weiter und nutzt erste wiederholbare Software-Muster und branchenspezifische Prozesse, die aus der Zusammenarbeit von IBM mit Kunden und Partnern abgeleitet wurden. Die US-Listenpreise beginnen bei zirka 100.000 Dollar.

Jedes PureSystem steckt in einem Chassis mit 14 Bays in halber Rack-Breite für verschiedene Nodes. Einschieben lassen sich unter anderem Compute-Knoten (POWER oder x86), Storage-Nodes sowie Knoten für Netz und Erweiterung. Eine zentrale Rolle spielt der Verwaltungsknoten "Flex System Manager". Für die Virtualisierung werden die Hypervisors VMware, KVM, Hyper-V und PowerVM unterstützt. Eine Integration in vorhandene Netze ist ebenso möglich wie die Anbindung von Third-Party-Speichersystemen. Überdies verspricht IBM Aufwärtskompatibilität zu vorhandenen Systems-Management.Frameworks von beispielsweise BMC, CA und HP.

Das PureApplication-System enthält über die Infrastruktur hinaus zentrale IBM-Softwareprodukte wie DB2, WebSphere und Tivoli (voll lizenziert). Dazu kann der Anwender im Prinzip jede andere Software packen, die er fahren möchte (und für die er ausreichend Lizenzen hat). IBM bietet die Maschine in vier Konfigurationen - sozusagen S, M, L und XL - an; die kleinste hat 96 Prozessorkerne und 1,5 Terabyte RAM, die größte 608 Core und 9,7 TB Arbeitsspeicher. "Wir haben hier heute noch keine HANA-Maschine vorgestellt", sagte IBM-Mann Wodtke auf der Pressekonferenz zu PureSystems-Ankündigung, deutete aber augenzwinkernd an, dass es in der neuen Systemfamilie ja noch durchaus Zuwachs geben könnte.

Channel muss noch vier Monate warten

Für den Channel werden die Systeme allerdings "mit zeitlicher Verzögerung in etwa drei bis vier Monaten zur Verfügung stehen", wie Andreas Wodtke, Vice President Systems & Technology Group bei IBM Deutschland, anmerkt. Dann sollen die PureSystems auch in den bundesweiten Partner Solution Center (PSCs) zur Verfügung stehen. Bis es soweit ist, können Business Partner mit ihren Kunden erste Tests und Proof of Concepts im IBM-Labor in Böblingen durchführen.
Bei welchen der IBM-Distributoren (Also Actebis, Avnet, Azlan/TechData, Arrow ECS und Ingram Micro) Reseller die Systeme künftig beziehen können, ist derzeit noch unklar. "Die Verhandlungen mit den Distributoren laufen aktuell", heißt es aus dem Unternehmen.

(Computerwoche / rb)