Im Mai 2010 angekündigt, nimmt Google TV mit dem bevorstehenden Marktstart in den USA sowie mit starker Unterstützung von Sony langsam Form an, sagen die Analysten von Frost & Sullivan.
Das Unternehmen habe zuletzt auch einige Details über neue Content-Partnerschaften durchsickern lassen, um die Verbraucher für die eigene Internet-TV-Lösung zu begeistern. Durch Google TV wolle Google seine führende Stellung im Web nun auch auf Fernseher übertragen. Allerdings stößt die weltgrößte Suchmaschine hier auch auf gewisse Widerstände, unter anderem auf Konkurrenzunternehmen, die früher am Markt waren und sicherlich nicht kampflos das Feld räumen wollen.
So sagt Adrian Drozd, Chefanalyst für den ICT-Bereich bei Frost & Sullivan: "Da Apple und andere Unternehmen, wie Yahoo und Roku, sich ebenfalls darauf konzentrieren, ein vernetztes TV-Erlebnis für den Mainstream zur Realität werden zu lassen, hat Google durchaus Konkurrenz. Die Größenordnung und Ausrichtung, mit der Google den Nutzern ein besser integriertes TV-Erlebnis liefern möchte, dürfte dem Unternehmen jedoch eine starke und vorteilhafte Position im Wettbewerb verschaffen.”
Ende Oktober sollen mit einer externen Set-Top-Box (STB) von Logitech und Sony-Fernsehern mit integriertem Blu-ray-Player schon die ersten Geräte in den US-Handel gelangen, womit Google TV rechtzeitig auf den Markt kommt, um Thanksgiving und das Weihnachtsgeschäft mitzunehmen.
Zu den ContentPartnerschaften, die Google eingegangen ist und entwickeln will, gehören TV-optimierte Websites sowie Inhalte und Applikationen für Video-on-Demand. Drozd zufolge ist die Verfügbarkeit von attraktiven Inhalten ein ganz entscheidender Faktor, wenn es daraum geht, die Potentiale für den Markt für vernetztes Fernsehen auszuschöpfen. Bekannt gegeben hat Google TV unter anderem Vereinbarungen mit Amazon, den Sendern HBO und NBA, mit Napster, Netflix, Turner Broadcasting, Twitter und VDO.
"Google TV hat jedoch noch keine Unterstützung seitens der großen US-TV-Networks und wird sich in den nächsten Wochen und Monaten darauf konzentrieren müssen, diesbezüglich Fortschritte zu machen, um den Nutzern attraktivere Angebote machen zu können”, gibt Drozd zu Bedenken. "Für das Jahr 2011 ist die weltweite Markteinführung vorgesehen und Google wird dafür seine Content-Beziehungen außerhalb der USA erweitern müssen, um Nutzern in anderen Märkten lokale und relevante Dienstleistungen anbieten zu können."
Apple hat im September eine überarbeitete Version der Apple-TV-STB auf den Markt gebracht und ist damit dem Analysten zufolge nicht nur in punkto Design und Nutzbarkeit im Vorteil, sondern auch was den Preis angeht. 99 Dollar im Vergleich zu 299 für die "Revue"-Box von Logitech sprechen eine deutliche Sprache.
Die Möglichkeiten von Google TV sollen aber weit die von Apple gebotenen Inhalte hinausgehen, welche im Wesentlichen auf urheberrechtlich geschützte Technologie und auf dem "Walled Garden"-Prinzip basieren. "Googles Ziel ist es, eine Softwareplattform zur Verfügung zu stellen, die Rundfunk- und Internet-basierte Inhalte auf dem Fernseher nahtlos zusammenbringt”, so Drozd.
Mit "Walled Garden" (ummauerten Garten) sind proprietäre Lösungen gemeint, die nur beschränkten Zugriff auf Daten im globalen Internet erlauben. Google TV integriert hingegen einen Web-Browser mit vollem Internet-Zugang, wodurch sich lau Frost & Sullivan auch mehr Möglichkeiten für Google-Partner im Bereich Werbung erschließen.
"Auch die Verfügbarkeit von Android-Applikationen dürfte ein entscheidender Vorteil sein, da Apple bisher noch keine Inhalte des App-Stores über sein Apple TV-Gerät verfügbar gemacht hat. Google hingegen wird zugleich mit der TV-Plattform eine Reihe von Anwendungen auf den Markt bringen, die zweifellos rasch zunehmen werden, sobald sich die Plattform durchsetzt und mehr Entwickler spezifische Inhalte kreieren. Der bereits im mobilen Sektor bewährte offene Ansatz von Google dürfte sich also auch hier lohnen. Die Möglichkeit der Suche in TV- und Web-basierten Inhalten verleiht Google einen wichtigen Wettbewerbsvorteil, nicht nur gegenüber Apple, sondern auch gegenüber andern möglichen Quellen für vernetztes Fernsehen, wie Spielekonsolen und hybriden Set-Top-Boxen", kommentiert Analyst Drzd.
Bisher hat Google nur einen Pay-TV-Anbieter, nämlich Dish Network, ins Boot geholt, andere werden aber sicherlich folgen.
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"Durch derartige Verbindungen kann Google TV zu einem vollständig integrierten Dienst werden, mit dem zum Beispiel Fernsehshows direkt über die Google-Schnittstelle aufgenommen werden können, anstatt zwischen dieser und der EPG eines Anbieters wechseln zu müssen. Da die Nutzbarkeit einen vitalen Erfolgsfaktor darstellt, werden mehr Partnerschaften dieser Art erforderlich sein. Eine der entscheidenden Herausforderungen wird jedoch darin bestehen, die Kabelanbieter davon zu überzeugen, dass Google TV eine unentbehrliche Erweiterung und keine Bedrohung im Wettbewerb darstellt", so Drozd abschließend. (kh)