IBM-Mitarbeiter haben auf ein angemessenes Äußeres zu achten, Diskriminierungen und Beleidigungen zu unterlassen und intellektuelles Eigentum des Unternehmens zu schützen - und das nicht nur in der Arbeitswelt, sondern auch in den virtuellen Welten des Internets. Damit ist IBM der erste Arbeitgeber, der offizielle Verhaltensregeln für seine Angestellten, die sich in Second Life oder ähnlichen Online-Communities bewegen, aufgestellt hat. Ob etwaige Verletzungen der Vorschriften disziplinär bestraft werden könnten, ist unklar."Wenn die Figur als Vertreter der Firma erkennbar ist, darf der Arbeitgeber bestimmt mitreden", meint Irene Holzbauer, Expertin für Arbeitsrecht der Arbeiterkammer Wien. In Österreich seien diese Belange jedoch durch geltendes Recht geregelt, kommentiert ein anderer Jurist:"Die Gesetze gelten sowohl in der Realität als auch in virtuellen Welten."
Unternehmen fühlen sich in Second Life und ähnlichen Online-Welten immer mehr zuhause. Große Firmen nutzen die virtuellen Communities, um Meetings ihrer Mitarbeiter abzuhalten oder Kontakt zu Kunden aufzunehmen. Um peinliche Zwischenfälle zu vermeiden, schreibt IBM seinen Mitarbeiter nun vor, wie sie sich online zu verhalten haben. Die rechtliche Grundlage ist allerdings zweifelhaft. "Privat ist immer noch privat. Die Arbeitsachse ist für mich schwer herzustellen, denn hier wagt sich das Unternehmen eindeutig in das private Umfeld der Menschen", gibt der Rechtsexperte zu Bedenken.
Ein weiterer, großer Technologiekonzern geht einen ähnlichen Weg. Intel gibt seinen Angestellten Tipps, wie sie sich in der virtuellen Realität zurecht finden und plant in Zukunft freiwillige Kurse für Interessierte anzubieten. Kürzlich sicherte das Unternehmen für seine Mitarbeiter auf der Plattform Second Life den Nachnamen "Intel". Man wolle Angestellten, die noch unsicher im Umgang mit virtuellen Communities sind, helfen, sich anhand dieser Richtlinien zu orientieren, erklärt Gina Bovara, Marketing-Managerin von Intel.
Kritiker halten die Herangehensweise der Unternehmen für schwerfällig und obsolet. Firmen, die keine speziellen Verhaltensrichtlinien aufstellen, bewegten sich nicht auf unsicherem Terrain, denn gewohnte Regeln würden auch im Internet gelten. Doch IBM sieht seine Maßnahmen als offizielles Bekenntnis zu den neuen, virtuellen Communities. "Das 3D-Internet wird großen Einfluss auf die Geschäftswelt, auf IBM und auf die Kunden haben. Der einzige Weg damit umzugehen, ist dieses neue Medium zu nutzen", bestätigt Irving Wladamsky-Berger, ehemaliger IBM-Mitarbeiter und Professor am Massachusetts Institute of Technology. (pte)