Hightech-Jeans und UMTS

24.09.2007 von Alexander Maier
Es gibt immer wieder Innovationen, bei denen sich sogar die sogenannten Early Adopter fragen, ob man auf diesen Zug aufspringen muss. Andere Techniken dagegen sind noch wenig beachtet, obwohl sich der Nutzen für den Kunden in Zahlen belegen lässt, berichtet Alexander Maier.

Keine IFA findet statt, ohne dass uns Lifestyle-Magazine wochenlang anpreisen, was im Land so alles gebraucht wird. Da gibt es Jeans, die sich dank integrierter iPod-Dockingstation und eingearbeiteten Ohrstöpseln in eine Art "High-Techno-Hosen" verwandeln, oder Jacken mit eingearbeiteten Solarzellen, die digitale Geräte ihrer Träger mit Strom versorgen. Und das ist erst der Anfang in einem Markt für intelligente Gewebe und interaktive Textilien, der 2006 bereits 340 Millionen Dollar schwer war und sich bis 2008 auf 720 Millionen Dollar mehr als verdoppeln soll. Droht uns nun eine Welle neuer Produkte von Unternehmen, die in diesem Gebiet dank meisterhafter Ingenieurkunst wahrhafte Wunder vollbringen?

Wir wollen es nicht hoffen! Denn was Forschern echte Glücksmomente beschert, das beflügelt Marketingfachleute noch lange nicht. Die Begehrlichkeit findet spätestens dann ein jähes Ende, wenn man für die sogenannten E-Textilien, nehmen wir mal eine Jacke, an die 1.000 Euro berappen soll, um dann das Ein-Euro-Mobiltelefon unterwegs aufladen zu kön-nen. Sind wir doch mal ehrlich, das alles hat doch nichts mehr mit dem zu tun, was der Kunde braucht oder möchte. Also alles Unsinn?

Nicht unbedingt. So gibt es etwa spezielle Oberbekleidung, die physiologische Parameter wie Hauttemperatur, Blutdruck, Blutsauerstoffgehalt oder Herzimpulse permanent überwacht und so gerade für Risikogruppen einen lebensrettenden Beitrag leisten kann, beispielsweise bei der Bekämpfung des plötzlichen Kindstods.

Innovation ja – aber bitte mit Sinn

Was für die Bekleidungsindustrie gilt, trifft erst recht auf die ITK-Branche zu: Nur wenn Anwendungen entstehen, die dem Verbraucher wirklich einleuchten. haben Innovationen eine echte Chance, sich dauerhaft zu erfolgreichen Produkten zu entwickeln. Einen solch wundersamen Wandel erlebt derzeit das einst totgesagte UMTS. Das bestätigen auch die Unternehmensberatung Arthur D. Little und das französische Brokerhaus Exane BNP Paribas, die in einer Studie zum Ergebnis kommen, dass Breitband-UMTS sich sehr schnell verbreitet und 2010 bereits von 20 Prozent der deutschen Geschäftskunden oder 680.000 Betrieben nutzen wird.

Einmal mehr nimmt der innovative deutsche Mittelstand entscheidende Wettbewerbsvorteile wahr und verbessert so dank kürzerer Reaktionszeiten nicht nur die Kundenbindung, sondern auch die Qualität durch den permanenten Zugriff auf wichtige Informationen – unabhängig vom Aufenthaltsort. Wettbewerbsvorteile, die auch Forscher der Economist Intelligence Unit in ihrer Studie "Business mobility and the agile organisation" bestätigen. Doch wo neue Technologien auftauchen, sind die Kritiker nicht weit. So auch hier.

Erst informieren, dann kritisieren

Dabei können die zur Auswahl stehenden Tarife, bestehend aus einem Grundtarif und einer Volumenoption mit 200 MB, 400 MB und 5 GB, weder als unübersichtlich noch für maximal 50 Euro im Monat als teuer bezeichnet werden. Ebenso vorschnell wird über eine mangelnde Netzabdeckung gerichtet. Denn das derzeit bis zu 7,2 Mbit/s schnelle UMTS-Netz führender Mobilfunkanbieter erstreckt sich auf rund 2.200 Städte und versorgt damit mehr als 80 Prozent der Bevölkerung. Außerdem wird das Mobilfunknetz in ländlichen Bereichen bis Ende 2007 mit dem Datendienst EDGE ausgestattet. Damit steigt die Verfügbarkeit in Gebieten, in denen keine UMTS-Versorgung aufgebaut ist, auf die für Geschäftskunden und ihre Applikationen annehmbare vierfache ISDN-Geschwindigkeit.

Auch von einer komplexen Vertragsabwicklung oder geringen Verdienstmöglichkeiten kann aus Sicht des Fachhandels oder Systemhauses überhaupt nicht die Rede sein. Einfach Kunden- und Vertragsdaten erfassen und zusammen mit der Endkundenlegitimation zum Beispiel an Ingram Micro versenden – das Einchecken in einem Fünf-Sterne-Hotel dauert garantiert wesentlich länger! Und die Fachhandelsmarge? Die liegt weit über dem, was sich heutzutage noch mit Notebooks verdienen lässt.

Auf diese Weise wird der konventionelle Verdrängungswettbewerb im Notebook-Markt durch einen Innovationswettbewerb ersetzt, bei dem die Erschließung von weitgehend unbekanntem Terrain im Vordergrund steht. Wer dieses erobert, kann – nahezu ohne Konkurrenz durch andere – für seine Geschäftskunden und sich neue Werte schaffen.

Kostenersparnis für Business-Kunden

Insofern verwundert es keinen, dass die Schar derer, die aktiv Geschäftskunden von den Vorzügen mobilen Arbeitens mit ganz einfachen Argumenten überzeugen, täglich größer wird. Wie das geht? Ganz einfach! Zum einen entstehen Produktivitätssteigerungen durch genutzte Leerlaufzeiten. Tab. 1 verdeutlicht es: Für Vertrag, Datenkarte, Installation und Wartung fallen bei einem 400-MB-Datenvertrag monatlich gerade einmal 39,20 Euro an.

Anhand unterschiedlicher Mobilitätsprofile für Führungskräfte, Vertriebsmitarbeiter und anderer Fachkräfte lässt sich die alltägliche Nutzung konservativ mit 32 Minuten bewerten. Bei einem durchschnittlichen Jahresgehalt von 75.000 Euro liegt bei monatlich 20 Arbeitstagen eine Produktivitätssteigerung von 412 Euro ((75.000 Euro : (12 Monate x 20 Arbeitstage x 8 Stunden)) x (31,67 Minuten : 60 Minuten) x 20 Arbeitstage) vor (siehe Tab. 2).

Indem man die jährlichen Gesamtkosten pro Mitarbeiter in Höhe von 470,40 Euro (39,20 Euro x 12 Monate) durch den täglichen Gesamtnutzen von 20,60 Euro (412 Euro : 20 Arbeitstage) teilt, lässt sich nun die Amortisationsdauer ganz einfach errechnen (siehe Tab. 3). Damit rentiert sich eine 400-MB-Breitband-UMTS-Lösung bereits nach 23 Arbeitstagen.

Andererseits lassen sich durch eine UMTS-Lösung Kosten sparen. Wer’s nicht glaubt, sollte sich folgendes Beispiel vor Augen führen: Wir behalten den bereits angeführten Datenvertrag und die damit verbundenen Kosten pro Mitarbeiter bei und veranschlagen für ein Unternehmen mit 15 Mitarbeitern jährliche IT-Infrastrukturkosten in der Größenordnung von 10.000 Euro. Die anfallenden Investitionskosten, um fünf Mitarbeiter mit UMTS zu mobilisieren, übersteigt das einstige IT-Budget 2.352 Euro (470,4 Euro x 5 Mitarbeiter) im Jahr, also um 23,52 Prozent (siehe Tab. 4).

Wenn nun diese fünf Mitarbeiter aber auf Dienstreisen nur einmal wöchentlich abends im Hotel einen WLAN-Hotspot für zwölf Euro nutzen, so verursachen sie jährlich 2.880 Euro (12 Euro x 5 Mitarbeiter x 48 Wochen), die über die Reisekosten abgerechnet werden. Insofern erzielen Unternehmen sogar eine Kosteneinsparung von 528 Euro im Jahr (siehe Tab. 5).

Angesichts darstellbarer Wettbewerbsvorteile und Produktivitätssteigerung ist es vergleichsweise einfach, Geschäftskunden vom Breitband-UMTS-Einsatz zu überzeugen. Insbesondere wenn eine Kostenersparnis damit verbunden ist oder allenfalls nur geringe Investitionskosten notwendig sind. Obendrein ist das Geschäft mit den Datenverträgen nicht nur einfach, sondern auch äußerst lukrativ. Also immer her mit dem UMTS-Geschäft! Was wir allerdings wirklich nicht brauchen, sind verkabelte Hosen oder elektrische Jacken.