Elektromagnetische Strahlung

Handy als Tinnitus-Quelle

20.07.2010 von Armin Weiler
Telefonieren mit dem Handy tragen Mitschuld daran, dass es weltweit immer mehr Fälle von Tinnitus gibt. Diesen Verdacht äußern Forscher der medizinischen Universität Wien in der Zeitschrift "Occupational and Environmental Medicine" auf Basis einer kleinen Untersuchung. "Wer länger als vier Jahre ein Mobiltelefon besitzt, hat ein doppelt so hohes Risiko für Tinnitus", erklärt Studienleiter Michael Kundi.

Telefonieren mit dem Handy tragen Mitschuld daran, dass es weltweit immer mehr Fälle von Tinnitus gibt. Diesen Verdacht äußern Forscher der medizinischen Universität Wien in der Zeitschrift "Occupational and Environmental Medicine" auf Basis einer kleinen Untersuchung. "Wer länger als vier Jahre ein Mobiltelefon besitzt, hat ein doppelt so hohes Risiko für Tinnitus", erklärt Studienleiter Michael Kundi.

Tinnitus bei fleißigen Handynutzern häufiger

Die Forscher untersuchten 100 Patienten, die bereits länger als drei Monate lang an Tinnitus litten. Diese Wahrnehmungsstörung zeigt sich durch andauerndes Brummen, Pfeifen, Zischen, Rauschen oder Klopfen im Ohr, während jedoch Außenstehende keine Geräusche wahrnehmen. Tinnitus kann auf Ohrerkrankungen oder Verletzungen zurückgehen, sowie auf ein weites Spektrum anderer, teils ungeklärter Ursachen. Die Forscher konzentrierten sich allein auf letztere Fälle und verglichen sie mit 100 gesunden Menschen.

Im Untersuchungszeitraum 2003/04 war die Durchdringung mit Handys noch weniger groß als heute. Nachdem die Testpersonen angegeben hatten, seit wann, wie intensiv und wo sie Mobiltelefone nutzten, verglichen die Forscher dies mit den Tinnitus-Beschwerden. Bei intensiven Handynutzern stieg die Wahrscheinlichkeit, an dem Ohrenleiden zu erkranken, um 37 Prozent. Das Risiko stieg auch mit Dauer des Handybesitzes an. Die Forscher führen dies auf elektromagnetische Strahlung zurück, die von Ohrschnecke und Hörgang absorbiert werden.

Kritik an der Studie

Maximilian Maier, Sprecher vom Forum Mobilkommunikation, sieht die Ergebnisse gelassen. "Es ist der erste und zudem statistisch nur sehr schwache Hinweis auf einen möglichen Zusammenhang zwischen Handy und Tinnitus. Frühere Laboruntersuchungen mit Ratten bei Strahlungsintensitäten weit über dem Grenzwert konnten keine Schädigungen des Ohres feststellen."

Ungeklärt ist zudem, ob nicht andere Effekte, die in der Studie vernachlässigt wurden, für Tinnitus verantwortlich sind. "Die Studienautoren selbst schränken ein, dass außer den Hochfrequenzfeldern auch der Blutstau am Ohr als Ursache in Frage kommt. Viele drücken beim Telefonieren das Handy zu fest an sich", so der Mobiltelefon-Experte. Nicht zuletzt könnte auch die Lautstärke mitbestimmen. Handys werden immer häufiger als mp3-Player verwendet und können mit Ohrstöpsel bis zu 120 Dezibel erreichen. (pte/rw)