Immer schön ruhig bleiben

Gewinnen durch Gelassenheit

13.03.2014 von Renate Oettinger
Möglicherweise haben Sie sich schon einmal vorgenommen, sich weniger aufzuregen und gelassener zu werden? Und das hat bis heute noch nicht so recht funktioniert? Martin Christian Morgenstern zeigt, wie Sie vorgehen sollten.
Wer bei sich Stressreaktionen erkennt, sollte Entspannungstechniken lernen.
Foto: berc/Fotolia.com

Wenn man sich fragt, wer oder was ein Mensch ist, dann schaue man einfach mal kurz in das zoologische Handbuch. Dort finden wir den Menschen in der Familie der großen Menschenaffen. Ja, richtig, der Mensch ist ein Säugetier, auch wenn er das nicht immer gerne hört. Und alle Säugetiere wie andere Organismen dieser Welt verfolgen immer das Ziel, am Leben zu bleiben. Dazu wurden im Nervensystem über Jahre von Millionen verschieden Überlebensprogramme entwickelt Auch der Menschen verfügt über solche Überlebensprogramme, die bereits bei den kleinsten Anzeichen einer potentiellen Gefährdung den Körper unter Vollgas setzen. Das bezeichnen wir heute als Stress!

Die Zündanlage für dieses Stressprogramm befindet sich bei uns auf einer unbewussten Ebene des Gehirns. Deswegen können wir, sobald Dinge oder Personen in irgendeiner Form aus dem Ruder laufen, eine körperliche Stressreaktion nicht verhindern. Sie zündet quasi automatisch. Nachdem diese Reaktion gestartet wurde, wird unsere gesamte Wahrnehmung und Verhaltenssteuerung auf Kampf oder Flucht gepolt. Wir empfinden diese Form von Stress als unangenehm und sprechen jetzt auch gerne von "Druck haben".

Stress ist nicht immer schlimm, kostet aber immer Kraft

Grundsätzlich ist Stress nicht schlimm. Allerdings kostet jede Stressreaktion den Körper viel Kraft. Dafür wiederum bräuchten wir eigentlich dann eine entsprechend große Erholungszeit. Die aber kommt bei immer mehr Menschen zu kurz, weil noch viele weitere dringende Aufgaben anstehen. Kommen Erholungszeiten dauerhaft zu kurz, wird das Immunsystem des Körpers immer schwächer und gleichzeitig das Herzkreislaufsystem extrem belastet. So entsteht nun ein Fundament für handfeste Erkrankungen. Ab jetzt ist alles möglich angefangen von leichten Infekten, über Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Störungen im Verdauungstrakt, Tumorerkrankungen und vielen anderen körperlichen und psychischen Erkrankungen. Der Schlüssel dagegen heißt mehr Zeit für sich nehmen!

Normalerweise wird die eigene freie Zeit vom Gehirn als nicht so wichtig eingestuft, wie dringende Arbeitsaufträge. Deswegen ist es in der heutigen Zeit für fast jeden Menschen wichtig, ein Gefühl für eigene Belastungs- und Erholungszeiten aufzubauen. Der freien Zeit muss, zur Not auch mit der Brechstange, wieder mehr Zeit eingeräumt werden. Denn entspannen kann jeder Mensch nahezu automatisch, wenn er Zeit für sich hat. Der eine guckt Fernsehen oder liest ein Buch, der andere geht ein wenig spazieren und wer noch viel Energie übrig hat macht zum Beispiel Sport. Erholung bedarf deswegen keiner speziellen Entspannungstechnik, sondern nur einfach freier Zeit. Deswegen ist die wirksamste Entspannungstechnik, sich Zeit frei zu schaufeln.

Entspannungstechniken lernen

Natürlich gibt es darüber hinaus auch verschiedene Techniken, die im Buch "Gelassen gewinnen" vorgestellt werden, um schnell und gezielt Entspannungszustände aufbauen zu können.

Darüber hinaus kann jeder Mensch lernen, sich in Stresssituationen zu erkennen und dann mit ein paar handfesten Techniken in Gelassenheit üben. Eine einfache Technik zum Beispiel ist, unter "Druck", sprich einer angespannten Bauchmuskeldecke, einfach den Bauch fest einzuziehen und ein paar Sekunden sprichwörtlich "die Luft anzuhalten".

Martin Christian Morgenstern ist Verhaltensforscher, Evolutionspsychologe, Coach, Lehrbeauftragter und Buchautor. www.martinmorgenstern.com
Infos zum Buch: Martin-Christian Morgenstern, Gelassen gewinnen, BusinessVillage, September 2013, 224 Seiten, ISBN 978-3-86980-230-5