Standortanalyse statt Aktionismus

Haben Sie wirklich den falschen Job?

25.11.2008
Karriereplanung ist wieder ein angesagtes Thema. Jahrelang herrschte Stillstand, frei nach dem Motto: "Nur nicht negativ auffallen - Hauptsache, man hat überhaupt einen Job". Jetzt gibt es wieder Optionen für Veränderungsgedanken. Aber wohin?

Manche Menschen nutzen die Gelegenheit, ihren Traumjob herauszufinden und ihn in die Tat umzusetzen. Dazu gehört eine diplomierte Maschinenbauingenieurin, die jahrelang in einem Konzern mit der Produktion von Chips tätig war und immer unglücklicher wurde. Nach einer professionellen Standortbestimmung fand sie ihre eigentliche Berufung. Nach einigen Recherchen nahm sie ein Fernstudium in England auf und hängte ihren bisherigen Job an den Nagel. Seit ein paar Monaten arbeitet sie als selbständige Gartenarchitektin und ist jetzt sehr glücklich und ausgeglichen, weil sie endlich ihre eigentliche Berufung gefunden hat.

Die wenigsten Menschen haben den falschen Beruf

Viele Menschen möchten ebenfalls die derzeit positiven Zeichen der Zeit nutzen. Dabei haben sie oft die Vorstellung, sie seien eigentlich in einem ganz falschen Beruf gelandet und müssen womöglich ebenfalls etwas ganz anderes manchen, so wie das beim Karrierewechsel der Gartenarchitektin der Fall war. "Bevor man das falsche Problem löst, sollte man aber erst einmal die richtige Diagnose stellen. Sonst läuft man aber Gefahr, das Kind mit dem Bade auszuschütten. Nur die wenigsten Menschen sind in einem völlig falschen Beruf gelandet", sagt Madeleine Leitner.

Die Münchner Psychologin berät seit über zehn Jahren Menschen in Fragen der persönlichen Karriereplanung. "Auch ich war anfangs der Ansicht, dass Menschen bei beruflicher Unzufriedenheit grundsätzlich einen Karrierewechsel vornehmen müssten. Im Verlauf der Jahre habe ich aber festgestellt, dass bei differenzierter Betrachtung die Ursachen für die berufliche Unzufriedenheit oft eher in ganz bestimmten Punkten lagen, die relativ leicht gelöst werden könnten.".

Viele Ursachen für Unzufriedenheit

Wenn man sie denn kennen würde - denn so simpel das klingt, so schwer tun sich viele damit, genau das herauszufinden. Die Ursachen können nämlich mannigfaltig sein. Nach der Erfahrung von Madeleine Leitner liegt die Unzufriedenheit oft in der "Chemie" begründet (zum Chef, zu Kollegen oder Kunden). Eine andere Ursache sind beispielsweise Arbeitsbedingungen wie unrealistische Ziele, eine reine Computertätigkeit oder zu viel Routine, ohne geistig gefordert zu sein und vieles mehr.

Wieder andere Menschen können sich nicht mit den Werten des Unternehmens identifizieren (wenn sich zum Beispiel alles nur noch um den Shareholder Value dreht und Mitarbeiter nur noch als Kostenfaktoren gesehen werden; oder wenn die Firma bewusst schlechte Qualität in Kauf nimmt). Vielleicht hat man aber auch nur eine unpassende Position, verdient zu wenig, sitzt in der falschen Firma oder müsste einmal einen längeren Urlaub machen. All diese Punkte kann man in den Zeiten eines positiven Jobmarkts relativ gut ändern, ohne noch einmal eine aufwendige Weiterbildung zu machen und ganz von vorne anzufangen.

Deshalb ist es ratsam, vor einer beruflichen Veränderung eine Standortanalyse vorzunehmen und die eigene Karriereplanung mit System anzugehen. "Es gab auch schon Leute, die bei mir festgestellt haben, dass ihr Job eigentlich genau der war, den sie haben wollten. Das hatten sie aber gar nicht mehr registriert", so Leitner. (oe)

Kontakt und weitere Informationen: Madeleine Leitner karriere - management, Ohmstraße 8, 80802 München, Tel.: 089 330794-44, Fax: 089 330794-45, E-Mail: ml@Karriere-Management.de , Internet: www.karriere-management.de