Die Ereignisse in Japan bleiben nicht ohne Folgen für den deutschen Markt. Wir haben bei Achim Reichstein, Einkaufsleiter bei Distributor Siewert & Kau nachgefragt, welche Auswirkungen er in absehbarer Zeit erwartet.
Wird es Produktengpässe geben, und wenn ja, bei welchen Produkten?
Achim Reichstein: Es kann und wird zu Engpässen bei den Herstellern kommen, die Bauteile aus japanischer Fertigung einsetzen. Dazu zählen hochwertige Kondensatoren, die auf Mainboards und in Netzteilen verbaut sind und natürlich Halbleiterprodukte wie NAND-Flash. NAND-Flash wird in Produkten wie USB-Sticks, Speicherkarten aller Art, Solid State Disks, aber beispielsweise auch in Smartphones, Tablet -PCs eingesetzt.
Wird sich die Katastrophe auf die Preise auswirken?
Reichstein: Sicherlich! In welchem Umfang hängt von den tatsächlichen Konsequenzen in Japan ab. Das heißt vor allem, wie stark und wie lang die Produktion an den jeweiligen Standorten von der Katastrophe und den Folgen daraus beeinträchtigt sein wird.
In welchem Zeitraum erwarten Sie eventuelle Auswirkungen?
Reichstein: Die Auswirkungen sind unmittelbar nach derartigen Ereignissen spürbar. Hamsterkäufe führen innerhalb weniger Stunden zu Bestellannahmestops und Allokationen bei den Herstellern und Lieferanten. Diese werden gegebenenfalls nach Prüfung der tatsächlichen Konsequenzen wieder gelockert oder gelöst. Aber genaue Zeitangaben sind derzeit nicht möglich - auch vor dem Hintergrund der Folgen aus den defekten Atomreaktoren.
Was können Sie als Distributor unternehmen, um negative Folgen zu minimieren?
Reichstein: Durch schnelle Reaktionszeiten, enge Zusammenarbeit mit den Herstellern und entsprechende Liquidität, können diese Vorfälle kurzfristig sehr positive Auswirkungen auf das Geschäft haben. Auch unsere Kunden tätigen Hamsterkäufe bei dem Distributor, der noch Ware zu niederen Preis hat. Mittelfristig müssen die Planungen an die Liefersituation angepasst werden. Das geht nur im ständigen Dialog mit den Herstellern und den Kunden.
Wird der Fachhandel aus Ihrer Sicht mit längerfristigen Auswirkungen zu rechnen haben?
Reichstein: Eine konkrete Aussage ist derzeit schwierig. Es bleibt abzuwarten, ob die Produktion der japanischen Bauteile tatsächlich in einem Umfang beeinträchtigt ist, dass nachhaltige Einflüsse auf die Verfügbarkeit und damit auf die Preise zu erwarten sind. Die aktuellen Preisänderungen basieren eher auf die künstliche Verknappung. Allerdings ist die Situation in den AKWs besorgniserregend. Eine nukleare Belastung der Region kann schwerwiegende Folgen nach sich ziehen - die Konsequenzen sind daher nur ganz schwer abschätzbar. (awe)