Corsair produziert in der Regel keine günstigen Einsteigerprodukte. So auch beim ersten Headset dieses Herstellers: Mit einem Preis von etwa 90 Euro positioniert sich das "HS1" in der beginnenden Headset-Oberklasse. Für diesen Preis erhält man ein Stereo-Headset mit ohrumschließenden Muscheln und einem integrierten USB-Soundchip, der (virtuellen) Raumklang mit Hilfe von Dolby Headphone simuliert. Abstecken können Sie den integrierten Soundchip nicht, so dass sich das HS1 nicht alternativ per Klinke mit einer separaten (Onboard-)Soundkarte verbinden lässt.
Trage- und Bedienkomfort
Auf den ersten Blick wirkt das HS1 sehr massiv, was vor allem den voluminösen Ohrmuscheln und dem dick gepolsterten Kopfbügel geschuldet ist. Die verwendeten Materialien sind allesamt hochwertig und stabil. Dank der guten Verarbeitung wirkt das HS1 absolut solide und dürfte auch heftigere Abstürze wegstecken.
Allerdings ist das Headset mit einem Gesamtgewicht von 340 Gramm ziemlich schwer, die dicke Polsterung von Ohrmuscheln und Kopfbügel verhindert lästige und schmerzhafte Druckstellen aber auch bei ausgedehntem Gebrauch. Dabei hilft der für die Polsterung verwendete Schaumstoff, der sich je nach anliegendem Druck mehr oder weniger verformt. Brillenträger sollten auch keine Probleme mit dem HS1 haben, da die Bügel nicht in die Kopfhaut gedrückt werden. Die ohrumschließenden Hörer dämpfen Umgebungsgeräusche zwar spürbar, isolieren aber lange nicht so stark wie bei anderen Headsets.
Der Tragekomfort überzeugt auf ganzer Linie, bei der Kabelfernbedienung hat sich aber ein Anfängerfehler eingeschlichen: Das kleine Kästchen zum Regeln der Lautstärke und Mikrofonstummschaltung ist einen guten Meter entfernt vom Kopfhörer am Kabel untergebracht. Beim Sitzen vor dem PC berührt die Fernbedienung fast den Boden und befindet sich außer Reichweite normal langer Arme! Zudem hat das Kästchen keine Klammer an der Rückseite, so dass es sich nicht an der Kleidung befestigen lässt.
Klang bei PC-Spielen, Klang bei Musik
Anders als die meisten Hersteller setzt Corsair beim HS1 auf 50-Millimeter-Lautsprecher. Gängig sind bei PC-Headsets 35- oder 40-mm-Modelle. Dadurch will das HS1 einen höheren Dynamikumfang erreichen, denn bei Lautsprechern bedeutet größer meist auch besser.
Bei der ersten Hörprobe mit überzeugt der klar differenzierte Klang des HS1 auf Anhieb. Vielschichtige Klangkulissen entfalten sich sorgfältig separiert und leise Geräusche gehen selbst in großem Getöse nicht unter. Dafür krachen zum Beispiel Explosionen nicht ganz so brachial und Geschütze donnern nicht ganz so markerschütternd wie erwartet. Denn das HS1 hält sich beim Bass überraschend zurück.
Das kommt vor allem der integrierten Raumklang-Simulation Dolby Headphone zu Gute (siehe Bild). Die verändert Geräusche so, dass das Gehirn meint, sie kämen tatsächlich aus unterschiedlichen Richtungen, obwohl bei einem Stereo-Headset wie dem HS1 der Schall ja nur von links oder rechts kommt kann.
Zugrunde liegt eine Technik, die sich zunutze macht, dass wir Geräusche auch im echten Leben mittels der unterschiedlichen Brechung der Schallwellen an unserem Kopf, Körper und Ohrmuscheln orten. Und gerade diese Simulation profitiert vom neutralen und differenzierten Klang des HS1, denn tiefe Töne lassen sich nicht orten. Sind diese nun stark betont, überlagern sie teilweise die zur Ortung wichtigen Frequenzbereiche.
Entsprechend klingt das HS1 in PC-Spielen sehr überzeugend räumlich und Gegner lassen sich problemlos und präzise orten. Die voluminösen Ohrmuscheln tragen ebenfalls ihren Teil dazu bei, da sie für ein Headset viel Luft zwischen Ohr und Lautsprecher lassen, was den räumlichen Eindruck begünstigt. Einen ebenbürtigen Raumklang erhält man nur mit einer Soundblaster X-Fi sowie einem hochwertigen Stereo-Headset. Bei DVD- oder Blu-ray-Filmen gilt das gleiche wie bei Spielen – der räumliche Eindruck gelingt dem Corsair HS1 sehr gut.
Beim Füttern des HS1 mit Musik kann man leicht erschrecken. Die Bässe klingen schwach, während höhere Frequenzbereich überpräsent und unangenehm schneidend im Vordergrund stehen. Der erste Eindruck: für ein 90-Euro-Headset absolut inakzeptabel.
Also muss man den übersichtlichen HS1-Treiber (siehe Bildergalerie) aufgerufen und am internen Equalizer schrauben. Und siehe da: das HS1 kann durchaus druckvolle Bässe wiedergeben, die zudem detailreich bleiben. Auch Mitten und Höhen klingen nach einigem Herumprobieren mit dem Equalizer harmonisch und dynamisch.
Wer mit dem HS1 Spaß beim Musikhören haben will, muss also zwingend an den Equalizer-Einstellungen schrauben. Selbst die verschiedenen im Treiber gespeicherten EQ-Einstellungen passen nicht zur Klangcharakteristik des HS1. Manuell lassen sich nämlich durchaus ansprechende Settings finden, auch wenn die je nach Musikstil unterschiedlich ausfallen. Die lassen sich dann aber im Treiber speichern und jederzeit wieder abrufen.
Fazit
Mit dem HS1 gelingt Corsair ein durchaus beachtenswerter Einstieg in den PC-Audio-Bereich. Der Tragekomfort ist trotz des relativ hohen Gesamtgewichts dank der dicken Polsterung mit druckempfindlichem Schaumstoff durchweg sehr hoch. Der zu lange Kabelweg bis zur etwas klobigen Fernbedienung ist unter ergonomischen Gesichtspunkten ein grober Schnitzer, wenn auch in der Praxis kein K.O.-Kriterium.
Beim Spieleklang merkt man allerdings, wie viel Wert Corsair auf diese für PC-Spieler wichtigste Disziplin gelegt hat: Eine so beeindruckende Räumlichkeit und präzise Ortbarkeit von Geräuschen im virtuellen Raum schafft außer dem HS1 kaum ein anderes Headset mit USB-Soundchip. Dafür ernüchtert die unausgewogene Musikwiedergabe in der Standardeinstellung, die sämtlichen Hörgewohnheiten und Erwartungshaltungen im ersten Moment zuwider läuft. Mit etwas Geduld meistert das HS1 aber auch Musik mit präzisem, wenn auch etwas nüchternem Klang. (GameStar/de)