Cloud-Geschäftsmodelle für Partner

Hybride Clouds integrieren und managen

30.07.2012
IT-Abteilungen müssen heute die Nutzer- und Rechteverwaltung sowohl für hausintern installierte als auch für die Cloud-basierte Anwendungen und Infrastruktur-Komponenten managen können. Welche Geschäftsmodelle sich dadurch für Vertriebspartner eröffnen, zeigt der folgende Beitrag am Beispiel des Univention Corporate Server (UCS).

IT-Abteilungen müssen heute die Nutzer- und Rechteverwaltung sowohl für hausintern installierte als auch für die Cloud-basierte Anwendungen und Infrastruktur-Komponenten managen können. Welche Geschäftsmodelle sich dadurch für Vertriebspartner eröffnen, zeigt der folgende Beitrag am Beispiel des Univention Corporate Server (UCS).
So groß die Vorbehalte auch sein mögen, die Unternehmen in Deutschland der Cloud gegenüber hegen, in vielen Bereichen ist sie längst angekommen. Dabei sind die treibenden Kräfte nicht mehr nur in den Fachabteilungen zu suchen, die in der Vergangenheit oft schon an der IT-Abteilung vorbei Public-Angebote wie Google Docs nutzten. Auch die Geschäftsführung und IT-Chefs entscheiden sich zunehmend dafür, beispielsweise E-Mail- und Collaboration-Lösungen in die Cloud auszulagern.

Die Herausforderung für die IT-Abteilung wächst, denn sie muss sowohl die Nutzer- und Rechteverwaltung sowohl für hausintern installierte als auch für die Cloud-basierten Anwendungen, Server und Infrastruktur-Komponenten auslegen. Univention bietet mit dem Corporate Server (UCS) Vertriebspartnern eine Lösung, um Kunden aus dieser Klemme zu helfen.

Beispiel UCS

UCS ist eine Linux-basierte Integrations-, Betriebs- und Management-Lösung für diese hybriden Szenarien. Auf Basis von UCS lassen sich beispielsweise von unterschiedlichen Cloud-Providern bezogene Apps, mobile Endgeräte mit allen gängigen Betriebssystemen, Server-Kapazitäten oder individuelle Angebote von Vertriebspartnern zentral managen.

Hybrides Domain-Modell mit Univention UCS
Foto:

"Der Anwender behält die komplette Kontrolle über das Identity-Management. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob der Kunde Microsoft Active Directory (AD) oder ein anderes System beispielsweise als lokalen File Server nutzt", führt Univention-Geschäftsführer Peter Ganten aus. "Denn das UCS Identity Management bietet einen Connector zu AD und fungiert quasi selbst als AD-Domain Controller." Kunden, die Microsoft Systemcenter im Einsatz haben, können es also weiter nutzten. "Sowohl Windows Server als auch Windows Clients lassen sich mit UCS betreiben und verwalten", fügt Ganten hinzu.

Verdienstmöglichkeiten für Partner

Beim klassischen On-Premise-Geschäft installiert der Partner den UCS-Server beim Endkunden mit einer Vertragslaufzeit von gewöhnlich einem Jahr. Der Händlerrabatt beträgt, abhängig vom Partner-Level. zwischen 10 bis 30 Prozent.

Fujitsu bietet UCS vorinstalliert und validiert auf der Server-Hardware an, ebenso wie als Teil des Cloud-basierten IaaS-Angebots. Univention hat mit allen Technologie-Partnern ein Support-Abkommen unterzeichnet. Es verpflichtet alle beteiligten Hersteller, bei auftretenden Problemen für eine Lösung zu sorgen, unabhängig davon, welche Komponente den Fehler verursacht hat.

Geschäftsmodelle mit der Cloud

Partner können den UCS-Server als Infrastrukturplattform auch cloud-basiert, als individuell konfigurierbare, virtuelle Maschine und ergänzt um eigene Lösungen zur Verfügung stellen. Basierend auf dem UCS-Image lassen sich Drittangebote wie Groupware- oder Dokumentemanagement-Anwendungen in der Cloud betreiben und mit dem firmen-internen oder Cloud-basierten Benutzermanagement des Kunden verbinden. Dienstleister wie bytemine aus Oldenburg oder die Hamburger Digitec arbeiten bereits mit diesem Modell.

Cloud Markt
Cloud-Markt in Deutschland 2012 bis 2017: Investitionen und Ausgaben nach Segmenten (B2B) in Millionen Euro
Quelle: Experton Group 01/2013
Cloud-Technologien: Marktanteile in Deutschland 2013 (1,55 Milliarden Euro)
Quelle: Experton Group 01/2013
Das treibt Unternehmen in die Cloud:
mangelnde eigene IT-Ressourcen, Wunsch, vorhandene Ressourcen effizienter zu nutzen Wunsch nach Kostensenkung; schnellere Bereitstellungs- und Evaluierungszeiten (Druck aus Fachabteilungen); mehr Flexibilität; bessere Arbeitsabläufe; Verantwortung für IT-Betrieb stärker auf den Anbieter verschieben

Verfügbar ist UCS zudem über die Amazon-Cloud und über Owncloud. Um ein UCS Amazon Machine Image (AMI) nutzen zu können, ist lediglich ein Amazon Account notwendig. Damit können sowohl Kunden als auch Partner beispielsweise eine Demo-Umgebung aufbauen. Dafür fallen dann nur die Amazon-Kosten an.
Soll ein UCS System in den Produktiveinsatz gehen, funktioniert das nur über einen Vertriebspartner. Er stellt unter anderem den Lizenzschlüssel bereitstellt. Die Erfahrung zeige, dass AMIs zum größten Teil von Partnern für Kunden aufgesetzt und als Teil eines Projekts konfiguriert (z.B. Benutzerberechtigungen, den Server mit einer lokalen Infrastruktur zu verbinden) werden, wie Ganten berichtet.

In der Amazon Cloud sind die UCS-Systeme auch mit den integrierten Groupware-Appliances von Zarafa oder Open-Xchange als virtuelle Images verfügbar. "Mit diesen Appliances als AMIs geben wir Partnern (Integratoren) die Möglichkeit, diese einfach und kostenfrei (bis auf die Amazon Webkkosten) für den potentiellen Kundeneinsatz zu testen und dann im Projekt beim Kunden in den lizenzpflichtigen Produktiveinsatz zu bringen", erklärt Ganten.

Der Vertrag für die Nutzung der UCS-Ressourcen wird auch beim Cloud-basierten Modell ausschließlich zwischen Reseller und Endkunde geschlossen, wie der der Univention-Chef betont. "Wir leisten lediglich den Support."

Vermarktung unter eigenem Label

Unabhängig davon, ob der Partner UCS selbst hostet oder bei einem Provider seiner Wahl betreiben lässt, kann er sein spezielles Kombi-Angebot unter eigenem Brand vermarkten. Abgerechnet wird nach Verbrauch pro virtuellem UCS-System und Monat. Der Partner übernimmt sämtliche Service-Leistungen und bleibt zentraler Ansprechpartner für den Kunden.

"Die Nutzung des UCS in der Cloud ist für Partner je nach Ausprägung kostenlos oder zu sehr guten Konditionen beziehbar", erklärt Ganten. "Denn unser Ziel ist es, über die UCS-Plattform dem Partner Upselling-Möglichkeiten zu bieten.".

Hat der Kunde bereits On-Premise-Lizenzen von UCS gekauft, kann er diese quasi mit in die Cloud nehmen, wie der Univention-Chef betont: "Er muss nicht nochmal zahlen, nur weil er das Bezugsmodell ändert."

Rolle der Partner
Was alle Rollen eint
Die Hauptaufgabe der Partner wird im Cloud-Geschäft sein, Kunden strategisch zu beraten, die künftigen Prozesse zu definieren und bei der Auswahl passender Cloud-Dienste zu unterstützen. Wo beispielsweise könnten sich für den Anwender Standardapplikationen lohnen? Wo zusätzliche Ressourcen aus der Cloud bezogen werden? Was sollte der Kunde auf keinen Fall auslagern?
Cloud Consultant
System- und Beratungshäuser müssen dazu Cloud-spezifisches Technologie-Know-how aufbauen, Demo-Kapazitäten bereitstellen und gegebenenfalls eigene Betriebsumgebungen aufbauen.
Cloud-ISV (Independent Software Vendor)
Bietet seine Applikationen als Web-basierte Services an (SaaS). Vermarkten lassen sich die Anwendungen auch über B2B-Marktplätze (Appstores), die zunehmend von Herstellern, beispielsweise von IBM, Fujitsu, HP, SAP, aber auch seit kurzem von der Telekom angeboten werden.
Cloud-Dienstleister
Anbieter von Dienstleistungen rund um die Cloud, mit Schwerpunkt auf Orchestrierung und Integrierung von Cloud-Leistungen für und beim Kunden. Hier geht es darum, den Mix aus traditionellen On-Premise-Applikationen (betrifft vor allem ERP-Software) mit Cloud-basierten Services und Applikationen zu verknüpfen und dafür ein einheitliches Management zu schaffen.
Cloud Provider
Anbieter oder Hoster von Platform as a Services (PaaS). PaaS umfasst zusätzlich zur Infrastruktur auch Entwicklungsumgebungen, Vereinbarungen über die Laufzeiten, Monitoring, Skalierung, Service Level Agreements (SLA), Abrechnungssysteme, etc.
Cloud Builder
Partner, die Kunden dabei unterstützen, Rechenzentren und Applikationen so umzurüsten, dass sie Cloud-fähig werden

Einsatzmöglichkeiten

Einem Kunden, der beispielsweise eine Groupware-Lösung künftig aus der Cloud beziehen möchte, könnte der Partner im zweiten Schritt anbieten, auch die Domain-Dienste in die Cloud auszulagern.
Auf diese Weise kann er künftig noch weitere Services oder Applikationen aus unterschiedlichen externen Quellen beziehen, ohne beim zentralen Management Abstriche machen zu müssen, da sich alles in die UCS-Plattform einbinden lässt. "In der ersten Phase kann der Partner mit UCS selbst noch nicht viel verdienen. Die Erfahrung zeigt aber, dass Endkunden, die einmal den ersten Schritt getan haben, in der Regel auch weitere Teile ihrer IT auslagern", so die Erfahrung des Univention-Managers.

AppCenter für ISVs

Das Univention AppCenter
Foto:

In der für Herbst angekündigten UCS Version 3.1. wird zudem ein "App Center" integriert sein, in das Software-Entwickler ihre Lösungen einbinden können, ähnlich wie in Apples Appstore. Der Endkunde kann diese Anwendungen entweder on Premise installieren oder in der Cloud betreiben, entweder beim Partner oder auch in einer Testumgebung bei Amazon.

Univention sichert zu, dass sich die Anwendungen dabei nicht nur leicht beziehen bzw. installieren lassen, sondern ebenso leicht wieder de-installiert werden können. Die Verträge werden auch hier ausschließlich zwischen Partner und Endkunde geschlossen. "Wir selbst verkaufen über das App Center nichts", versichert Ganten.
Independent Software Vendors (ISVs) können ihrem Kunden das App Center so zur Verfügung stellen, dass er nur die Applikationen sehen kann, die der Partner ihm anbieten möchte.
Vor rund zwei Monaten hat der Hersteller damit begonnen, Software von ISV-Partnern in das Portal einzubinden. Das App Center steht generell allen ISVs offen, die Unternehmensanwendungen im Linux-Bereich entwickeln.
(rb)