Manche Mitarbeiter gehen für ihren Chef durchs Feuer. Andere wechseln die Straßenseite, wenn sie ihm begegnen. In den meisten Betrieben gibt es dabei interessanterweise immer nur die eine oder die andere Kategorie von Arbeitnehmern. Sechs Grundtypen von Chefs kann man unterscheiden, wobei jeder seine ureigensten Eigenschaften hat.
Der Häuptling
Der Häuptling ist der Vater des Unternehmens, er kann alles und er weiß alles über seinen Betrieb. In der Regel hat er sein Unternehmen selbst aufgebaut, er führt es komplett mit allen Facetten. Seine Mitarbeiter vertrauen ihm und das ist gut so, denn die Entscheidungen des Häuptlings folgen nicht immer rationalen Gedankengängen. Gute Häuptlinge fragen Mitarbeiter um ihre Meinung, binden sie in den Unternehmensprozess mit ein und organisieren die Unternehmensnachfolge. Für diese Art von Chef legen die meisten Mitarbeiter ihre Hand ins Feuer.
Schlechte Häuptlinge hingegen entscheiden alles selbst, dulden keine anderen Götter oder Kronprinzen neben sich und bleiben bis zum letzten Atemzug auf ihrem Chefsessel sitzen. Sie sind unersetzlich, das Unternehmen hängt einzig und allein von ihnen ab. Alle Probleme, die mit Unternehmensnachfolge zu tun haben, haben immer auch mit diesen Häuptlingen zu tun, weil sie bis zum letzten Moment nicht von ihrem Unternehmen lassen können.
Der General
Der General kommt normalerweise, wenn es brennt. Wenn ein Unternehmen in eine kritische Situation geraten ist, wird er gerufen. Er ist dann der unumschränkte Führer des Unternehmens und ist dabei spezialisiert auf bestimmte Tätigkeiten. Er kann viel, weiß viel und seine Mitarbeiter haben teilweise Vertrauen zu ihm, aber er entscheidet alles selbst. Er entscheidet schnell und duldet keinen Widerspruch. Er trifft schnell notwendige Entscheidungen auch, wenn sie unangenehm sind und bleibt bis zum Sieg oder bis zur Niederlage. Erfahrung ist eine wichtige Voraussetzung für einen General, denn schnelle Entscheidungen müssen oft ohne Analyse nur aufgrund von Erfahrung getroffen werden. Ein General kann durch einen anderen ersetzt werden, denn hat er einmal auf einem Kriegschauplatz gedient, kann er auch auf ähnlichen Schauplätzen agieren.
Der Pirat
Dem Piraten ist das Unternehmen vollkommen egal. Er kauft ein Unternehmen mit dem Ziel, es schnell zu zerschlagen und vom Verkauf der einzelnen Sparten zu profitieren. Seine Führung beschränkt sich darauf, Kosten um jeden Preis zu senken, Mitarbeiter zu entlassen, Abfindungen einzusparen und Profit zu maximieren. Die mittel- oder langfristige Entwicklung des Unternehmens interessiert ihn nicht. Piraten zerstören Wirtschaftskraft und sind oft genug dabei der Meinung, dass es richtig ist, was sie tun. Diese Art von Piraten ist wohl entstanden, weil erfolgreiche Väter ihren Söhnen ein Weltbild vermittelt haben, bei dem das höchst erreichbare Ziel ist, schnell möglichst viel Geld zu verdienen. Die Väter hatten dabei den Aufbau von Unternehmen im Kopf, die Söhne hingegen sind zum Spekulieren an die Börse gegangen.
Der Pfarrer
Er ist die Mutter des Unternehmens. Mitarbeiter und Harmonie gehen ihm über alles. Er trifft seine Entscheidungen eher nach dem Prinzip Glauben als aufgrund von Auswertungen oder Wissen. Das Unternehmen des Pfarrers ist in seiner Reinform nicht überlebensfähig - es sei denn, es arbeitet in einem Non-Profit Bereich. In diesem Bereich kommt das Geld zum Überleben durch andere Bereiche und Mittel. Das Prinzip, welches er vertritt, ist aber gerade heute für alle Unternehmen lebensnotwendig. Der Pfarrer gehört nicht an die Spitze, wohl aber ins mittlere Management.
Der Manager
Der Manager führt einen Teilbereich eines Unternehmens. In seiner Reinform braucht er nicht viel Wissen und Kenntnisse über die Produkte und Märkte, für die er zuständig ist. Er weiß dafür sehr genau, wer was im Unternehmen gut kann, und er versteht es, die Fähigkeiten seiner Mitarbeiter gut einzusetzen. Er fügt Menschen zu Teams zusammen, die sich gegenseitig ergänzen. Er vertritt das Team nach außen und delegiert Maßnahmen, die durchgeführt werden müssen, nach innen. Der Manager kennt seine Mitarbeiter sehr genau und hat zu jedem ein gutes Vertrauensverhältnis. Er bleibt, solange es ihm gefällt. Er ist nur gleichwertig austauschbar. Die meisten Probleme, die man heute mit Managern hat, liegen in der Tatsache, dass diese sich zuviel in die Arbeit ihrer Mitarbeiter einmischen, anstatt das Team zu kontrollieren und zu führen.
Der Vorstandsvorsitzende
Last but not least gibt es den Typen, der viel zu oft in der Zeitung steht. Er steht dem Unternehmen vor und ist allein seinen Shareholdern verantwortlich. Wenn der Hauptaktionär zufrieden ist, verdient er viel Geld. Wenn der Shareholder Interesse am Fortbestand des Unternehmens hat, entwickelt ein Vorstands-vorsitzender die Eigenschaften des Häuptlings oder des Managers. Wenn kein Interesse vorhanden ist, mutiert er zum Piraten. Ein solcher Vorsitzender weiß dann wenig vom eigentlichen Unternehmen. Der Kontakt zu Mitarbeitern ist eher zufällig und er entscheidet ausschließlich im Sinne im Sinne der Aktionäre. In diesem Fall bleibt er zumeist nur kurz und wechselt bald zu einem anderen Schauplatz. Er ist relativ leicht auszutauschen.
Die Mischung machts
Natürlich findet man die vorgenannten Typen nur sehr selten in ihrer Reinform. Aber wenn man sich seine Vorgesetzten unter diesen Prämissen anschaut, wird das ein oder andere Erkennen im Auge des Betrachters aufblitzen. Cheftypen, die ein Unternehmen voranbringen und entwickeln, findet man am ehesten unter den Häuptlingen, Managern oder Vorstandsvorsitzenden. Man findet sie aber nur dann, wenn dem Eigentümer des Betriebes die mittel- und langfristige Entwicklung seines Unternehmens wichtiger ist als der kurzfristige Profit. Und manchmal steckt einer dieser vorgestellten Typen auch in uns selbst.
Zum Autor: Helmut König ist Geschäftsführer von Königskonzept, einem Beratungsunternehmen mit Schwerpunkt Marketing, Vertrieb und Organisation. Mehr Informationen: Helmut König - Königskonzept, Tel. 0172/9201709, Fax. 0721 151 430 712, Email: helmut-koenig@koenigskonzept.de, Internet: www.koenigskonzept.de (gn)