Zielgruppen und LED-Backlight

"Grüne Monitore" auf dem Vormarsch (Teil 2)

16.06.2009
In der neuen Reihe "Grüne Monitore" geht es im Teil 2 um die Fragen: Ist Green IT nur ein Thema für Konzerne? Und ist der Kunde bereit, für neue Technologien wie LED-Backlight mehr auszugeben?

In der neuen Reihe "Grüne Monitore" geht ChannelPartner.de im Teil zwei den folgenden Fragen nach: Green IT ist in aller Munde, aber wen interessiert es wirklich, wenn man für neue Technologien wie LED-Backlight mehr ausgeben muss? Große Unternehmen mit Tausenden von Rechnern sicherlich, aber auch den Mittelstand oder gar den privaten Endverbraucher?

Branchenvertreter und Marktforscher sind sich da auch nicht einig, vor allem auch was die Frage angeht, ob die Kunden bereit sind, dafür mehr auszugeben.

Der Schweizer Pharmariese Novartis baut seine ganze Firmenzentrale in Basis im Sinne grüner Technologien um. So auch die Deutsche Bank in Frankfurt. Diese Unternehmen tun dies nicht nur im Sinne der Imagepflege, sondern auch aus Kostengründen angesichts steigender Energiekosten. Für sie rechnet es sich natürlich besonders, wenn ein neuer LCD-Monitor zum Beispiel nur noch ein Drittel oder die Hälfte des Stromes frisst.

Branchenhauptverband BITKOM sieht aber auch insgesamt ein Erwachen in Sachen Green IT:

"Die Strompreise waren, sind und bleiben voraussichtlich hoch - trotz der wirtschaftlich schwierigen Situation. Daher rechnen sich Investitionen in energieeffiziente Produkte für alle Unternehmen, ob groß, mittel oder klein. Wichtig: Der IT-Verantwortliche eines Unternehmens sollte auch für den Energieverbrauch der IT verantwortlich sein. Oft werden die Energiekosten beim Facility Management verbucht. Wenn die Energiekosten der IT aber beim CIO (IT-Chef) aufschlagen, ändert sich die Einstellung zu Green IT sehr schnell."

Weiter heißt es vom Verband: "Nach einer repräsentativen BITKOM-Umfrage im Februar 2009 sind fast 60 Prozent der Verbraucher bereit, für Green-IT-Produkte einen höheren Preis zu zahlen." Für 84 Prozent der Verbraucher sei ein niedriger Energieverbrauch bei ITK-Produkten wichtig bis sehr wichtig. 80 Prozent legen laut BITKOM auch Wert auf Umwelteigenschaften wie eine leichte, öko-gerechte Entsorgung.

LED tut Geldbeutel mehr weh

Industriebeobachter DisplaySearch rechnet in einer neuen Studie vor, dass im ersten Quartal 2009 weltweit nur etwa 100.000 LCD-Monitor-Panels mit LED-Backlight ausgeliefert wurden und sieht die geringe Akzeptanz in direktem Zusammenhang mit dem höheren Preis.

Dies bestätigt sich auch für Acers Monitor-Produktmanager Martin Sasse, der mit LED Energieeinsparungen von bis zu 58 Prozent sieht: "Unsere Erfahrungen mit LED-Backlight haben gezeigt, dass beim Kunden kaum Bereitschaft besteht, für Green IT mehr Geld in die Hand zu nehmen. Wenn der User aber bei identischem Preis zwischen einem umweltverträglichen und einem herkömmlichen Gerät wählen kann, entscheidet sich der überwiegende Teil für einen Monitor, der ökologische Standards erfüllt Da sich die 2CCFL- und die 4CCFL-Technologie preislich etwa auf dem gleichen Niveau bewegen, erhalten Kunden zu einem vergleichbaren Preis ein energieeffizientes LCD, mit dem sie in der Folge durch geringeren Energiebedarf Kosten senken und zugleich die Umwelt schonen."

Green IT stellt ihm zufolge vor allem in großen Unternehmen ein "griffiges" Verkaufsargument dar. "Wer die Total Cost of Ownership bei der Entscheidungsfindung vernachlässigt, macht einen eklatanten Fehler. Ich will dies an einer kurzen Rechnung verdeutlichen: Eine Energieeinsparung von 10 W pro Stunde bei 6 Stunden Betrieb und 220 Arbeitstagen summiert sich auf über 13 kWh pro Monitor und Jahr. Bei einem Preis von 20 Cent pro kWh sind das im Jahr mehr als 2,50 Euro. Bei dem Betrieb eines Monitors vernachlässigen die meisten Kunden diese Betriebskosten. Aber wenn ein großes Unternehmen eine Investitionsentscheidung für 15.000 LCDs trifft, die drei Jahre im Einsatz sein sollen, ergibt sich ein Einsparungspotenzial im sechsstelligen Bereich", so Sasse.

Wortmann: LED versus 2CCFL

Die Wortmann AG plant, im dritten oder vierten Quartal 2009 einen 216 Zoll großen Terra-Monitor mit LED-Backlight auf den Markt zu bringen, knüpft aber noch Bedingungen daran. "Wenn die LEDs ausgereift sind und eine tatsächliche Stromersparnis erzielt werden kann." Denn derzeit würden CCFL-Röhren optimal eingesetzt noch mehr Stromersparnis bringen als LEDs.

Allgemein sieht der Anbieter und Distributor aber einige Vorzüge von Leuchtdioden als Hintergrundbeleuchtung:

"Im Gegensatz zu Kaltkathoden-Leuchtstoffröhren (CCFL), die geringe Mengen umweltschädlicher Substanzen (z.B. Quecksilber) enthalten, sind LED-Beleuchtungen frei von Schadstoffen und somit umweltfreundlicher herzustellen und zu entsorgen. Leuchtdioden benötigen keine Aufwärmzeit und sind in der Helligkeit von 0 bis 100 Prozent regelbar. Dies ermöglich fast endlos hohe dynamische Kontrastraten von z.B. 1.000.000:1."

Und weiter fügt Wortmann hinzu: "Weitere Argumente für Leuchtdioden sind deren lange Lebensdauer, Zuverlässigkeit, hohe mechanische stabilität, sehr gute Farbtreue und eine gleichmäßige Ausleuchtung. CCFL werden mit Hochspannung betrieben, deren Erzeugung in der sog. Inverterschaltung nicht ganz unproblematisch ist. Leuchdioden hingegen werden mit einer kleinen Spannung betrieben, die von einer modernen Elektronik problemlos zur Verfügung gestellt werden kann.

Die strengen Stromsparwerte der TCO sowie der neuen ENERGY STAR 5.0 Richtlinie lassen sich mit herkömmlichen 4-Leuchtstoffröhren-Systemen kaum noch erfüllen. Allerdings hat es in der Entwicklung der CCFL-Hintergrundbeleuchtung in letzter Zeit auch deutliche Fortschritte gegeben. So wird die neue Generation LCD-Panel mit 2 hoch effektiven Leuchtstoffröhren betrieben anstatt der bisherigen 4 Röhren. Bei gleicher Helligkeit ist damit eine Reduzierung der Leistungsaufnahme um ca. 50 Prozent möglich. Damit liegen CCFL und LED in der Leistungsaufnahme bzw. Effektivität zurzeit etwa gleichauf. Natürlich geht auch hier die Entwicklung der Leuchtdioden immer weiter."

Damit ist Teil zwei unserer neuen Reihe "Grüne Monitore" noch nicht abgeschlossen. Im Teil 2-2 melden sich weitere Stimmen aus dem Markt bezüglich der Fragen, wie viel Strom sich mit neuen Monitoren einsparen lässt, ob Green IT nur ein Thema für Konzerne ist und was von LED-Backlight zu erwarten ist.

Übrigens: Für den gesamten Themenkomplex "Green IT" hat ChannelPartner.de auch eine eigene Rubrik. Klicken Sie doch einmal mal hinein. (kh)