Apple und Amazon sind schon da. Jetzt kommt Google: Das Nexus 7 ist das erste Tablet des Android-Erfinders und es soll iPad und Kindle Fire ausstechen. Unser ausführlicher Test zeigt die Stärken und Schwächen des 7-Zoll-Tablets mit Jelly Bean.
von Thomas Rau & Christian Remse, PC-Welt
199 Dollar. Allein der Preis macht das 7-Zoll-Tablet Google Nexus 7 attraktiv. Doch das ist nicht alles: Quad-Core-Prozessor Tegra 3, ein blickwinkelstabiles und hochauflösendes IPS-Display und die neueste Android-Version 4.1 (Jelly Bean) bringt das Google-Tablet auch noch mit.
Google baut das Nexus 7 nicht selbst, macht daraus aber kein Geheimnis: Sowohl auf der Verpackung wie auf der Rückseite des Gehäuses prangt der Name des eigentlichen Herstellers Asus. Im Nexus-Karton liegt außerdem die Garantiekarte von Asus, denn die taiwanische Firma wickelt auch den Support für das Nexus 7 ab.
Erster Kontakt: Das Nexus 7 ist nicht billig
Von 199 Dollar ist nichts zu spüren, als wir das Nexus 7 zum ersten Mal in die Hand nehmen: Das Kunststoffgehäuse ist solide verarbeitet, das Tablet liegt durch seine strukturierte Rückseite griffsicher in der Hand. Das Design mit abgerundeten Ecken, einer schmalen silbernen Einfassung des 7-Zoll-Bildschirms und der dunkelbraunen Rückseite überwältigt nicht, beleidigt aber auch nicht das Auge. Es wirkt eleganter als das Amazon Kindle Fire und hält auch mit der Optik des Samsung Galaxy Tab 2 7.0 locker mit.
Mit einer Bauhöhe von 10,6 Millimetern fällt das Nexus 7 zwar einen Hauch dicker aus als das Samsung-Tablet, ist aber deutlich höher als das iPad 2. Dafür lässt sich die rückwärtige Abdeckung leicht lösen, sie ist nur durch Haltenasen befestigt: Zickt das Nexus 7, kommt der freundliche Tablet-Repair-Mann so schnell an die Innereien. Servieaufträge sollten sich beim Nexus 7 viel bequemer erledigen lassen als beim iPad.
Blickwinkelstabiler Bildschirm mit hoher Auflösung
Hochwertiger als der Preis vermuten lässt, ist auch das Display des Nexus 7: Es bietet knackscharfe Bilder und Buchstaben dank der hohen Punktedichte von 216 ppi. Das Nexus 7 bringt auf seinem 7-Zoll-Bildschirm mit 1280 x 800 Pixel so viele Bildpunkte unter wie 10-Zoll-Android-Tablets.
Tablet |
Diagonale (Zoll) |
Auflösung |
Punktedichte |
Google Nexus 7 |
7 |
1280 x 800 |
216 |
Apple iPad 3 |
9,7 |
2048 x 1536 |
264 |
Samsung Galaxy Tab 2 7.0 |
7 |
1024 x 600 |
170 |
Der Bildschirm ist angenehm hell und zeigt natürliche, kräftige Farben. Außerdem erweist er sich als sehr blickwinkelstabil, sowohl bei vertikaler wie horizontaler Draufsicht. Für 199 Dollar kein schlechtes Display – doch an die Qualität des deutlich besseren Galaxy 2 7.0 kommt das Nexus 7 nicht heran.
Das fast perfekte Android: Jelly Bean
Als erstes Tablet bringt das Nexus 7 die Android-Version 4.1 (Jelly Bean) mit. Während des Tests veröffentlichte Google ein neues Update: Die 12,6 MB große Datei aktualisiert das Nexus 7 auf Version 4.1.1. Google will Leistung und Bedienung des Tablets dadurch nochmals verbessert haben. Als neue Funktion starten Sie mit einem Wisch vom unteren Bildschirmrand die Google-Suche.
Jelly Bean erleichtert vor allem die Bedienung. Die neue Benutzeroberfläche spielt gerade auf dem kleinen Bildschirm des Nexus 7 ihre Vorteile aus. In einer Leiste am unteren Bildrand lassen sich zum Beispiel sechs Apps platzieren für den Schnellzugriff. Auch Ordner lassen sich auf diese Positionen setzen.
Die Statusleiste ziehen Sie jetzt von oben herunter: Das ist bei Smartphones üblich, für Tablets aber neu. Mehr Übersicht auf den Homescreens gewinnen Sie dadurch, dass Widgets ihre Größe anpassen können.
Endlich auf iPad-Niveau: Die Bedienung beim Nexus 7
Den größten Sprung macht Jelly Bean aber bei der Bedienung: Durch den Schritt von Honeycomb auf Ice Cream Sandwich wurden Tablets schon deutlich reaktionsschneller. Mit Android 4.1 legt Google noch eins drauf. Das Nexus 7 ist das Android-Tablet mit der bisher flüssigsten Bedienung: Das gilt fürs Blättern durch die Startbildschirme und für das Vergrößern von Fotos. Auch durch lange Listen – etwa Bücher- oder Musiksammlungen wischen Sie jetzt ohne die Android-typischen Ruckler. Auch das Blättern durch Ebooks ist flüssig und schön animiert.
Sehr schnell scrollen Sie durch Webseiten: Selbst komplexe Seiten mit vielen Bildern und Kästen stellen das Nexus 7 vor keine Bedienungsprobleme. Nur wer genau hinschaut – und ein iPad 3 als Referenzgerät neben sich liegen hat – erkennt, dass Android noch nicht ganz so flüssig arbeitet wie iOS. Verkleinern Sie beispielsweise aufgezoomte Webseiten, reagiert beim Nexus 7 zunächst nur ein Teil der Seite auf die Fingergeste. Erst mit kurzer Verzögerung wird der Rest der Seite kleiner. Beim iPad folgt dagegen die gesamte Webseite exakt der Fingergeste. Der Lagesensor reagiert mit leichter Verzögerung, dreht das Bild dann aber sehr schnell und ruckelfrei. Das wirkt beim Nexus 7 aber etwas abrupt, beim iPad ist die Drehung fließender.
Kleines Tablet, aber mit vier (eigentlich fünf) Kernen
Im Nexus 7 arbeitet Nvidias Quad-Core-Prozessor Tegra 3. Bisher war er nur in deutlich teureren Tablets wie dem Acer Iconia A510, dem Toshiba AT300-101 oder dem Asus Transformer Prime verbaut. Durch den Tegra 3 wird das Google Nexus zur mobilen Spielekonsole. Angepasste Spiele wie Riptide GP zeigen auf dem Nexus 7 zusätzliche Effekte wie Wasserspritzer oder Bewegungsunschärfe. Besonders Spiele, die Sie durch Bewegungen des Tablets steuern, machen auf dem kleinen und leichten 7-Zoll-Tablet mehr Spaß als auf größeren Androiden – vor allem weil die Auflösung auf dem Nexus 7 genauso so hoch ist.
Die Prozessorkraft zeigt sich auch in Benchmarks wie Sunspider, Smartbench oder GLBenchmark: Hier liegt das Nexus 7 mit den anderen Tegra3-Tablets im Spitzenfeld.
Nexus 7: Klein, aber mit mit Marathon-Ausdauer
Mit 334 Gramm ist das Nexus 7 ein extrem leichtes Tablet. Und passend dazu besitzt es eine sehr lange Akkulaufzeit: Im Video-Test hält es über zehn Stunden durch. Beim WLAN-Surfen kommt es auf 9,5 Stunden. Damit überflügelt es sogar die meisten 10-Zoll-Tablets, die einen deutlich größeren Akku haben, als die 16-Wattstunden-Batterie im Nexus 7. Bei den 7-Zoll-Tablets steht es bei der akkulaufzeit ohne Konkurrenz da: Das Samsung Galaxy Tab 2 7.0 beispielsweise hält nur rund halb so lange durch.
Im deutschen Play-Store fehlen noch Filme und Musik
Ähnlich wie der Amazon Kindle soll das Nexus 7 vor allem als Abspielgerät dienen für die Inhalte des Google Play Store. In Deutschland können Sie bisher das erweiterte Angebot mit Filmen und Musik nicht nutzen. Hierzulande erwartet Sie auch auf dem Nexus 7 das bekannte Angebot mit Apps, Spielen und Büchern. In den USA dagegen hat Google ein riesiges Paket an Inhalten am Start: Was es dort alles gibt, lesen Sie auf der nächsten Seite.
Google Play Store: Filme, Musik, Zeitschriften
Film und Fernsehen: Privat-Videothek
Nachdem Sie Nexus 7 eingeschaltet und eingerichtet haben – dazu gehört ein Google-Wallet-Konto samt Kreditkarteninformationen für den Einkauf im Google Play Store - begrüßt Sie der Start-Bildschirm. Am unteren Bildschirmrand reihen sich von links nach rechts die unterschiedlichen Apps auf. Einmal auf das Icon in Form eines roten Filmstreifens getippt und es öffnet sich Ihre persönlichen Videothek. Deren Oberfläche teilt Multimedia-Inhalte übersichtlich in die Rubriken „Filme“, „TV-Shows“ und „Persönliche Videos“ auf. Die ersten beiden Kategorien enthalten Vorschläge, während Sie unter dem dritten Reiter Videos finden, die Sie zuvor per USB von Ihrem Rechner an das Nexus 7 übertragen haben. Tippen Sie auf die Schaltfläche „Mehr von Google Play“, gelangen Sie zum eigentlichen Store.
Praktisch: Per Wischen von rechts nach links und umgekehrt sortiert die Oberfläche Inhalte nach unterschiedlichen Kriterien. Möchten Sie sich beispielsweise auf den neuesten Stand bringen, verraten Ihnen die gleichnamigen Kategorien welche kürzlich in den Kinos erschienen Filme für das Tablet verfügbar sind. Für Nutzer, die bestimmte Genres wie Horror oder Drama durchforsten möchten oder nach einem ausgewählten Titel suchen, klappt die Oberfläche ein entsprechendes Menü auf beziehungsweise bietet per Tippen auf die Lupe in der rechten oberen Bildschirmecke eine Suchfunktion.
Egal, wie Sie gewünschte Filme finden, der Google Play Store bietet die Inhalte zum Kaufen oder Leihen an. Sie können alle Filme entweder online streamen oder komplett herunterladen und offline abspielen – letzteres eignet sich beispielsweise dann, wenn Sie sich beim Camping-Urlaub ohne WLAN in der Wildnis berieseln lassen möchten. Je nach Kauf oder Leihgabe fallen unterschiedliche Kosten an. Für den Kauf von älteren Filmen wie Batman Begins (2005) verlangt Google 2,99 US-Dollar (derzeit rund 2,50 Euro). Aktuellere Filme wie Kevin Smith’s Bindlestiffs (2012) kosten in HD-Qualität (High Definition) stolze 7,99 US-Dollar (derzeit rund 6,60 Euro).
Alternative zum Kauf: Mit dem Ausleigen sparen Sie Geld und vermeiden, dass der Speicher wegen gekaufter Filmen knapp wird. So fallen für das Drama Machine Gun Preacher (2011) anstatt des Kaufpreis von 14,99 US-Dollar (derzeit rund 12,30 Euro) lediglich 3,99 US-Dollar für die Leihgabe in Standard-Qualität (SD) und 4,99 US-Dollar (derzeit rund 4,10 Euro) für die Leihgabe in dem hochqualitativeren Format High Definition (HD) an – die Verfügbarkeit eines Titels in HD hängt von den Möglichkeiten Ihres Geräts sowie dem Titel selbst ab. Hinweis: Borgen Sie sich ein Video, können Sie es innerhalb von 30 Tagen nach Zahlungseingang abspielen. Einmal angespielt, bleiben Ihnen 24 Stunden minus der angebrochenen Zeit, um das Video fertig gucken. Verpassen Sie diese Fristen, verfällt der Leihanspruch und Sie müssen den Film erneut borgen.
Ein deutlich größerer Preisunterschied zwischen SD und HD fällt beim Kauf von TV-Serien-Staffeln auf. Für die Serie House fallen für die SD-Version 34,99 US-Dollar (derzeit knapp 29 Euro) an, während Sie für die HD-Ausgabe 44,99 US-Dollar (rund 37 Euro) berappen müssen. Clever: Haben Sie beispielsweise eine Folge von House verpasst, können Sie einzelne Episoden aus dem Google Play Store für den Einheitspreis von 1,99 US-Dollar (rund 1,60 Euro) herunterladen. Während in etlichen Fällen nur eine Staffel verfügbar ist, können Sie in einigen Ausnahmefällen wie bei der Serie Lost alle sechs Staffeln herunterladen – ein etwas unauffälliger grauer Pfeil neben der Staffel-Angabe weist darauf hin, dass sich hinter der Tippfläche weitere Staffeln verbergen. Positiv: Kaufen Sie sich eine vollständige Staffel einer gerade laufenden Serie, erhalten Sie automatisch die neuesten Episoden, sobald diese offiziell über den Äther gehen. Weniger erfreulich ist allerdings, dass sich TV-Shows derzeit nur kaufen, nicht aber ausleihen lassen.
Musik: Nexus 7 als Jukebox
Eine vergleichbare Programmoberfläche beziehungsweise Benutzerführung bietet die Musik-App – erkennbar an dem gelben Kopfhörer-Icon. Tippen Sie darauf, laden Sie wahlweise Musik per USB von Ihrem Rechner auf das Tablet, um unterwegs Ihren Lieblings-Songs zu frönen, oder wählen aus kostenpflichtigen sowie kostenlosen Titeln im Google Play Store. Öffnen Sie den Store und tippen auf „Free Music“, listet Ihnen die Oberfläche sämtliche Gratis-Songs auf – ideal, um ohne finanzielles Risiko neue Musik-Perlen zu entdecken. Diese können Sie anschließend nicht nur direkt über die Oberfläche wiedergeben, sondern sogar für das Anhören ohne Internet-Verbindung auf das Nexus 7 laden. Die meisten Musikangebote kosten jedoch – zwischen 3,99 US-Dollar (derzeit rund 3,30 Euro) und stolzen 14,49 US-Dollar (knapp 12 Euro) pro Album. Positiv: Gefällt Ihnen lediglich ein einzelner Song, müssen Sie nicht erst das gesamte Album kaufen, sondern können diesen für den Einheitspreis von 1,29 US-Dollar (rund 0,98 Euro) erwerben. Lieder dürfen Sie in vielen Fällen für mehr als eine Minute probehören. Meistens handelt es sich bei dem Auszug um den Refrain des Songs.
Praktisch: Laden Sie Ihre bereits existierende Musikbibliothek (bis zu 20.000 Songs kostenlos) in die Musik-Cloud, können Sie Ihren Songs und Alben bei bestehender Internet-Verbindung überall lauschen.
Magazine und Bücher: Kiosk und Bibliothek auf dem Nexus 7
Rufen Sie den Zeitungskiosk des Google Play Stores auf, finden Sie – ebenfalls nach Suchkriterien und -rubriken unterteilt – zahlreiche Magazine. Ähnlich wie an einem begehbaren Kiosk fallen die Kosten für die jeweiligen Zeitschriften unterschiedlich aus. Für das Nachrichten-Magazin Newsweek verlangt Google 4,99 US-Dollar (rund 4,10 Euro), während das Lifestyle-Magazin Maxim bereits für 0,99 US-Dollar (rund 0,80 Euro) erhältlich ist. Anstatt jede Ausgabe einzeln zu kaufen, können Sie das Magazin auch abonnieren. So erhalten Sie nicht nur automatisch die neueste Ausgabe aufs Nexus 7, sondern sparen auch. Positiv: Die meisten Zeitschriften enthalten sogar eine kostenlose Leseprobe. Hinweis: Da sich der Google Play Store bislang nur an englischsprachige Kunden beziehungsweise Verkaufsregionen richtet - Nutzer in Kanada, im Vereinigten Königreich und in Australien haben aufgrund rechtlicher Bestimmungen allerdings nur eingeschränkten Zugang zum Google Play Store - , besteht das Angebot ausschließlich aus englischsprachigen Publikationen.
Fällt die Kaufentscheidung auf eine elektronische Version eines Buchs, können Sie eine kostenpflichtige Ausgabe nicht nur für zwischen 3,99 US-Dollar (rund 3,30 Euro) und 29,99 US-Dollar (rund 24,70 Euro) kaufen, sondern zudem kostenlos anlesen. Tippen Sie dazu auf die Schaltfläche „Vorschau“ und Nexus 7 lädt die ersten Seiten herunter. Per Wischen blättern Sie im integrierten Ebook-Reader um – ganz intuitiv. Positiv: Neben kostenpflichtigen Büchern bietet der Google Play Store sogar reihenweise kostenlose Literatur – darunter fallen Klassiker wie Treasure Island (Die Schatzinsel) von Robert L. Stevenson.
Das Bücherangebot bekommen Sie mit dem Nexus 7 – wie mit jedem anderen Android-Gerät - auch in Deutschland. Die günstigsten Bezahlangebote starten bei 99 Cent. Es gibt aber auch kostenlose Ebooks – zumeist Klassiker. Das Angebot ist aber schlechter als beispielsweise bei Amazon: Zum Testzeitpunkt bot der Büchershop von Google nur drei Ebooks aus der Top 10 der Spiegel-Bestseller. Immerhin sind die Ebooks bei Google genauso teuer wie bei Amazon – die deutsche Buchpreisbindung macht’s möglich.
Nexus 7: Die Schwächen
Ein Tablet für 199 Dollar kann nicht perfekt sein. Doch das Nexus 7 zeigt Schwächen, die nicht nur mit dem günstigen Preis zu erklären sind. Offenbar wollte Google nicht nur günstig, sondern auch schnell sein - manchmal zu schnell
Das Nexus 7 hat ein großes Problem: Abgesehen vom hochauflösenden Bildschirm und dem Quad-Core-Prozessor hat Google den Fertiger Asus aufgefordert, alles wegzulassen, was das Tablet verteuern würde. Dem Nexus 7 fehlt beispielsweise eine rückwärtige Kamera. Als Ersatzknipse würde das leichte und kompakte 7-Zoll-Tablet mehr Sinn machen als ein großer 10-Zöller. Die Auflösung der Frontkamera beträgt 1280 x 960 Bildpunkte.
Zu wenig Speicher: Das Nexus 7 muss in die Cloud
Ebenfalls nervig: Die 199-Dollar-Version des Nexus 7 bietet nur 8 GB Speicher. Davon sind außerdem nur 5,75 GB frei verfügbar. Und die sind mit ein paar Filmen, Musik und Spiele-Apps schnell gefüllt. Der interne Speicher lässt sich nicht erweitern: Dem Nexus 7 fehlt ein Kartenleser. Das hat zur Folge, dass Sie als Nexus-Nutzer förmlich in die Cloud gezwungen werden.
Für die Verbindung zur Cloud müssen Sie aber online sein. Und hier kommt der zweite große Nachteil des Nexus 7 zum Tragen: Das 7-Zoll-Tablet ist zwar viel leichter, kleiner und damit deutlich mobiler als ein 10-Zoll-Tablet. Aber es bringt nur WLAN mit und zwingt Sie somit in die Nähe eines Access Points. Klar können Sie dem Nexus 7 durch Tethering per Smartphone zum 3G-Zugang verhelfen: Aber das ist umständlich und zehrt bei beiden Geräten am Akku.
Nur Micro-USB und Kopfhörer: Kein Kartenleser
Viele Anschlüsse besitzt das Google Nexus 7 nicht: Mit einem PC oder dem Netzteil verbinden Sie es über das beiliegende USB-Adapter-Kabel, das in den Micro-USN-Port des Tablets passt. Ansonsten gibt es noch einen Kopfhörerausgang, ebenfalls an der Unterseite des Tablets.
Die Versäumnisse bei der Hardware lassen sich noch mit dem niedrigen Preis entschuldigen. Kleine Tablets mit 3G wie das Samsung Galaxy Tab 2 7.0 kosten nun mal mindestens rund 150 Euro mehr. Doch das Nexus 7 offenbart auch einige Ungereimtheiten bei der Handhabung, bei denen man sich fragen muss, ob Google einfach nur geschlampt hat.
Wo Sie beim Nexus 7 nachbessern müssen
Der Startbildschirm und das Apps-Menü beispielsweise bleiben immer in der Protrait-Ausrichtung – auch wenn Sie die ab Werk ausgeschaltete Bildschirmrotation im Menü aktivieren. Zwar werden Sie das kleine Tablet meist in dieser Buchausrichtung nutzen. Aber beim Filme schauen oder auch bei anderen Apps ist der Landscape-Modus praktischer. Kehren Sie nun aus einer Landscape-App wieder zum Startbildschirm zurück, müssen Sie das Tablet drehen – das nervt auf Dauer. Oder Sie zwingen das Nexus 7 über eine App wie Ultimate Rotation Control zur Drehung.
Jedes Android-Smartphone und –Tablet hat eine Kamera-Apps: Dem Nexus 7 fehlt sie dagegen. Nur über Apps, die auf die Kamera zugreifen, wie beispielsweise Google+ oder Skype, können Sie sie starten. Das ist einerseits sinnvoll, weil die Frontkamera vor allem zur Videotelefonie dient. Aber trotzdem hätten wir uns gewünscht, dass Google uns wenigstens die Wahl lässt, die Internetkamera des Nexus 7 auch als Knipse zu nutzen. Auch hier schaffen aber zusätzliche Apps Abhilfe – zum Beispiel die Camera Launcher App für das Nexus 7.
Keine Flash fürs Nexus 7
Schließlich endet mit dem Nexus 7 und Jelly Bean auch die Flash-Unterstützung von Android-Tablets. Den Adobe Flash-Player können Sie fürs Nexus 7 nicht herunterladen. Trotz des Vormarsches von HTML 5 setzen viele Webseiten immer noch auf Flash – und die lassen sich nun mit dem Nexus 7 genauso wenig nutzen wie mit dem iPad.
Weitere Schwachpunkte offenbart der Test: Das WLAN-Modul des Nexus 7 ist ziemlich langsam – und funkt nur auf der überlaufenen 2,4-GHz-Frequenz. Nur wenige Tablets unterstützen die schnellere, weil freiere Frequenz 5 GHz – zum Beispiel das iPad 3.
Auch beim Abspielen verschiedener Videoformate enttäuscht das Nexus 7. Es spielte zwar alle MP4-Testdateien ab – auch mit Full-HD-Auflösung und High Profile. Daran scheitern beispielsweise Tablets mit Tegra 3. Sogar MPEG2-Dateien funktionierten auf dem Nexus 7. Dafür stieg es bei Videos im AVI-Container aus und wollte auch WMV-Filme nicht wiedergeben – üblicherweise kein Problem für Honeycomb- und Ice-Cream-Sandwich-Tablets.
Google Nexus 7 im Test: Fazit
Das Nexus 7 versucht nicht, ein perfektes Tablet zu sein. Es macht nur wenige Dinge ganz richtig – die aber fast perfekt: Seine flüssige Bedienung ist die neue Referenz für Android-Geräte. Der hochauflösende Bildschirm gefällt mit seiner scharfen Darstellung. Und die Akkulaufzeit ist überragend. Damit sichert sich das Nexus 7 Bestnoten genau in den Kriterien, die für ein Tablet am wichtigsten sind.
Den Rest vernachlässigt Google: Der kleine Speicher nervt auf Dauer ebenso wie der fehlende Kartenleser. Ebenso widersinnig ist es eigentlich, ein kleines, leichtes und ausdauerndes Tablet ohne 3G anzubieten. Auch bei der Displayqualität kann das Nexus 7 nicht mit den meisten Tablets mithalten.
Doch dafür kriegen Sie das Nexus 7 zu einem Bruchteil des Preises von iPad 3, Samsung Galaxy Tab und Co. Mehr können Sie für 199 Dollar nicht verlangen – und das Erfolgsgeheimnis des Nexus 7 ist, dass viele Tablet-Käufer merken, dass sie auch gar nicht mehr brauchen.
Produkt |
Google Nexus 7 |
Prozessor |
Nvidia Tegra 3 (1,3 GHz) |
Maße (L x B x H) |
19,5 x 12 x 1,06 Zentimeter |
Betriebssystem |
Android 4.1.1 |
Gewicht (mit Akku) / Gewicht Netzteil |
334 / 80 Gramm |
Diagonale / Auflösung / Punktedichte |
7,0 Zoll (17,8 Zentimeter) / 1280 x 800 Bildpunkte / 216 dpi |
Helligkeit / Kontrast / Entspiegelung |
274 cd/m? / 883:1 / gering |
eingebauter / zusätzlicher Speicherplatz (Art) |
8 GB (Flash) / keiner mitgeliefert |
Wireless-LAN / Bluetooth / UMTS / GPS |
802.11n / ja / nicht vorhanden / ja |
Anschlüsse |
Micro-USB, Kopfhörerausgang, Internet-Kamera: 1280 x 960 (Video: 640 x 480), Mikrofon |
Lieferumfang |
Netzteil, USB-Kabel |
Sunspider / Smartbench 2011 (Productivity + Graphics) / GL-Benchmark / mittlere Ladezeit für Webseiten |
1748.7 Millisekunden / 6982 Punkte / 63 Bilder/Sekunde / 5,49 Sekunden |
WLAN-Geschwindigkeit |
18,5 MBit/s |
Startzeit: aus ausgeschaltetem Zustand / aus Bereitschafts-Modus |
32 / 1 Sekunden |
Dateien auf Gerät übertragen (700 MB) |
141 Sekunden |
abspielbare Video- / Audio- / Fotoformate |
3GP, MKV, MP4, MPEG2 / AAC, FLAC, OGG, MP3, WAV / BMP, GIF, JPEG, PNG |
Preis (unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers) |
199 Dollar (Modell mit 16 GB: 249 Dollar) |
Dieser Artikel stammt von unserer Schwesterpublikation PC-Welt. (kv)