Google Cloud will in Zukunft keine Gebühren mehr von seinen Kunden kassieren, wenn diese den Cloud-Provider wechseln wollen. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Demzufolge könnten Anwender ihre Daten und Workloads kostenfrei aus Googles Cloud-Infrastruktur zu einem anderen Anbieter transferieren.
Damit würde sich Google von den ungeliebten Transfergebühren verabschieden, die auch andere große Cloud-Provider wie Amazon Web Services (AWS) und Microsoft erheben. Die Höhe der Kosten richtet sich in aller Regel nach dem Datenvolumen, das zwischen den Clouds verschoben wird.
Geschäftspraktiken in der Kritik
Die Geschäftspraktiken der großen Cloud-Provider stehen seit einiger Zeit im Blickpunkt von Untersuchungen verschiedener Kartellbehörden. Anfang April 2023 hatte beispielsweise die britische Medienaufsichtsbehörde Ofcom (Office of Communications) den Kartellbehörden in Großbritannien, der Competition and Markets Authority (CMA), empfohlen, den Cloud-Markt genauer unter die Lupe zu nehmen.
Eine Studie habe ergeben, dass die Geschäftspraktiken der Cloud-Anbieter den Wettbewerb behindern würden, hieß es in einer offiziellen Ofcom-Mitteilung. Hohe Gebühren für den Datentransfer, Rabatte für längerfristige Verträge und technische Beschränkungen würden es Geschäftskunden erschweren, den Cloud-Anbieter zu wechseln oder mehrere Provider im Sinne einer Multi-Cloud zu nutzen.
Google propagiert Offenheit
Nun scheint Bewegung in den Markt zu kommen. Google Cloud wolle verstärkt an offenen und interoperablen Cloud-Ökosystemen arbeiten, schreibt Amit Zavery, General Manager und Vice President bei Google Cloud, in einem Blog-Beitrag. Die Cloud sollte flexibel genug sein, um sich verändernde Kundenanforderungen erfüllen zu können.
"Ab heute können Google-Cloud-Kunden, die Google Cloud nicht mehr nutzen und ihre Daten zu einem anderen Cloud-Anbieter oder in ein eigenes Rechenzentrum migrieren möchten, die Vorteile einer kostenlosen Netzwerkdatenübertragung nutzen, um ihre Daten aus Google Cloud zu migrieren", verspricht Zavery. Dies gelte für alle Kunden auf der ganzen Welt.
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Nach Ansicht des Plattform-Verantwortlichen für die Google-Cloud müsse sich jedoch noch mehr ändern. Die Abschaffung der Datenübertragungsgebühren erleichtere den Kunden zwar den Wechsel des Cloud-Anbieters, löse jedoch nicht grundlegende Probleme in der Cloud-Nutzung, so Zavery. Der Manager nennt an dieser Stelle konkret "restriktive und unfaire Lizenzierungspraktiken".
"Bestimmte Anbieter nutzen Monopole aus"
Bestimmte Anbieter würden bestehende Software-Monopole ausnutzen, um neue Cloud-Monopole zu schaffen, kritisiert der Google-Mann. Er spricht von restriktiven Lizenzierungspraktiken, die die Kunden einschränkten und den Wettbewerb verzerrten.
Zavery moniert komplexe Geflechte von Lizenzbestimmungen, die die Kunden in der Cloud-Auswahl beschränkten, für deutlich höhere Preise sorgten, wenn sich die Kunden für die Nutzung der Clouds bestimmter Konkurrenten entschieden, und die Interoperabilität von Software in der Cloud-Infrastruktur von Konkurrenten einschränkten.
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Diese und andere Einschränkungen entbehrten jeder technischen Grundlage und könnten die Cloud-Kosten für die Kunden um den Faktor drei erhöhen. Im Vergleich dazu seien die Datentransfer-Kosten für Kunden minimal. "Die Erleichterung des Wechsels von einem Anbieter zu einem anderen trägt wenig zur Verbesserung der Auswahl bei, wenn die Kunden durch restriktive Lizenzierungspraktiken gebunden bleiben", konstatiert Zavery. Es müsse noch viel mehr getan werden, um Hindernisse für mehr Wettbewerb auf dem Cloud-Markt abzubauen.