Gewusst wie: So werden Audioschätzchen verlustfrei archiviert

31.07.2007 von Ramon Schwenk
Für die Archivierung wertvoller LP-Raritäten und von CD-Originalen auf DVD oder Festplatte gibt es spezielle Alternativen zu MP3. Nur sie garantieren eine optimierte Tonwiedergabequalität.

Von Ramon Schwenk, Digital World

Damit die Musik auch daheim wie bei der Live-Aufführung klingen soll, sollte bei der Archivierung mehr auf Qualität als auf Platzersparnis geachtet werden

Anspruchsvolle Musikliebhaber kommen beim Anlegen eines Songarchivs im MP3-Format schnell an die Grenzen des populären Audiodateistandards. Zwar punktet die MP3-Komprimierung in Sachen Platzersparnis und ermöglicht bei Musik in CD-ähnlicher Klangqualität einen Kompressionsfaktor von rund 10:1 im Vergleich zu ungepackten Audiodaten.

Allerdings gehen beim Komprimieren Toninformationen verloren, denn MP3 ist ein verlustbehaftetes Verfahren, das mit einem psychoakustischen Modell arbeitet und diejenigen Audiodaten aus der Musik entfernt, die das menschliche Ohr nicht wahrnimmt. Weil Daten unwiederbringlich wegfallen, entspricht eine MP3-Datei niemals dem Original.

Die besseren Audioformate

Für ambitionierte Musiksammler mit gehobenen Ansprüchen hinsichtlich der Tonqualität ihres Archivs sind als Alternative Lossless-Formate interessant. Dabei handelt es sich um Encoding-Verfahren zur verlustfreien Kompression von Audiodaten. Anders als bei MP3, WMA, AAC und Ogg Vorbis treten bei der Umrechnung keine Kompressionsverluste auf.

Komprimierte Musikstücke besitzen exakt dieselbe Qualität wie die Originale. Vor allem wer seine archivierten Songs später wieder in bester Tonqualität auf Audio-CDs brennen möchte, ist mit Lossless-Codecs gut bedient. Das Ganze ähnelt verbreiteten Kompressionsalgorithmen wie ZIP oder RAR.

Verlustfreie Audiodateiformate haben jedoch einen gehörigen Nachteil: Zwar entspricht die Tonqualität dem Original, doch der Kompressionsfaktor beträgt in der Praxis maximal 2:1. Der Codec reduziert die Größe der Dateien um etwa 50 Prozent. Als grober Umrechnungsfaktor kann man veranschlagen, dass drei gepackte Alben etwa ein GB Daten ergeben. Das ist zwar deutlich weniger als etwa bei MP3, aber dafür steht eine Art Masterkopie des Quellmediums zur Verfügung.

Lossless-Formate eignen sich optimal für Sicherheitskopien von Audio-CDs und Schallplatten. Am eigenen PC spielt der Platzbedarf dank stetig sinkender Festplattenpreise ohnehin keine so große Rolle mehr. Lossless-Formate sind dagegen wenig sinnvoll, wenn Musikstücke über das Internet getauscht oder unterwegs auf einem tragbaren Player abgespielt werden sollen.

Qual der Wahl für Musikliebhaber

HIGH END Lossless-gepackte Musikstücke unterscheiden sich hinsichtlich der besseren Wiedergabequalität und der Dateigröße von MP3-und WMA-Songs

Bei den Lossless-Formaten gibt es allerdings keinen Standard wie MP3, vielmehr buhlen gleich mehrere konkurrierende Formate mit einander. Interessant, weil kostenlos und weit verbreitet, sind FLAC und Monkey’s Audio.

DIREKT ABSPIELEN Plug-ins sei Dank lassen sich mit FLAC und Monkey’s Audio komprimierte Stücke ohne vorheriges Auspacken wiedergeben

Dank FLAC Installer ist die erforderliche Software für FLAC (Free Lossless Audio Codec) unter Windows schnell eingerichtet. Das Installationspaket bringt Encoder, Bedienoberfläche sowie Plug-ins zur Songwiedergabe für die Abspielprogramme Windows Media Player, Winamp, Foobar 2000 sowie für Nero mit (siehe Abbildungen). Die für die Brenn-Software benötigte DLL-Datei landet automatisch im Plug-in-Verzeichnis von Nero.

Das FLAC-Format ist plattformunabhängig und frei verfügbar, so dass keine Lizenzgebühren fällig werden. Außerdem können FLAC-Dateien gestreamt werden. Das hat einige Hersteller von Streaming-Clients, CD-Playern und tragbaren MP3-Playern dazu ermuntert, FLAC in die eigenen Geräte zu integrieren. Wie MP3 bietet FLAC Platz für Tagging-Informationen wie Angaben zu Interpret, Songtitel, Albumname und Genre. Ebenfalls verbreitet ist Monkey’s Audio, bei dem Sie komprimierte Dateien an der Erweiterung APE erkennen.

Monkey’s Audio verfügt ähnlich wie FLAC über die Möglichkeit, Metadaten zu Titel und Interpret zu hinterlegen. Damit Sie APE-Dateien direkt mit Winamp wiedergeben können, müssen Sie ein Plug-in verwenden, das beim Encoder mitgeliefert wird. Die Größe der resultierenden Dateien und die Komprimierungsgeschwindigkeit sind abhängig von der gewählten Packstufe. Monkey’s Audio erzeugt zwischen fünf und zehn Prozent kleinere Dateien, unterstützt aber kein Streaming. Zwar haben die Entwickler den Quellcode zur Software veröffentlicht, allerdings handelt es sich nicht wirklich um ein freies Format. Entsprechend gering ist daher auch die Unterstützung durch Hardware-Player.

Tipp: Durch die Möglichkeit, das Original stets durch Dekomprimieren bit-genau wiederherstellen zu können, ist ein Lossless-Formatwechsel zu einem späteren Zeitpunkt ohne Qualitätsverlust durch einfaches Konvertieren der archivierten Songdateien möglich.

CDs und LPs einlesen

TITEL EXTRAHIEREN Mit dem kostenlosen Extraktor Cdex rippen Sie die gewünschten Tracks einer Audio-CD im WAV-Format

Das richtige Werkzeug zum Einlesen von Audio-CDs ist das kostenlose Cdex (siehe Abb.). Das Gratis-Tool rippt eine eingelegte Musik-CD und fügt Titel und Interpret aus einer Online-Mediendatenbank hinzu – sofern sie dort vorliegen.

Neben MP3 als Zielformat lassen sich die Songs auch als unkomprimierte WAV-Dateien speichern. Diese dienen als Ausgangsdatei für die Umrechnung mit FLAC oder Monkey’s Audio. Cdex liest auch Audiosignale über den Analogeingang der Soundkarte ein. Damit eignet es sich zum Rippen Ihrer Vinyl-Schallplatten, indem Sie den Plattenspieler über den Verstärker an die Soundkarte anschließen.

So läuft die Umrechnung

KEINE QUALITÄTSVERLUSTE Mit FLAC als Komprimierer besitzen gepackte Songs exakt dieselbe Qualität wie die Originale

Die Handhabung des FLAC-Encoders ist einfach: Nach dem Start der Software wählen Sie die zuvor mit Cdex von den Original-CDs gerippten Audio-Quelldaten 1 und legen einen Kompressionslevel 2 zwischen 0 und 8 fest (siehe Abb.).

Die Größe der Datei und damit auch das Encodierungstempo hängen von der beim Encoding gewählten Qualitätsstufe ab. Die niedrigste Stufe sorgt für eine schnellere Komprimierung, höhere Werte liefern kleinere Dateien. Empfehlenswert ist die Standardeinstellung von 6. Bei Monkey’s Audio nehmen Sie die Umwandlung ebenfalls über ein einfaches Menü vor.

Die von Cdex erstellten WAV-Dateien können Sie nach der Komprimierung mit FLAC oder Monkey’s Audio wieder löschen. Die fertig komprimierten Musikstücke brennen Sie mit einem beliebigen Brennprogramm zur Archivierung auf DVD-Rohlinge. (Digital World/go)