Verbraucher wollen elektronisch bezahlen

Handel tut sich mit „Cash only“ keinen Gefallen

25.06.2024 von Armin Weiler
Angeblich hängen die Deutschen am Bargeld und sehen elektronische Bezahlverfahren, insbesondere wenn sie kontaktlos sind, skeptisch. Der Branchenverband Bitkom hat andere Erkenntnisse.

Bei der derzeit laufende Fußball-Euromeisterschaft sind viele, sehr viele Fußballfans aus ganz Europa in Deutschland zu Gast. Manch einer wird sich gewundert haben, dass es immer noch Geschäfte, Restaurants oder Dienstleister gibt, die keine Kartenzahlung akzeptieren.

Verbraucher würden gerne häufiger kontaktlos bezahlen und ärgern sich, senn der Handel diese Zahlungsweise nicht anbieten kann oder will.
Foto: Artit Wongpradu - shutterstock.com

Fehlende kontaktlose Bezahlmöglichkeiten oder die Verweigerung von Kreditkartenzahlung fördert nicht gerade das Image einer modernen Dienstleistungsgesellschaft. Umso größer ist der Spott in den sozialen Netzwerken und in den ausländischen Medien.

Es scheint, dass hier der Handel der Bremsklotz ist und nicht die ignoranten Verbraucher. Laut einer repräsentativen Studie des Branchenverbands Bitkom geben rund drei Viertel an, dass es sie stört, wenn sie an der Kasse nicht kontaktlos zahlen können. 73 Prozent fordern sogar, dass alle Geschäfte gesetzlich verpflichtet werden sollten, neben Bargeld auch mindestens eine elektronische Bezahlmöglichkeit anzubieten.

Selbst unter den eher Bargeld-affinen Älteren ab 65 Jahre stört es 72 Prozent, wenn sie an der Kasse nur mit Bargeld bezahlen können. In dieser Altersgruppe unterstützen 70 Prozent die Forderung nach einer gesetzlichen Regelung, die elektronisches Bezahlen überall ermöglicht.

Was Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst dazu meint und wie es um kontaktloses Bezahlen per Smartphone oder Smartwatch steht, erfahrt Ihr auf der zweiten Seite:

Verbraucher sollen selbst entscheiden können

Auf irgendeine Art kontaktlos bezahlt haben zölf Prozent mehrmals täglich, 29 Prozent täglich und weitere 30 Prozent mehrmals pro Woche. 23 Prozent bezahlen einmal pro Woche kontaktlos, vier Prozent seltener. Mit Smartphone oder Smartwatch bezahlen zehn Prozent mehrmals täglich an der Kasse, 15 Prozent täglich und 19 Prozent mehrmals pro Woche. Weitere sieben Prozent tun dies einmal pro Woche, acht Prozent seltener. "Elektronisches Bezahlen ist schnell, bequem, sicher und unter dem Strich auch für die Geschäfte effizient. Kundinnen und Kunden sollten selbst entscheiden können, auf welche Weise sie bezahlen wollen, diese Wahlfreiheit sollte in Deutschland überall selbstverständlich sein", fordert Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst.

Kontaktloses Bezahlen gehört für die meisten Verbraucher mittlerweile zum Alltag. Allerdings zahlt knapp die Hälfte selten oder nie mit Smartphone oder Smartwatch.
Foto: Bitkom

Zwischen den Altersgruppen gibt es beim kontaktlosen Bezahlen zwar deutliche Unterschiede, es hat sich aber auch bei den Älteren fest etabliert. 99 Prozent der 16- bis 29-Jährigen haben in den vergangenen zwölf Monaten mindestens einmal mit Karte, Smartphone oder Smartwatch kontaktlos bezahlt, bei den 30- bis 49-Jährigen sind es mit 100 Prozent praktisch alle, bei den 50- bis 64-Jährigen 98 Prozent und selbst unter den Seniorinnen und Senioren ab 65 Jahren bezahlt eine deutliche Mehrheit von 93 Prozent kontaktlos. Schaut man nur auf die Bezahlvorgänge mit Smartphone oder Smartwatch, so sind es bei den 16- bis 29-Jährigen 83 Prozent, bei den 30- bis 49-Jährigen 75 Prozent, bei den 50- bis 64-Jährigen 68 Prozent und bei den Älteren ab 65 Jahren sind es 18 Prozent.

Das elektronische Bezahlen, das mit der Corona-Pandemie einen Schub bekam, dürfte weiter zunehmen. 80 Prozent der Deutschen geben an, dass sie in den letzten Jahren bereits weniger Bargeld nutzten als früher, 62 Prozent gehen zudem davon aus, dass sie künftig seltener Bargeld verwenden werden. Ebenfalls 62 Prozent sagen, dass ihnen ohne Bargeld nichts fehlen würde. Allerdings räumt auch die Hälfte ein, mehr Geld auszugeben, wenn sie elektronisch bezahlen.

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