Beliebteste Arbeitgeber für Young Professionals

Google bleibt für Informatiker Traumarbeitgeber

05.12.2014 von Ingrid  Weidner
Auch in diesem Jahr bleibt Google die unangefochtene Nummer 1 für Young Professionals. Doch die Trendence-Studie zeigt auch, dass viele über einen Jobwechsel nachdenken.
Auf der Suche nach neuen Arbeitgebern: Jeder zweite junge Informatiker will in den nächsten zwei Jahren den Job wechseln.
Foto: alphaspirit - Fotolia.com

Die ersten Herbststürme fegten bereits über das Land. Auch so mancher IT-Arbeitgeber darf sich warm anziehen, wenn er sich in die Details der diesjährigen Trendence-Studie vertieft. Knapp die Hälfte der befragten jungen Informatiker und Wirtschaftsinformatiker mit Berufserfahrung will in den kommenden zwei Jahren den Job wechseln. Manche suchen innerhalb ihrer Firma nach neuen Aufgaben, wenige planen die berufliche Selbständigkeit und andere zieht es zurück an die Hochschulen für ein weiteres Studium. Für ein Drittel der Befragten steht allerdings fest, dass sie kündigen wollen.

Dabei könnte die Welt der jungen Berufserfahrenen so schön sein. Sie verdienen mit durchschnittlich 55.507 Euro pro Jahr viel Geld und sie strotzen nur so vor Selbstbewusstsein. Knapp die Hälfte der Befragten schätzt ihren Marktwert als sehr gut ein, weitere 47 Prozent sieht sich gut positioniert und nur vernachlässigbare 3,3 Prozent rechnet sich schlechte Karrierechancen aus. Andere Akademiker mit Berufserfahrung geben sich etwas bescheidener, denn von ihnen bewerten nur 35 Prozent ihren Marktwert als exzellent.

Die Traumarbeitgeber der Young Professionals in der IT 2014
Die Traumarbeitgeber der Young Professionals in der IT 2014...
...eruierte Trendence durch eine Befragung von 543 Young Professionals mit IT-Studium, die zwischen einem und acht Jahren im Beruf stehen.
2. BMW
Der bayerische Autobauer konnte seinen zweiten Platz vom Vorjahr behaupten. Unter Young Professionals aller Fachrichtungen ist BMW sogar auf Platz eins.
4. Audi
Der Ingolstädter Autokonzern gehört auch schon seit Jahren zu den Wunscharbeitergebern der Informatikern und hat sich im Vergleich zu 2013 um einen Platz verbessert.
6. SAP...
... hat dagegen in der Gunst der Young Professionals verloren ( von Rang 3 auf Rang 6). Im Bild das SAP-Innovationcenter in Potsdam.
7. Apple...
...konnte seinen Platz vom Vorjahr behaupten. Unter Young Professionals aller Fachrichtungen liegt Apple auf Platz 20.
8. McKinsey
Die Unternehmensberatung machte in der Gunst der Informatiker einen Riesensprung, lag sie doch im Vorjahr noch auf Platz 17.
10. Porsche...
.... ist der dritte Autobauer unter den zehn beliebtesten Arbeitgebern.
11. Siemens
Deutschlands zweitgrößter Konzern, der vor zehn Jahren noch unter den Top Drei fungierte, rutschte dagegen aus den Top Ten raus.
13. BSI
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik verbesserte sich im Vergleich zum Vorjahr um neun Plätze.
14. Daimler...
... im Bild die Belegschaft der Daimler-Tochter TSS, verbesserte sich im Vergleich zu 2013 um acht Plätze. Die IT-Tochter TSS wurde auch bereits im Great-Place-to-Work-Wettbewerb als attraktiver Arbeitgeber ausgezeichnet.
15. Capgemini
Die IT-Beratung schaffte erstmals den Sprung in das Ranking der attraktivsten Arbeitgeber.
16. Fraunhofer Gesellschaft
Auch die Forschungsgesellschaften sanken leicht in der Gunst der Young Professionals, 2013 waren sie noch drei Plätze besser platziert.
18. The Boston Consulting Group
Im vergangenen Jahr hatten die Unternehmensberater noch Rang 16 belegt.
19. VW
Deutschlands größter Konzern fiel von Rang 13 auf Rang 19. Unter Young Professionals aller Fachrichtungen liegt VW auf Platz 12.
21. Lufthansa
Der Luftfahrtkonzern verlor vier Plätze im Ranking.
24. Deutsche Bank
2013 konnte sich die Deutsche Bank noch um zwei Ränge besser platzieren.
25. Max-Planck-Gesellschaft...
..verlor im Vergleich zum Vorjahr 6 Plätze.

Die Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit

"Bei den Arbeitgebern müssen bei diesen Aussagen alle Alarmglocken läuten, denn die Young Professionals im IT-Umfeld treten sehr selbstbewusst am Arbeitsmarkt auf", erklärt Annekatrin Buhl von Trendence in Berlin. Attraktive Aufgaben, persönliche Entwicklung, Wertschätzung der Mitarbeiter und Karriereperspektiven sind den Befragten besonders wichtig. Auch einen guten Führungsstil erwarten sie von ihrem Arbeitgeber sowie ein gesundes Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit. Doch auch wenn viele Firmen mit diesen Attributen für sich werben, so kritisieren die Young Professionals, dass es oft bei leeren Versprechungen bleibt. Im Arbeitsalltag dominieren stupide Aufgaben, wenig Wertschätzung und ein rauer Umgangston. Und so mancher IT-Chef reibt sich die Augen, denn die IT-Youngster nennen tatsächlich "Gehalt" als wichtigsten Wechselgrund. Gleich dahinter rangiert die "Lust etwas Neues auszuprobieren" sowie fehlende Karriere-, Entwicklungsmöglichkeiten sowie Wertschätzung.

Alle wollen (immer noch) zu Google

Freuen können sich Google, BMW und IBM, denn sie führen das Ranking der beliebtesten Arbeitgeber für den IT-Nachwuchs an. Am Suchmaschinengigant Google prallen alle schlechten Nachrichten ab wie an einem Neoprenanzug. Die Datenkrake liegt in der Gunst der IT-Freaks uneinholbar vorne. "Google hat noch mal deutlich zugelegt und steht für attraktive Aufgaben, spannende Produkte und ist eine Spielwiese für Informatiker", erklärt Buhl. Doch auch die Automobilbranche zieht viele IT-Experten an und schnappt anderen Branchen die Fachkräfte weg. Die Trendence-Frau glaubt, dass sich hier auch die Investitionen in Personal-Marketing-Maßnahmen auszahlen. Enttäuschend schnitt dagegen in diesem Jahr SAP ab. Die Walldorfer überraschten im Sommer mit Gerüchten über Umstrukturierungen und betriebsbedingten Kündigungen. Annekatrin Buhl vermutet, dass die Befragten sehr genau die aktuellen Nachrichten verfolgten und darauf reagierten. SAP rutschte von Platz drei auf die sechste Position ab.

Zwischen dem dritten und dem sechsten Rang lieferten sich die Unternehmen ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen. Microsoft schaffte es dabei auf Platz fünf. In Unterschleißheim freut das die Personaler. Sie vermuten, dass Zukunftsthemen wie Mobile und Cloud die Young Professionals anziehen. "Gerade für die Generation Y ist eine offene und mitarbeiterorientierte Unternehmenskultur, kombiniert mit flexiblen Arbeitsmodellen wichtig", sagt Esther Löb, Leiterin Personalmarketing und Recruiting Microsoft Deutschland. Auch das ergebnisorientierte Arbeiten ganz unabhängig von festgelegten Arbeitszeiten und einem Büroarbeitsplatz trägt zur Attraktivität bei, vermutet sie.

Microsoft setzt für alle gesuchten Berufs- und Qualifikationsstufen auf die direkte Ansprache. Karrieremessen und Hochschulveranstaltungen zählen zu wichtigen Recruiting-Events. "Social-Media-Recruiting wird zunehmend wichtiger", meint Löb. Auch danach fragte Trendence. Bereits 43 Prozent der befragten Young Professionals mit IT-Qualifikation nutzen intensiv soziale Netzwerke, um mehr über potenzielle Arbeitgeber zu erfahren. Allerdings ignorieren auch 33 Prozent diese Informationsquelle. Die auf Karriereplanung ausgerichteten Netzwerke Xing und LinkedIn versuchen sich seit längerem als Recruiting-Plattformen zu positionieren. Allerdings scheint ihnen das bei den Berufserfahrenen noch nicht besonders gut zu gelingen. Nur 21 Prozent der IT-Profis haben sich schon direkt über eines dieser Karrierenetzwerke bei einem Arbeitgeber beworben, 69 Prozent verneinen diese Frage ganz.

Öffentlicher Dienst als sicherer Hafen

Auf den 13. Platz schaffte es eine Behörde, deren sperriger Name aus der Riege der Arbeitgeber heraussticht. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, kurz BSI, verbesserte sich gegenüber dem vergangenen Jahr um weitere fünf Plätze. Auch die davor gelisteten Weltkonzerne Amazon und Siemens mit mehreren zehntausend Mitarbeitern verfügen nur über einen minimalen Vorsprung. In Bonn hört Anke Gaul aus der Personalabteilung des BSI solche Ergebnisse gerne, ohne sich jedoch besonders darüber zu wundern, denn auf ausgeschriebene Positionen erhält die Bundesbehörde immer viele und gute Bewerbungen. IT-Sicherheit dominierte in den vergangenen Jahren auch die allgemeinen Nachrichtensendungen, zahlreiche Abhörskandale schrecken viele auf.

Anke Gaul, BSI: ""Wir arbeiten am Puls der Zeit und bieten unseren Mitarbeitern sehr gute Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten."
Foto: BSI

Das BSI beschäftigt etwa 580 Mitarbeitern, rund 70 Prozent im IT-Sektor. An Sicherheitsthemen interessierte Mathematiker, Informatiker, Physiker, Ingenieure und Nachrichtentechniker kennen das BSI als Arbeitgeber. Neben zukunftsweisenden Projekten nennt Anke Gaul die großen Gestaltungsmöglichkeiten sowie die hoheitlichen Aufgaben als wichtige Motivation für Bewerber. Wegen des Gehalts, das im öffentlichen Dienst streng nach vorgegebenen Tabellen kalkuliert wird, zieht es wohl die wenigsten nach Bonn. Doch dafür offeriert die Behörde andere Vorteile. "Wir arbeiten am Puls der Zeit und bieten unseren Mitarbeitern sehr gute Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten", sagt Gaul. Ein sicherer Arbeitsplatz und der Beamtenstatus überzeugen ebenfalls. Sorgen wegen der flatterhaften IT-Spezialisten macht sich in Bonn niemand. "Die Fluktuation bei uns ist gering."

Die Young-Professional-Studie von Trendence

Im Auftrag der COMPUTERWOCHE befragte das Berliner Marktforschungsinstitut Trendence Young Professionals mit IT-Hintergrund nach ihren Wunscharbeitgebern, Zufriedenheit im Job und Berufswünschen für die Zukunft. An dieser exklusiven Studie beteiligten sich 543 Informatiker und Wirtschaftsinformatiker mit einem bis zu acht Jahren Berufserfahrung. Befragungszeitraum war Mai bis Juli 2014. Beliebtester Arbeitgeber bleibt unangefochten Google. Doch auf den folgenden Rängen gab es Bewegung. Und noch etwas überraschte, denn die Unzufriedenheit von einigen der hochqualifizierten Young Professionals sollte ihre Arbeitgeber aufhorchen lassen.

Kienbaum: Was Hochschulabsolventen 2014 verdienen
Frisch von der Uni, keine Ahnung vom Gehalt
Die Managementberatung Kienbaum hat in der Studie "Absolventenvergütung 2014" 656 Unternehmen befragt, wie viel Gehalt sie ihren Berufsanfängern zahlen. Wenn es nach dem Studiengang geht, ist recht eindeutig, was man studieren sollte:
Junge Juristen verdienen ...
als Einstiegsgehalt im Jahr.
Natürlich gibt es hier noch Luft nach oben und nach unten. Wer in einem Unternehmen in der Rechtsabteilung arbeitet, verdient im Schnitt 48 800 Euro Einstiegsgehalt.
Naturwissenschaftler haben am Jahresende ...
... eingeheimst - und das in ihrem ersten Berufsjahr.
Ein Ingenieur kommt auf ...
... Einstiegsgehalt, frisch von der Uni.
Wer dann in die Forschungs- und Entwicklungsabteilung geht, kann dort mit 46 000 Euro im ersten Jahr rechnen. Dasselbe bekommen dort natürlich auch andere Studiengänge, wie etwa junge ITler.
Ein junger Informatiker verdient ...
... in IT-Abteilungen von Anwenderunternehmen.
Damit gehören Informatiker zu den Absolventen, die von Anfang an überdurchschnittlich bezahlt werden.
Absolventen in Kunst und Design kommen nur auf ...
... im Jahr als Einstiegsgehalt.
Damit stehen Kunst-und Designstudenten auf der Gehaltsliste ganz unten. Nicht nur die Studienrichtung, auch der akademische Grad wirken sich auf das Gehalt aus.
So ein Doktortitel lohnt sich einfach:
Unternehmen mögen Absolventen mit einem höheren akademischen Abschluss und honorieren die Arbeit.
... verdient, wer promoviert hat im ersten Jahr des Berufslebens.
Bachelor-Absolventen liegen da weit zurück:
... machen sie in ihrem ersten Jahr.
Dafür sind die Bachelor-Absolventen viel jünger als ihre promovierten Kollegen - nur nicht neidisch werden!
Wer wegen eines Master-Abschlusses länger büffelt, hat's gut:
... kassieren Absolventen mit Master.
Damit verdienen sie aber nur unwesentlich mehr als ihre Bachelor-Kollegen. Ob sich der Master also finanziell lohnt, muss letztlich jeder selbst wissen. Wer seine Fachrichtung schon gefunden hat, aber noch nicht weiß, in welche Richtung er später beruflich gehen will, für den hat die Kienbaum-Studie auch ein paar Zahlen parat.
Wo arbeitet es sich lukrativsten?
Die Branche kann, unabhängig vom Abschluss selbst, entscheidend sein für das Einstiegsgehalt.
In der Beratung lässt sich am meisten abgreifen:
... winken als Einstiegsgehalt.
Oft haben Berater Jura oder Wirtschaftswissenschaften studiert - aber auch als Informatiker oder gar Germanist kann man dort unterkommen.
Auch Wirtschaftsprüfer können nicht meckern.
... gibt es für die harte Arbeit allein im ersten Jahr.
Wer im Handel tätig ist, verdient schlecht:
... bekommt ein Absolvent im Schnitt als Einstiegsgehalt.
Ein Informatiker oder Wirtschaftswissenschaftler sollte sich also genau überlegen, ob er im Handel tätig sein will - finanziell ist das Einstiegsgehalt überschaubar.
Die Kreativen in der Medienbranche haben am Jahresende ...
... verdient als Einstiegsgehalt und arbeiten in der am schlechtesten zahlenden Branche.
Eine dritte Entscheidungshilfe gibt die Kienbaum-Studie außerdem: Wer als Einstiegsgehalt zu wenig bekommt, kann ja immer noch auswandern. Zum Beispiel....
... in die Schweiz?
... gibt es im ersten Jahr nach Abschlusszu verdienen.
Allerdings sind auch die Lebenshaltungskosten deutlich höher - insofern nivelliert sich der Gehaltsvorteil schon wieder.
Solange man nicht nach Österreich geht. Nur.
... gibt es im Nachbarland im Schnitt.
Gehaltstechnisch sind Jungakademiker dort also nicht sonderlich gut bedient. Das wäre aber auch der einzige Grund, dort nicht hinzuziehen.