"Das fühlt nicht an wie ein Business-Termin, sondern wie ein Familientreffen", bringt es HP-Chef Enrique Lores auf den Punkt. Vier Jahre sind seit der letzten globalen HP-Partnerkonferenz in Houston ins Land gegangen. Nun konnte sich HP endlich wieder mit Partnern und Distributoren aus der ganzen Welt treffen.
Entsprechend groß war die Spannung unter den Gästen, was die HP-Führungsriege zu der künftigen Strategie und zu den zurückliegenden Jahren zu sagen hatte. Seit der letzten globalen Konferenz war ja einiges passiert. Erst die Pandemie, dann der Krieg in der Ukraine haben den Markt gehörig durcheinandergewirbelt und die Lieferketten nachhaltig gestört. Hybride Arbeitsmodelle, Digitalisierung und KI bewegen den Channel. Und auch die Übernahme von Poly und die schreitweise Integration in die HP-Strukturen sorgen innerhalb der HP-Händlerschaft für Informationsbedarf.
Man habe "schwierige Jahre" hinter sich, räumt Lores ein. Und die Auswirkungen der Kaufzurückhaltung sind bei HP weiterhin spürbar. So rechnet der HP-Chef nach einem durchwachsenen 2022 auch in diesem Jahr nicht mit Wachstum. Das liege auch daran, dass die Zeichen in den von HP besetzten Schlüsselsegmenten nicht auf Wachstum stehen.
Trotzdem schaut Lores mit "realistischem Optimismus" in die Zukunft. "Nach einem Rückgang folgt immer auch eine Erholung", meint er. Allerdings ist er vorsichtig mit einer Prognose, wann es wieder aufwärts geht, dies könne in Monaten oder auch erst in einigen Quartalen sein. Bei den ständigen Veränderungen der Marktalge sei es wichtig, "nicht den Überblick zu verlieren".
Vier Schlüsseltrends
In seiner Keynote spricht Lores von vier Schlüsseltrends, die große strukturellen Veränderungen in der Gesellschaft mit sich bringen:
Künstliche Intelligenz steht ganz vorne auf seiner Liste. Welche Aufmerksamkeit KI mittlerweile gewinnt, habe die Aufmerksamkeit gezeigt, die ChatGPT erregt hat. Dies eröffne "spannende Wachstumschancen".
HP will KI nutzen, um Kernprozesse zu beschleunigen, um so den Mitarbeitern die tägliche Arbeit zu erleichtern. Außerdem arbeitet der Konzern daran, KI-gestützte Technologien in die Produkte zu integrieren. Als Beispiele nennt Lores die Vorhersage von potenziellen Wartungs- oder Schadensfällen bei Produkten sowie fortgeschrittene Noise-Cancelling-Technologien bei den Poly-Konferenzsystemen.
Hybrides Arbeiten: Ein weiteres Schlüsselthema sind hybride Arbeitsmodelle. So hat die mehrfache Ausstattung von Arbeitsplätzen im Büro und im Homeoffice auch HP gute Geschäfte beschert. Nach der Übernahme von Poly gewinnt das Thema aber für HP noch einen ganz anderen Stellenwert. Nur zehn Prozent der Meeting-Räume sei mit Konferenzsystemen ausgestattet. "Bei 3.000 bis 5.000 US-Dollar pro System sprechen wir von einem Milliardenmarkt", bekräftigt der HP-CEO. Und es häufig "schmerzhaft", an einem Meeting teilzunehmen, bei dem ein Teil vor Ort und ein Teil zugeschaltet ist. Lores ist aber auch klar, dass auch die Präsenz im Büro die Kommunikation verbessert: "Wenn Sie Zoom verwenden, ist es wie einen Film zu schauen. Vor Ort sind Sie mitten im Film", zieht er den Vergleich.
Widerstandsfähigkeit: Die Verwerfungen der letzten Jahre haben laut Lores gezeigt, dass Lieferketten robuster werden müssen. Dazu will er die Produktionsstätten umgestalten, um so besser gerüstet zu sein. Neben der Corona-Pandemie bergen auch Klimawandel und geopolitische Ereignisse erhebliches Krisenpotenzial. "Man muss künftig auf Krisen verschiedenster Art vorbereitet sein", lautet seine Erkenntnis.
Misstrauen: Den vierten Punkt auf Lores Liste nennt er "Das Jahrzehnt des Misstrauens". So hat er festgestellt, dass Menschen mittlerweile oft offiziellen Einrichtungen und Regierungen misstrauen. "Tatsächlich vertrauen sie Unternehmen mehr als ihren eigenen Regierungen", glaubt er. Daher werden Unternehmen mit gutem Ruf gewinnen und natürlich zählt Lores HP dazu. Als Beispiel nennt er das Thema Nachhaltigkeit, das mittlerweile auch stark im Ampilfy-Parterprogramm verankert ist. "Der Schutz der Umwelt ist fundamental für unsere Strategie", bekräftigt er. Man müsse den Kindern "eine bessere Welt" hinterlassen. Angenehmer Nebeneffekt: "Es hilft uns auch im Business. Kunden wollen bei Unternehmen kaufen, die ihnen helfen auch ihre eigenen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen", betont er.
Verbesserungen im Partnerprogramm
Für Kobi Elbaz, Senior Vice Presisdent & General Manager, Global Channel Organisation, ist die Schlüsselbotschaft, dass sich das Commitment zum Channel nie geändert hat. Das hat sich auch für HP ausgezahlt: "Der Beweis: Wir sind in den letzten drei Jahren im Geschäft mit dem Channel um 7,5 Milliarden Dollar gewachsen", bekräftigt der weltweite Channel-Chef im Gespräch mit ChannelPartner.
Die Basis für die Zusammenarbeit mit den Partnern ist für Elbaz das Amplify-Partnerprogramm. Hier hat HP einige Anpassungen vorgenommen. Unter anderem soll nun die die Distribution stärker eingebunden werden. Elbaz verspricht, "einfacher, schneller und flexibler" zu werden. Hier hatte es in der Vergangenheit Kritikpunkte seitens der Händlerschaft gegeben. Dazu wurde nun der Entscheidungsspielraum auf Länderebene vergrößert. Er habe "sehr positives Feedback" von den Partnern erhalten. Das bestätigt auch Alexander Maier, Senior Vice President & Country Chief Executive Germany & Austria bei Ingram Micro: "HP hat mit Erweiterungen des Amplify-Programms, einer umfassenden Aktualisierung des Portfolios sowie innovativen und zukunftsweisenden Strategien für ein starkes Partnerwachstum überzeugt", erklärt er. Alles dies ziele darauf ab, gemeinsam ein "noch besseres und umfassenderes Kundenerlebnis" zu bieten, meint der Ingram-Deutschlandchef.
Was Lieferkettenprobleme auf der einen, und Überkapazitäten auf der anderen Seite betrifft, sieht Elbaz HP gut aufgestellt: "Wir haben viel aus den letzten drei Jahren gelernt", meint er. Nun habe man die Balance zwischen Kosten, Widerstandsfähigkeit und Agilität gut im Griff.
Ein weiterer Meilenstein wird für Elbaz die vollständige Integration von Poly in das Amplify-Programm sein. Diese soll laut Elbaz bis November 2023 abgeschlossen sein. "Partner, die bisher nur mit Poly zusammengearbeitet haben, werden in das Amplify-Programm migriert. Partner, die mit beiden Programmen gearbeitet haben, nutzen dann Amplify", betätigt der Channel-Chef.
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