Technologie ist "unreif"

HP verschiebt 3D-Druck-Pläne

25.03.2014 von Armin Weiler
Mitte 2014 wollte Hewlett-Packard mit eigenen 3D-Druckern auf den Markt kommen. Nun muss der Konzern einräumen, dass der Zeitpunkt zu optimistisch geplant war.
Die Geschwindigkeit marktüblicher 3D-Drucker ist HP-Labs-Chef Martin Fink viel zu langsam: 'Es dauere viele Stunden, um selbst einfache Teile herzustellen', moniert er.
Foto: FabCon

HP-Chefin Meg Whitman sorgte auf dem Canalys Channels Forum in Bangkok im Herbst letzten Jahres für die Überraschung: Man werde bereits Mitte 2014 erste Modelle auf den Markt bringen, ließ Whitman verlauten. Mit kürzeren Druckzeiten und niedrigen Einstiegspreisen wolle man gegen die Konkurrenz bestehen.

Doch gerade die Druckgeschwindigkeit macht Hewlett-Packard nun Sorgen: "Es ist, als würde man Eis dabei zuschauen, wie es schmilzt", beschrieb Whitman nun den Druckvorgang auf der Jahreshauptversammlung des Konzerns. Bereits im Februar äußerte sich Martin Fink, CIO und Leiter der HP-Labs kritisch: Die 3D-Drucktechnik sei "wirklich noch unreif, erklärte damals Fink.

Trotzdem wurde auf der Jahreshauptversammlung am 19. März noch auf Anfrage eines Aktionärs bezüglich den 3D-Druck-Plänen von "einer großen technischen Ankündigung" im Juni gesprochen. Dieses Vorhaben scheint sich nun in Luft aufzulösen. Dabei ist der Vertrieb von 3D-Drucker für Hewlett-Packard kein Neuland: So hatte der Konzern mit dem 3D-Druck-Spezialisten Stratasys ein Kooperation vereinbart und zwei Geräte unter den Namen HP Designjet 3D und HP Designjet Color 3D auf den Markt gebracht. Allerdings beendeten die Partner die Zusammenarbeit im Herbst 2012. "Unsere anfängliche Präsenz im bereich 3D-Druckauf einem Testmarkt in ausgewählten europäischen Ländern sollte uns einen Einblick in das Marktpotenzial gewähren", äußerte sich Susanne Braun, Direktorin Prining Category bei Hewlett-Packard, Mitte 2013 gegenüber ChannelPartner.

Ankündigung zum Ende des Geschäftsjahres

Kurz nach dem Aktionärstreffen am 19. März 2014 veröffentlichte das Unternehmen nun am 22. März auf seiner Internet-Präsenz ein Update: Demnach plane man erst am Ende des Fiskaljahres eine Ankündigung. Das wäre dann Ende Oktober 2014. Ob es sich dabei aber schon um konkrete Produkte handeln wird, lässt HP noch nicht durchblicken.

Dem HP-internen Blog "HP next" hatte Fink im Februar interessante Details über den Stand der 3D-Druck-Entwicklungsarbeiten verraten: So bestätigte Fink, dass HP bereits an Prototypen arbeite. "Wir erforschen derzeit viele Möglichkeiten des 3D-Drucks und wir werden eine wichtige Rolle bei der Entwicklung spielen", kündigte Fink an.

Bei HP verspricht man sich einiges vom Markt der plastischen Printer: "Der 3D-Druck-Markt hat ein den letzten drei Jahren eine jährliche Wachstumsrate von 27 Prozent gezeigt. Der weltweite Umsatz der Drucker inklusive der Verbrauchsmaterialien, Software und Service lag 2012 bei 2,2 Milliarden Dollar und für 2021 werden 10,8 Milliarden erwartet", erklärt Fink.

Auf die Frage, ob HP nicht schon zu spät für den Markteintritt sei, meint der HP-Labs-Chef, dass man 3D-Druck nicht mit anderen Consumer-Technologien oder Meilensteinen der Drucktechnologie vergleichen könne. "Wir setzen auf hohe Qualität und Genauigkeit", betont er. Heutzutage könne man mit einem Tintenstrahldrucker sehr schöne Ausdrucke für wenig Geld bekommen. "Der Durchschnittsanwender wird mit den Ergebnissen aus einem ähnlich preisgünstigen 3D-Drucker enttäuscht sein", prognostiziert Fink. Noch sei diese Qualität nicht gegeben und es dauere viele Stunden, um selbst einfache Teile herzustellen.

3D-Druck - kommt die Fabrik auf dem Desktop? -
gedruckte Kleidung
Das Kleid, das Dita von Teese trägt, kommt aus dem 3D-Drucker. Es besteht aus 17 Teilen, die dem Model auf den Leib konstruiert wurden. Der Entwurf stammt von Michael Schmidt und Francis Bitoni, gedruckt wurde es in Zusammenarbeit mit Shapeways.
gedruckte Kleidung
Als Material für das Kleid aus dem 3D-Drucker kommt Nylon zum Einsatz. Es ist voll beweglich und mit 13.000 Swarovski-Kristallen besetzt
Sportartikel
Die Sohle des Football-Schuhs Nike Vapor Laser Talon kommt aus einem 3D-Drucker. Damit soll der Sportschuh besonders leicht sein und eine optimale Durchzugskraft auf dem Football-Spielfeld entfalten.
Sportartikel
Der Schuh für American Football von Nike soll tatsächlich mittels 3D-Druck in Produktion gehen. Geplant ist ein Druck mit Nylon - ein Material, das besonders leicht ist, dabei aber widerstandsfähig bleibt.
Möbel
Druckbeispiel: Stuhl - gedruckt auf einem Ultimaker 3D Printer
Spielzeug
Druckbeispiel: Roboter - gedruckt auf einem Ultimaker 3D Printer
Spielzeug
Druckbeispiel: Roboter - gedruckt auf einem Ultimaker 3D Printer
Kleidung
Designermode aus dem 3D-Drucker: Die Kleidung wird in einzelnen Teilen und mit unterschiedlichen Materialien gedruckt.
Kleidung
Aus Haute Couture wird Tech Couture: Die Kleidungsstücke aus dem 3D-Drucker bestehen aus mehreren Teilen und unterschiedlichen Materialien.
Handdrucker
3D-Druck aus dem Handgelenk: Der 3Doodler arbeitet wie ein Stift - nur mit Kunststoff. Er soll den 3D-Druck für alle erschwinglich machen. Ab Februar 2014 soll er erhältlich sein - Kostenpunkt: 99 Dollar plus Versand und Steuer.
Bau
Mondstation aus dem 3D-Drucker: Die europäische Weltraumagentur plant das ehrgeizige Projekt in Zusammenarbeit mit der Industrie. Der 3D-Drucker soll auf dem Mond eingesetzt werden.
Bau
Der 3D-Drucker, der den Bau der Monstation übernehmen soll, ist der D-Shape der britischen Firma Monolite. Er wird für den Gebäudebau eingesetzt.
Haushalt
Formen und Stempel fürs Backen aus dem 3D-Drucker: Ein Einfall, der bei Garage Lab entstand. Der gemeinütziger Verein versammelt in Düsseldorf Kreative und Interessierte am 3D-Druck (www.garage-lab.de).
Haushalt
Alles individuell: Der personalisierte Teelichthalter ist nur ein Beispiel von ScopeforDesign. Der Anbieter ist auf individuelle Gegenstände aus dem 3D-Drucker spezialisiert. Farbe, Text, Material lassen sich
Haushalt
Meine Lampe: Bei ScopeforDesign lassen sich die Lampenschirme inklusive Text, Farbe und Material individualisieren. Sie kommen dann aus dem 3D-Drucker.
Schmuck
Schmuck nach Wunsch: Bei ScopeforDesign lassen sich Schmuckstücke individualisieren. Hier kommen neben Kunststoffen auch Metalle wie Silber aus dem 3D-Drucker.
Gegenstände
Vom Hasen bis zur Skulptur: Alle Objekte stammen aus dem 3D-Drucker - hier: Beispiele von Makerbot, dem Unternehmen, das den Replicator 2 verbreibt. Zu sehen auf der Make Munich im April 2013.
Gegenstände
Frosch aus Kunststoff - ein Beispiel, was 3D-Drucker wie die Modelle von Makerbot leisten.
Kleidung
Hut gefällig: Auf Objekte aus dem 3D-Drucker in vielen Materialien ist i.materialise spezialisiert (i.materialise.com)
Kleidung
Schuhe mal anders: Die Studie wurde von i.materialise auf der Make Munich im April in München gezeigt.
Modelle
Modellbau mit 3D-Druck - hier ein Beispiel, das von i.materialise auf der Messe Make Munich im April in München zu sehen war.
Material
Kunststoffe mit Holzanteil: Dieses Objekt in Holzoptik zeigte 2PrintBeta auf Make Munich im April 2013 in München. Die unterschiedlichen Schattierungen gelingen, indem die Drucktemperatur geändert wird.
Material
Auch im 3D-Druck kommt Papier zum Einsatz. Es wird Blatt für Blatt aufeinandergelegt, verklebt und geschnitten. Am Ende wird das Objekt aus dem Papierblock herausgebrochen. Die Maschine stammt von Mcor Technologies, die Skulptur im Bild von Supermodell, München (www.supermodell.co)
Papier
Skulpturen aus Papier lassen sich in zwei Teilen drucken und dann zusammensetzen. Dank des Papiers sieht man nach dem Kleben keinen Übergang . Info: www.supermodell.co
Instrument
Eine gedruckte Gitarre aus dem Cube von 3D Systems
Instrument
Voll funktionsfähig: Die Gitarre mit eigenem Design aus dem 3D-Drucker Cube.
Waffe
Waffenteil aus dem 3D-Drucker: Die bedenkliche Seite der Do-it-Yourself-Bewegung