Der Markt für Public Cloud Services erreichte in Deutschland im Jahr 2014 ein Volumen von 1,7 Milliarden Euro. Der Marktforscher IDC prognostiziert bis 2018 ein jährliches durchschnittliches Wachstum von 31 Prozent.
Damit liegt das Wachstum in Deutschland sogar noch etwas über dem westeuropäischen Durchschnitt. Der Kuchen ist also groß genug. Es stellt sich aber die Frage, wie er verteilt wird. Für Systemhäuser wird Cloud Computing in seinen unterschiedlichen Ausprägungen immer wichtiger.
Wie die aktuelle Systemhausumfrage von ChannelPartner zeigt, bieten fast alle Dienstleister in den Bereichen Lösungen für Private Cloud oder Public Cloud an, wobei mehr Systemhäuser Lösungen für die Private Cloud im Portfolio haben (95 Prozent) als Public Cloud Services (84 Prozent).
Das verwundert aber nicht, denn das Projektgeschäft zum Aufbau von dedizierten Infrastrukturen und häufig auch damit verbundene Betriebsservices zählen nach wie vor zum Brot-und-Butter-Geschäft der Dienstleister. Und die Interpretation, was eine Private Cloud umfasst, erlaubt in den Augen vieler Systemhäuser einen gewissen Spielraum.
Geschäftspotenzial beim Cloud Computing sehen die meisten der Befragten. So erwarten im laufenden Jahr 60 Prozent höhere Umsätze mit SaaS, PaaS oder IaaS. Für Private-Cloud-Angebote sehen sogar noch deutlich mehr Unternehmen Umsatzsteigerungspotenzial.
Diese Cloud-Services bieten Systemhäuser in Deutschland aktuell an:
Infrastructure-as-a-Service: 57 Prozent
Software-as-a-Service: 56 Prozent
Platform-as-a-Service: 53 Prozent
Storage-as-a-Service: 48 Prozent
Security-as-a-Service: 44 Prozent
Desktop-as-a-Service: 27 Prozent
UCC-as-a-Service: 21 Prozent
Print-as-a-Service: 14 Prozent
Quelle: ChannelPartner, Mehrfachnennungen möglich
Systemhäuser, die aktuell noch keine der oben genannten Dienste anbieten, planen in den nächsten 12 bis 24 Monaten folgende Cloud Services ins Portfolio aufzunehmen:
Platform-as-a-Service: 21 Prozent
Security-as-a-Service: 19 Prozent
Storage-as-a-Service: 19 Prozent
Infrastructure-as-a-Service: 16 Prozent
Desktop-as-a-Service: 13 Prozent
Software-as-a-Service: 12 Prozent
UCC-as-a-Service: 7 Prozent
Print-as-a-Service: 5 Prozent
Quelle: ChannelPartner, Mehrfachnennungen möglich
Cloud Berater, Cloud Builder, Cloud Provider, Cloud Reseller
Eine andere Sichtweise auf das Thema ist die Eigenpositionierung der Systemhäuser. 88 Prozent betrachten sich entweder als Cloud Berater, Cloud Builder, Cloud Provider oder Cloud Reseller.
Von den genannten 88 Prozent positioniert sich nur eine Minderheit (18 Prozent) in nur einer von vier der genannten Kategorien. Die restlichen Unternehmen verstehen sich als breiter aufgestellt, was die Cloud-Positionierung betrifft. Am häufigsten gehen die Systemhäuser als Cloud Berater an den Markt. Das ist nachvollziehbar.
Cloud Computing ist trotz aller Bemühungen von Herstellern, Distributoren und Systemhäusern noch nicht bei allen Unternehmen angekommen. Sicherlich, fast alle Unternehmen setzen sich in irgendeiner Form mit Cloud Computing auseinander, aber für Einführungs- und Umsetzungsprojekte ist noch ausreichend Luft vorhanden. Beratung bleibt somit nach wie vor ein vielversprechendes Betätigungsfeld.
Wandel des Geschäftsmodells bleibt ein Kraftakt
Der unausweichliche Schritt zu Cloud Computing als signifikantes Geschäftsfeld stellt viele Systemhäuser immer noch vor große Herausforderungen.
Der Umstieg von einem projekt- und transaktionsorientieren Geschäftsmodell zu einem fortlaufenden Umsatzmodell hat zur Folge, dass es eine Phase geben kann, in denen die Umsätze einbrechen. Wer für große Unternehmen professionelle Services anbietet, hat sicher weniger mittelfristigen Veränderungsdruck als diejenigen, die in einem SMB-Business auf Volumen setzen müssen. Das heißt: Vertriebskosten runter und Volumen hoch.
Die Weichen stehen immer stärker auf Cloud Computing. Modelle mit wiederkehrenden Umsätzen verdrängen langsam aber stetig die herkömmlichen Modelle auf Projekt- und Transaktionsbasis.
Viele Dienstleister werden für den langfristigen Erfolg kurzfristig ein paar Federn lassen und einen kurzfristigen Umsatzrückgang hinnehmen müssen. Der Erfolg wird in den meisten Fällen dafür zu höheren Margen und mehr Umsatz führen. (tö)