So glaubt etwa Michael Zitz, CEO beim SAP-Partner All for One, dass das sein Unternehmen 2025 stark wachsen wird. Grund hierfür: Unternehmen müssen ihre digitale Transformation fortsetzen und immer mehr SAP-Kunden werden 2025 auf die Cloud-basierte Plattform SAP S/4HANA migrieren. "Als internationaler IT-, Consulting- und Service-Provider rund um SAP werden wir von der hohen Nachfrage des Mittelstands nach Digitalisierungslösungen profitieren", meint Zitz.
Mit dieser Meinung ist der All for One-Chef nicht allein, auch Anbieter von ERP-Lösungen außerhalb des SAP-Universums vertreten die Auffassung, dass ihren Vertriebspartnern goldene Zeiten bevorstehen, sofern sie sich mit den neuen technischen Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz (KI) auseinandersetzen.
"2025 werden technische Fortschritte den ERP-Vertriebspartnern die größten Chancen bieten, weil sie mit Hilfe der neuen Technologien die sich verändernden Erwartungen ihrer Kunden tatsächlich erfüllen können", meint etwa Björn Urban, Channel Director Central Europe bei Sage.
Ein weiterer Anbieter von ERP-Lösungen für den Mittelstand, Haufe X360, hat 2024 besonders viel in seinen Channel investiert, und will dies auch 2025 tun. Mittlerweile arbeiten die Freiburger mit über 100 Resellern in Deutschland zusammen, und das Channel-Wachstum soll weiter gehen: "Die Anzahl der Partner möchten wir in den nächsten Monaten mindestens im gleichen Maß entwickeln wie zuletzt", sagt Christian Zöhrlaut, Chief Product Officer bei Haufe X360.
Es ist davon auszugehen, dass die mit der KI einhergehenden Fortschritte bei der Nutzung der ERP-Software 2025 besonders stark ausfallen werden, etwa bei der Automatisierung von Standardprozessen. So werde sich etwa die Nutzung von KI in der Buchhaltung 2025 durchsetzen, meint Aaron Harris, Technikchef bei Sage. "KI-Agenten werden die Verantwortung für Buchhaltungsfunktionen übernehmen und dabei innerhalb ihnen gegebener Rahmenbedingungen weitgehend autonom agieren", so der Sage-CTO.
Damit aber Kunden diese KI-Agenten tatsächlich zum Einsatz bringen können, benötigen sie tatkräftige Unterstützung ihrer IT-Dienstleister. Und diese wiederum müssen sich mit der neuen Technik rechtzeitig vertraut machen, fordert Björn Urban von Sage: "Channel-Unternehmen sollten in die Entwicklung von Fähigkeiten in diesen Bereichen investieren, um sich bei ihren Kunden als sachkundige Partner zu positionieren, die diese Technologien effektiv in die ERP-Systeme ihrer Kunden integrieren können."
Was die dazugehörige Ausbildung der eigenen Vertriebspartner betrifft, da hat Haufe X360 schon einiges geleistet und eigenen Angaben zur Folge die Zahl der Consultants in den Partnerunternehmen 2024 um 82 Prozent erhöht: "Wir sind äußerst zufrieden und stolz auf dieses Ergebnis - und wollen es im nächsten Jahr ausbauen", sagt Carsten Schröder, President of Cloud ERP bei Haufe X360.
Die Zahl der Buchhalter wird abnehmen
Sollten die KI-Agenten in der Buchhaltung irgendwann tatsächlich völlig autonom agieren, werden natürlich nicht mehr so viele Menschen als Buchhalter arbeiten. Noch ist es aber nicht so weit. Zuerst müssen sich die neuen Buchhaltungs-KI-Agenten in der Praxis bewähren, sprich: die Abläufe im Unternehmen verinnerlichen.
Hierzu werden wiederum heute noch Menschen benötigt, meint Sage-CTO Harris: "Buchhalter werden lernen müssen, wie sie effektiv mit den großen Sprachmodellen interagieren können, die den KI-Technologien zugrunde liegen. Insbesondere werden sie sich Prompt Engineering zu eigen machen müssen." Bei diesen Schulungen werden sicherlich auch Sage-Partner behilflich sein.
So "antrainiert" werden die Buchhaltungs-KI-Agenten aber schon bald in der Lage sein, völlig fehlerfrei und autonom zu agieren. Dann werden die Buchhalter heutiger Ausprägung nicht mehr benötig. Das leuchtet auch dem Sage-CTO ein: "Buchhalter sollten sich dann stärker auf bedeutende Tätigkeiten wie strategische Planung und Beratung konzentrieren". Eines ist aber klar: die Zahl der "strategisch" wirkenden Buchhalter wird definitiv unter der Menge der heute "klassisch" arbeitenden Buchhalter liegen.
Auswirkungen für Vertriebspartner der ERP-Hersteller
Für Vertriebspartner kann der Siegeszug der KI im ERP-Umfeld zu mehr Geschäft verhelfen. Schließlich muss die neue Technologie in die ERP-Systeme der Kunden integriert werden, damit viele - mittlerweile digitalisierte - Geschäftsprozesse weitgehend autark ablaufen.
"Kunden verlangen, dass ihre IT-Dienstleister ihnen neue Technologien - insbesondere die Künstliche Intelligenz - in einer konsumierbaren Form bereitstellen und dass diese Technologien sich sofort positiv auf ihre internen Abläufe auswirken", weiß Björn Urban aus eigener Erfahrung zu berichten.
Gleichzeitig fordert der Channel Director bei Sage Mitteleuropa seine Vertriebspartner auf, sich auf bestimmte vertikale Märkte zu spezialisieren. Denn nur mit dem Branchen-spezifischen Know-how seien Systemintegratoren in der Lage, sich von der Konkurrenz abzusetzen: "So können sie ihre Zielgruppe erweitern und sich durch passgenaue, wertschöpfende Lösungen im Markt differenzieren."
Schlussendlich wollen alle Sage-, SAP- und Haufe-Kunden ihre internen Prozesse weitgehend automatisieren, um auf diese Weise Kosten einzusparen. Dann sind sie sicherlich auch in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten bereit, in neue Technologien und Services zu investieren. Daher könnte 2025 ein sehr gutes Jahr für Vertriebs- und Integrationspartner der ERP-Hersteller werden.
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