Greenpeace hat die elfte Fassung seines Ratgebers "Grüne Elektronik" (Guide to Greener Electronics) veröffentlicht. Eine Ohrfeige gibt es diesmal für die PC-Hersteller HP, Lenovo und Dell, die Zusagen zum Verzicht auf giftige Chemikalien zurückgenommen haben und dafür Strafpunkte bekommen. "Es geht uns um die Bereitschaft, Verantwortung für Produkte zu übernehmen", betont Claudia Sprinz, Konsumentensprecherin bei Greenpeace. Derartige Bereitschaft hat Philips im Bereich Produktrücknahme und Recycling signalisiert und macht damit einen gewaltigen Sprung nach vorne. An der Spitze des Feldes findet sich erneut Nokia, während Nintendo wie schon zuvor seit seiner Erstberücksichtigung im Dezember 2007 das Schlusslicht im Greenpeace-Ranking bildet.
Gemäß früheren Versprechen wollten HP, Lenovo und Dell bis Ende 2009 in ihren Produkten auf PVC und bromierte Flammschutzmittel (BFRs) verzichten. Zwar produzieren sowohl Dell als auch Lenovo einige PVC- und BFR-freie Geräte, doch zum generellen Verzicht wird es ebenso wie bei HP frühestens 2010 kommen. Für diesen Rückschritt im Bereich "Chemikalien" wird jedem der drei Unternehmen ein Strafpunkt aufgebrummt. Als Vorbild in diesem Bereich sieht Greenpeace Apple. Das Unternehmen habe bereits Ende 2008 die Chemikalien fast völlig aus den Produkten eliminiert und lediglich die Zertifizierung von PVC-freien Stromkabeln sei bislang noch nicht abgeschlossen. "Wenn es Apple gelingt, auf diese Chemikalien zu verzichten, dann sollten auch die anderen führenden PC-Hersteller dazu in der Lage sein", meint Sprinz. Allerdings schafft auch Apple als bestbewerteter PC-Hersteller nur 4,7 von zehn Punkten und liegt damit in der unteren Hälfte des Ranking-Feldes. Der bisherige Spitzenreiter unter den PC-Herstellern, Fujitsu Siemens Computers, ist diesmal allerdings nicht in der Wertung, da es zum 1. April zu einem Neustart des Unternehmens kommt.
Philips wird umweltfreundlicher
Aus dem roten Bereich verabschiedet hat sich dagegen Philips. Das niederländische Elektronikunternehmen springt vom 15. auf den vierten Platz im Ranking, da es auf eine groß angelegte Greenpeace-Kampagne mit mehr als 47.000 Unterstützern reagiert hat. Philips will nun finanzielle Verantwortung für das Recycling seiner Produkte übernehmen. Zwar muss erst ein funktionierendes System für Rücknahme und Recycling umgesetzt werden, doch ist Greenpeace über die positiven Signale seitens Philips erfreut - wohl nicht zuletzt, da Philips noch in der zehnten Version des Ratgebers einen Strafpunkt für seine Haltung im Wertungsbereich "E-Abfall" bekommen hatte.
Mit 7,5 Punkten behält Nokia den Spitzenplatz im Ranking und ist dabei stark im dritten Wertungsbereich "Energie". Unter anderem wird der finnische Konzern dafür gelobt, bereits ein Viertel seines Stroms aus erneuerbaren Energien zu beziehen und punktet durch eine hohe Energieeffizienz neuer Produkte. Geradezu traditionell am anderen Ende der Reihung findet sich der Konsolenhersteller Nintendo. "Offenbar ist ihnen das Thema 'Grüne Elektronik' egal", kritisiert Sprinz. Den vorletzten Platz belegt mit Microsoft ein weiterer Konsolenhersteller - es sind insbesondere die Xbox und ihr Zubehör, die für schlechte Wertungen in den beiden wichtigsten Punkten Chemikalienverzicht und Energieeffizienz verantwortlich sind. Allerdings schneidet der Konzern auch im kompletten Wertungsbereich E-Abfall katastrophal ab. (pte/awe)