Integration in HPE Greenlake geplant

HPE kauft sich mit Zerto erfolgreichen Backup- und DR-Spezialisten

02.07.2021 von Peter Marwan
HPE bezahlt für Zerto 374 Millionen Dollar in bar. Dafür bekommt der Konzen eine gut am Markt eingeführte Lösung für Backup und Disaster Recovery, die sich zuletzt zum Angebot für Disaster Recovery in die Cloud entwickelt hat - und damit gut zu HPE Greenlake passt.
 
  • Was Zerto kann
  • Was HPE mit Zerto vor hat
  • Warum HPE Zerto dringend braucht
Antonio Neri, President und CEO von HPE, will mit der Übrnahme von Zerto auch seine zur Hausmesse Discover kürzlich bekräftigte Strategie unterstützen, dass HPE-Kunden Daten besser nutzen sollten und HPE ihnen dabei helfen will.
Foto: HPE

Hewlett Packard Enterprise übernimmt Zerto für 374 Millionen Dollar in bar. Mit der Übernahme des israelischen Spezialisten für Backup und Disaster Recovery, der sich zuletzt stark auf Disaster Recovery in die Cloud konzentriert hat, untermauert HPE seine Ambitionen im Bereich cloud-basierender und nutzungsabhängiger Angebote, die es unter der Marke "Greenlake" offeriert. Die Übernahme soll noch im vierten Quartal des HPE-Geschäftsjahres 2021 abgeschlossen werden - also spätestens Ende Oktober.

"Daten sind heute das wichtigste Gut", erklärt Antonio Neri, President und CEO von HPE, in der Pressemitteilung zur Übernahme von Zerto. "Angesichts des explosionsartigen Datenwachstums am Edge und in hybriden Umgebungen sehen sich Unternehmen heute einer erheblichen Komplexität bei der Verwaltung und dem Schutz ihrer Daten gegenüber. Zertos marktführende Software für Cloud-Data-Management und -Schutz erweitert die Cloud-Datendienste von HPE Greenlake und ermöglicht es Kunden, ihre Daten zu schützen und schnell auf erkannte Gefahren zu reagieren, vom Edge bis zur Cloud." Damit stößt Neri ins selbe Horn wie bereits kürzlich bei der Hausmesse HPE Discover 2021, als er verlangte, Unternehmen müssten Daten besser nutzen und versprach, dass HPE ihnen dabei helfen werde.

Zerto, das eine zweite Firmenzentrale in Boston unterhält, ermöglicht es mit seinen Produkten, Kunden zum Beispiel bei Ransomware-Angriffen, anderen Cyberangriffen oder ungeplanten Ausfällen binnen Minuten Sicherungskopien einzuspielen und damit das Geschäft fortzuführen - positioniert sich also auch als Anbieter im Bereich Cyber-Resilience. Außerdem erleichtert Zerto es, Daten zwischen VMware vSphere und Microsoft Hyper-V sowie nativ zu Amazon Web Services und Microsoft Azure zu kopieren und zu replizieren.

Was HPE mit Zerto vor hat

Mit der Übernahme von Zerto erweitert HPE seinen Umsatz bei gleichbleibendem Geschäft um einen Jahresumsatz von 130 Millionen Dollar und die im Software-Geschäft bekannt hohen Margen. Zudem entwickelte sich das Zerto-Geschäft zuletzt äußert positiv - auch im deutschsprachigen Raum.

Im vergangenen Jahr bekam Zerto für den Ausbau seines auch als "IT Resilience Platform" beworbenen Angebots von Investoren eine Finanzspritze von 53 Millionen Dollar. Das 2009 gegründete Unternehmen konnte damals auf rund 8.000 Kunden, 1.500 Partner und 450 Managed Service Provider verweisen, die seine Produkte einsetzen. Aktuell nennt HPE über 9.000 Zerto-Kunden und 350 MSP-Partner. Angesichts dieser Zahlen kann der Kaufpreis von 374 Millionen Dollar nahezu als Schnäppchen bezeichnet werden - vor allem vor dem Hintergrund anderer Software-Zukäufe von HPE beziehungsweise früher HP.

Tom Black, Senior Vice President und General Manager für HPE Storage, erklärt zur Übernahme: "Kunden stehen bei der Verwaltung der Datenkomplexität in Hybrid- und Multi-Cloud-Umgebungen nach wie vor erheblichen Problemen. Mit Zerto positioniert sich HPE besser, um seinen Kunden bei der Lösung dieser Aufgaben zu helfen und schafft die Voraussetzungen, um mit den HPE Greenlake Cloud-Services bei Datenmanagement und -schutz führend zu werden." Für das damit anvisierte Marktsegment Data-Protection-as-a-Service prognostiziert IDC ein Wachstum von derzeit 7,7 Milliarden Dollar auf 15,3 Milliarden Dollar im Jahr 2024, also eine jährliche Zunahme um 19 Prozent.

Warum HPE Zerto dringend braucht

Black und die HPE-Storage-Sparte können solch ein zukunftsträchtiges Geschäft gut gebrauchen, denn an anderen Stellen läuft es derzeit nicht so gut. Den aktuellsten IDC-Zahlen zufolge konnte der weltweite Markt für Enterprise-Storage-Systeme beim Umsatz um 1,7 Prozent zulegen, während die insgesamt verkaufte Speicherkapazität gleichzeitig um 16,3 Prozent zunahm.

Die Storage-Sparte von HPE blieb zuletzt öfter hinter den Erwartungen zurück. In der Firmenzentrale im kalifornischen San José mussten also Gegenmaßnahmen entwickelt werden. Eine davon dürfte der Kauf von Zerto sein.
Foto: HPE

HPE liegt in dem Markt hinter Dell (32,3 Prozent Marktanteil) und Netapp (10,9 Prozent) derzeit mit 9,4 Prozent auf Rang 3 und profitierte nicht vom Marktwachstum. Im Vergleich zum Vorjahresquartal schrumpfte das HPE-Geschäft sogar um 3 Prozent. Gewinner in diesem Vergleich ist Huawei (plus 30,5 Prozent, Rang 5 mit einem Marktanteil von 5,5 Prozent).

In Europa sieht es für HPE - fast schon traditionell - etwas besser aus. Hier konnte das Unternehmen laut IDC-Zahlen in dem Marktsegment im Jahresvergleich um 0,3 Prozent zulegen - bleibt aber bei einem Gesamtwachstum des Marktes von 4,5 Prozent, das vor allem durch die Erfolge von Dell Technologies (+12,4 Prozent) bedingt ist, auch hier hinter der Marktentwicklung zurück.

Ebenfalls zu wünschen übrig lassen die HPE-Ergebnisse im aktuellen Gartner-Bericht zum Markt für All Flash Arrays. Dieses für Storage-Anbieter wichtige Marktsegment entgleitet HPE zunehmend. Weltweit ging der Umsatz des Gesamtmarktes wahrscheinlich pandemiebedingt in dem hochpreisigen Bereich um 2,4 Prozent zurück - etwas stärker als bei günstigeren HDD- oder Hybrid-Systemen (Minus 1,9 Prozent).

Dennoch konnten Netapp (plus 2 Prozent), Pure Storage (plus 1 Prozent) und vor allem Huawei (plus 26 Prozent) ihren Umsatz mit All Flash Arrays steigern. HPE dagegen büßte im Vergleich zum Vorjahr 8 Prozent seines Umsatzes ein. Das Unternehmen rangiert mit einem Marktanteil von 8 Prozent nun gleichauf mit Huawei auf Rang vier. Damit liegt es zwar noch vor IBM und Hitachi, aber deutlich hinter Pure Storage (13 Prozent), Netapp (20 Prozent) und Dell (33 Prozent).

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